Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Kulturzeit wird bald eingeläutet

Kulturinitiative Huanza hat wieder ein attraktives Programm zusammengestellt

Betty ist 16. Aus Grünau im Lechtal. Schottische Hochlandkuh. Und eine(r) der Stars bei der Eröffnung der 31. Außerferner Kulturzeit in Tannheim. Oder „30 plus 1“, wie Veronika Kunz-Radolf, ihres Zeichens Obfrau der Kulturinitiative Huanza, lieber sagt. Wie dem auch sei: Am Samstag, dem 5. September, um 17 Uhr geht es los, bis zur Finissage, am Sonntag, dem 11. Oktober, folgen dann noch elf weitere Veranstaltungen.
18. August 2020 | von von Jürgen Gerrmann und Uwe Claus
Kulturzeit wird bald eingeläutet
Das Organisationsteam von Huanza freut sich auf die 31. Auflage der Außerferner Kulturzeit: Claudia Lutz, Barbara Schuster, Evi Pfefferkorn, Obfrau Veronika Kunz-Radolf, Erika Bußjäger, Stefan Sauter und Jürgen Gerrmann (v.r.). RS-Foto: Gerrmann
von Jürgen Gerrmann

So bunt wie die Decke, die Betty auf ihren starken Schultern trägt, ist das Programm der Kulturzeit 2020, die wegen Corona lange Zeit auf der Kippe stand: Die Palette reicht dabei von der Performance über das Kabarett und den Jazz bis hin zu Bildender Kunst und A-capella-Gesang. Trotz der widrigen Umstände hofft Veronika Kunz-Radolf, dass sich viele Kulturfans nach dieser Zwangspause danach sehnen, endlich wieder Konzerte und Ausstellungen genießen zu können. Schön wäre es aus ihrer Sicht, wenn die Marke des Vorjahres erneut erreicht werden könnte – damals zählte man 1208 Besucher (252 weniger als 2018).

PERFORMANCE, KABARETT UND KUNST. Spiritus rector der Eröffnung wird Stefan Sauter aus Wiggensbach im Allgäu sein. Als Regisseur setzt er das Thema 2020 im Felixe Minas Haus kreativ und vielfältig um: „Läuten“. Kunstfotografien (hier hat Betty ihren großen Auftritt) sind da ebenso dabei wie Edelweiß-Gemälde, Musiker und Artisten. Sein Appell: „Lasst uns singend, tanzend und musizierend die Kulturzeit einläuten.“ Eigentlich ist Stefan Waghubinger Oberösterreicher. Er lebt allerdings in Deutschland, wo er mittlerweile zu den bedeutendsten Kabarettisten zählt, mit dem Kleinkunstpreis Baden-Württemberg ausgezeichnet wurde und auch im Fernsehen satirische Sendungen bereichert. Der gelernte Theologe präsentiert am Mittwoch,  dem 9. September, um 20 Uhr in der Zeiller-Galerie zu Reutte sein Programm „Jetzt hätten die guten Tage kommen können“. „Vier Mal Augenblicke“ heißt es dann kurz darauf in der Galerie Augenblick in Tannheim. Helga Hager-Aschenbrenner und Rolf Aschenbrenner haben ja über Jahrzehnte das künstlerischen Geschehen im Außerfern mitgeprägt. Ihre Werke werden im Rahmen der Kulturzeit mit Arbeiten der Söhne Marc und Thomas Aschenbrenner ergänzt. Die Vernissage ist am Freitag, 11. September, um 19 Uhr.

JAZZ, KLASSIK, TEXTILKUNST. Am Samstag, 12. September, lodert dann ab 20 Uhr auf der Reuttener Kleinkunstbühne das „Gipsy Fire“. Entflammt wird es von Sängerin Melanie Bong und ihrer Band. Die meisten Songs hat sie übrigens selbst geschrieben. Und darin spiegeln sich sowohl Erlebtes als auch Fantasien. Aber alles lebt von feiner Jazzharmonik, feurigen brasilianischen Rhythmen und einer kraftvollen Stimme. Musikalische und kulinarische Genüsse zugleich kann man am Sonntag, 13. September, im Hotel Maximilian in Ehenbichl erleben: Das CEDAG Quartett aus Innsbruck gestaltet ein Konzert zur Mittagszeit. Martin Yavryan und Clemens Gahl (Violine), Ernst Theuerkauf (Viola) und Julian Walkner (Violoncello)  spielen auch im Tiroler Symphonieorchester zusammen, können aber im eigenen Ensemble ihren speziellen musikalischen Leidenschaften besser nachgehen: frühe Streichquartette ebenso wie Romantik und zeitgenössische Musik. Als Gast bringen sie den Klarinettisten Peter Rabl mit. „Seilschaften“ sind zwar politisch nicht gerade populär, aber als Kunstprojekt können sie durchaus faszinierend sein und jede Menge „Stoff“ zum Diskutieren liefern. Das zeigen Daniela Pfeiffer und Evi Kirchmaier in der Zeiller-Galerie in Reutte. Zur Vernissage für die Ausstellung, die Stoffe mit abstrakten Acrylbildern kombiniert, kann man am Donnerstag, 17. September, um 19 Uhr kommen.

LITERATUR UND FILM. Mit Tirols Nationalhelden Andreas Hofer kann man sich am Freitag, 18. September, ab 20 Uhr aus einer ungewöhnlichen Perspektive auseinandersetzen: Die aus dem Lechtal stammende Autorin Lotte Paulmichl schildert dessen Leben in ihrem Roman nämlich aus den Augen seiner Frau Anna. Und da dürfte es ab und zu schon mal auch Gegensätze zu den herkömmlichen Heldengeschichten geben. Begleitet wird die Lesung von Ausschnitten aus dem Stummfilm über den Freiheitskämpfer. Auch in der Zeiller-Galerie in Reutte gibt es eine Lesung: Christoph W. Bauer präsentiert dabei seinen Roman „Niemandskinder“, der sich um  Kindheiten, Liebe und Verlust, aber auch die aktuelle Plage des Terrorismus dreht. Zurück zum Stummfilm: Der Inbegriff der frühen alpinen Kinogeschichte ist Luis Trenkers „Der weiße Rausch“ mit Leni Riefenstahl in der Hauptrolle. Am Donnerstag, 8. Oktober, kann man ab 19.30 Uhr in die winterliche Pracht eintauchen – und die Gruppe Tyrol erweitert die Filmmusik um eine moderne Interpretation.

SAXOPHONE, LANGE NACHT UND CHOR. Gleich acht Saxophone werden am Freitag, 9. Oktober, ab 19 Uhr beim Jazz-Dinner den Saal des „Schwarzen Adler“ in Vils erfüllen. Stephan Wetzel gestaltet dieses außergewöhnliche Konzert mit Musikern, die er selbst ausgebildet hat. Deshalb heißt das Ensemle ja auch Smesch – und das ist die Abkürzung für „Stefan mit ehemaligen Schülern“. Im Rahmen der Langen Nacht der Museen in Reutte lädt ein Künstler-Trio am Samstag, 10. Oktober, um 18 Uhr, zu einer  Gemeinschaftsausstellung in die Zeiller-Galerie ein: Barbara Schuster zeigt filigrane abstrakte Arbeiten aus Porzellan; Amrei Müllers großes künstlerisches Thema sind menschliche Bilder in Beton, und der Holzbildhauer Moritz Leo Math verbindet naturbezogene Strukturen mit surrealen Objekten. Der Schlusspunkt wird dann am Sonntag, 11. Oktober, um 19 Uhr im Veranstaltungszentrum Breitenwang gesetzt: Das Vokalensemble Stimmen bewegt sich dabei immer an der Schnittstelle zwischen Volks- und Kunstmusik. Den Chor zeichnen dabei sowohl Stimmhomogenität als auch Klangfarbenreichtum und lebendige Interpretationen von der Renaissance bis zur Gegenwart aus.


  von Uwe Claus

 Bgm. Luis Oberer freut sich, mit der Kulturzeit im Herbst den Hunger nach Kunst und Kultur stillen zu können. Umso erfreulicher ist es, dass der Verein „Huanza“ trotz schwieriger Rahmenbedingungen wieder ein qualitätsvolles Programm für den Kulturherbst 2020 präsentieren kann.Die heurigen Veranstaltungen stehen unter dem Motto „Läuten“. Der Begriff Läuten soll aufmerksam machen, erinnern, zum Nachdenken anregen aber auch beim einen oder anderen Thema zum Umdenken motivieren. Kunst und Kultur ist lebensnotwendig für eine Gesellschaft die sich durch Toleranz und Verständnis auszeichnen soll.

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