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„Moos und Kies der reichen Lies“

Sehenswerte Sonderausstellung in der Wunderkammer in Elbigenalp

Am vergangenen Donnerstagabend wurde die diesjährige Sonderausstellung in der Elbigenalper Wunderkammer eröffnet. Unter dem Titel „Die Reiche Lisabeth – Lechtaler Geldverleih: Moos und Kies der reichen Lies“ beleuchtet die Ausstellung den historischen Hintergrund des neuen Theaterstückes, das im Sommer auf der Geierwally-Freilichtbühne zu sehen sein wird.
27. Juni 2022 | von Magdalena Winkler
In der Sonderausstellung sind unter anderem auch edle Trinkgefäße der reichen Lisabeth zu bewundern.
Von Magdalena Winkler.
Ausstellung und Bühnenstück  gehen – jeweils auf ihre eigene Art – dem Leben der aus Holzgau stammenden Geldverleiherin Elisabeth Maldoner auf den Grund und erzählen dabei ein Stück Lechtaler Geschichte. Der Einladung zur Ausstellungseröffnung mit ausgezeichneter musikalischer Umrahmung des Trios Haydn unter der Leitung von Lydia Huber waren zahlreiche Interessierte und Mitwirkende gefolgt.

LECHTALER GELDVERLEIHER.
Im ausgehenden 18. Jahrhundert avancierten einige ursprünglich als Hausierer umherziehende Lechtaler zu erfolgreichen Kaufleuten: In den Niederlanden, Norddeutschland, der Schweiz und sogar den USA begründeten diese florierende Großhandelsgeschäfte mit Seide, Manufaktur- und Schnittwaren. Als „g‘måchte Leit“ einschließlich beachtenswertem Vermögen kehrten sie dann in ihre Heimat zurück. Zumal es zu jener Zeit noch keine Banken gab, betätig-ten sich die gut betuchten Handelsreisenden schon bald als Geldverleiher, die vor allem armen Bauern aus dem Lechtal und dem Bregenzerwald Kredite zu einem moderaten Zinssatz gewährten. Unter ihnen befand sich auch eine Frau: Elisabeth Maldoner – „die Reiche Lisabeth“.

VERMÖGENDE WOHLTÄTERIN.
Nach dem frühen Tod ihrer Eltern wurde Elisabeth Maldoner, weithin bekannt als „s’Lisabethle“, zur Alleinerbin eines großen Vermögens – so groß, dass man das viele Geld angeblich in Fässern ins Haus schaffen musste, wo dieses dann sogar einen ganzen Raum ausgefüllt hätte. Einen Namen machte sich die Holzgauerin jedoch nicht nur wegen ihres Reichtums, sondern vor allem auch wegen ihrer Wohltätigkeit. Zahlreiche schriftliche Quellen zeugen davon, wie Maldoner unzähligen Bittstellern aus dem Lechtal mit Geldleistungen und Spenden unter die Arme griff.

SPURENSUCHE.
Schriftzeugnisse wie diese sind neben einer Vielzahl anderer Exponate in der neuen Sonderausstellung der Elbigenalper Wunderkammer zu bestaunen. Bürgermeister Markus Gerber und der Obmann des Museumsvereins Wunderkammer, Mag. Peter Friedle, freuten sich bei der Vernissage am vergangenen Donnerstagabend über ein volles Haus.  In einer mitreißenden virtuellen Dorfführung gewährte Elsa Knitel einen Einblick in das Leben, das Elisabeth Maldoner in ihrer Heimatgemeinde führte. „Nicht nur das Geburtshaus der Geldverleiherin, auch andere Wohngebäude in Holzgau zeugen bis heute vom Vermögen der Lechtaler Kaufleute“, erklärte Knitel. Anschaulich zeigte Mathilde Schlichtherle-Frey im Anschluss, dass deren Reichtum ebenso in Elbigenalp Spuren hinterlassen hat, die auch heute noch sichtbar sind. Im Rahmen der Ausstellung haben Interessierte daher auch an zwei Wochenenden im Juli und August die Möglichkeit, die Geschichte dieser Ortschaften bei Kulturspaziergängen mit den beiden fachkundigen Lechtalerinnen kennenzulernen. Nähere Informationen sind dem Ausstellungsprogramm zu entnehmen.

BEWAHREN UND WEITERERZÄHLEN.
„Im Bewahren und Weitererzählen der Geschichte des Lechtals haben die Geierwally-Bühne und die Wunderkammer ihre Schnittmenge“, meinte Christoph Kammerlander, der gemeinsam mit Bernhard Wolf das Stück „Die Reiche Lisabeth“ verfasst hat. Die beiden waren bereits bei den Recherchen zu ihrem Drama „Lechufer, anno 1800“, das 2018 uraufgeführt wurde, auf die historische Figur der Elisabeth Maldoner gestoßen. Als sie sich daraufhin mit den beiden Geschichtskundlerinnen Elsa Knitel und Mathilde Schlichtherle-Frey in Verbindung setzten, waren sie fasziniert, was die beiden Frauen von Maldoner und deren Wohltätigkeit zu erzählen wussten. „Was bewegte diese Frau dazu, derart philanthropisch zu handeln? Wieso blieb sie Zeit ihres Lebens unverheiratet und wie kam es, dass der christliche Glaube zu ihrem Lebensmittelpunkt wurde? Es waren Fragen wie diese, anhand derer wir versuchten, die Geschichte der reichen Lisabeth zu erzählen“, erklärte Bernhard Wolf. Neben aller künstlerischen Freiheit, die zur dramaturgischen Verarbeitung historischer Stoffe schlichtweg dazu gehöre, sei man aber stets bemüht, die historische Vergangenheit nah- und spürbar zu machen und sie so letztlich auch zu bewahren und weiterzuerzählen.
Zu sehen ist die Sonderausstellung „Die Reiche Lisabeth – Lechtaler Geldverleih: Moos und Kies der reichen Lies“ von Mittwoch bis Samstag (14–18 Uhr) noch bis 15. Oktober 2022 in der Wunderkammer in Elbigenalp. An den Spieltagen der Geierwally-Freilichtbühne ist die Wunderkammer bis 20 Uhr geöffnet. Daneben bietet die Wunderkammer ein vielseitiges Rahmenprogramm zur Sonderausstellung. Nähere Informationen unter https://wunderkammer.tirol.
„Moos und Kies der reichen Lies“
Zahlreiche Schriftstücke zeugen von Maldoners Wohltätigkeit. RS-Fotos: Winkler

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