Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
Artikel teilen
Artikel teilen >

Kulturelle Nachtschwärmereien

Im Außerfern und Allgäu schlug man sich kunst- und kulturbeflissen die Nacht um die Ohren

In den späten Abendstunden des 15. Oktober war man in der Museumsregion Außerfern-Allgäu zu einem Spaziergang durch die Kulturszene eingeladen. An verschiedenen Orten wurde ein reichhaltiges Programm geboten, das zahlreiche Besucher gern nutzten.
18. Oktober 2022 | von Von Sabine Schretter
Kulturelle Nachtschwärmereien
Werke von Fritz Baer und Carola Baer-von Mathes waren in der Zeiller Galerie zu bewundern. RS-Fotos: Schretter
Von Sabine Schretter

Mit dabei waren das Museum im Grünen Haus in Reutte, die Zeillergalerie Reutte und das Kulturforum Breitenwang mit einer Gemeinschaftsausstellung, die Burgenwelt Ehrenberg, das Flugzuegmuseum Hangar SW-Höfen, die Hammerschmiede und das Riepphaus in Vils, die Wunderkammer in Elbigenalp und das Musem der Stadt Füssen (Hohes Schloss mit Stadtgalerie). Ob fachmännische Führung, Filmvorführung oder Ausstellungsbesuch – eines ist sicher: Der kulturellen Vielfalt konnte man sich in dieser Nacht nicht entziehen.

SCHMUCK AUS VERSCHIEDENEN EPOCHEN. Im Reuttener Untermarkt erklärte Ernst Hornstein bei einem Marktbummel anhand der kunstvoll bemalten Häuserfassaden, woran man die Unterschiede der Stilepochen erkennt und wie alte Malereien und Fresken an Fassaden fachmännisch restauriert werden. Nach einer Runde durch die Ausstellung der Werke Fritz von Baers und Carola Baer-von Mathes ging die Führung beim Zeillerhaus, das die Galerie beheimatet, los. An einer Wand des Hauses waren Malereien aus der Rennaisance entdeckt worden, deren Ursprung allerdings unbekannt ist. Was laut Hornstein sicher scheint, ist, dass die übrigen Malereien ein Werk Franz Anton Zeillers sind. Er stammt auch der Dynastie der Barockmalerfamilie Zeiller.  Sein Bruder Johann Jakob Zeiller ist der Schöpfer der Fassadenmalerei am Grünen Haus – seine Signatur bestätigt das. In einem ganz anderen Stil präsentiert sich das Tauscherhaus auf der gegenüberliegenden Straßenseite: Dessen Fassade ist mit Grisaille Malerei (grau, Ton in Ton) geschmückt. Leider wurde diese Fassade über Jahrhunderte hinweg immer wieder übermalt, Ursprüngliches ist kaum noch vorhanden. Historisierende Malereien im sogenannten „Heimatstil“ sind am „Singerhaus“ und am Gebäude der alten Post zu sehen. Eine sehr moderne Fassadenkunst – entstanden 1996 – zeigt das ehemalige „Gasthaus zur goldenen Glocke“. Der Reuttener Künstler Rolf Aschenbrenner umrahmte hier alle Fenster. Diese Malereien ließ er zu einem Ganzen verschmelzen. Das einzige Mosaik an einer Fassade zeigt die Raiffeisenbank. Das Bankgebäude entspricht der Architektur der 1980er Jahre, die Pläne stammen von Richard Gratl. 1993 brachte Ilse Brandstätter das Mosaik an. Der stilkundliche Spaziergang durch Reutte endete beim 1704 erbauten und kürzlich restaurierten „Dengelhaus“, das eine typische klassizistische Fassadenmalerei besitzt. Diese Malerei wurde nicht bei Erbauung des Hauses, sondern später aufgebracht. Aus der Erbauungszeit stammen jedoch die kunstvollen Korbgitter vor den Fenstern.
Wo auch immer Nachtschwärmer im Bezirk unterwegs waren, die „Nacht der Museen“ war auch 2022 wieder ein Erfolg.
Kulturelle Nachtschwärmereien
Bei einer stilkundlichen und kunstgeschichtlichen Nachtwanderung wurden die Fassadenmalereien der Patrizierhäuser im Untermarkt unter die Lupe genommen.

Feedback geben

Feedback abschicken >
Nach oben