DIE ERÖFFNUNGSFEIER. Kaum eine andere Eröffnungsfeier im Außerfern nahm je einen solchen zeitlichen Rahmen – wie jene der medienfrische – ein. Mit einem zwölfstündigen Programm gewährte das Organisationsteam interessierten Kulturliebhabern bereits am ersten Veranstaltungstag Einblicke in Projekte sowie Themengebiete der kommenden Wochen. Die Dauer von 12.05 Uhr bis 00.05 Uhr ist dabei nicht zufällig gewählt. Das Sujet des interdisziplinären Kunstfestivals trägt heuer den Titel „Leere Zeit“. Diese werde in der Gesellschaft oft als unproduktiv angesehen und sei damit wenig geschätzt. Leere Zeit soll in den nächsten Wochen allerdings kreativ genutzt werden, inspirierend wirken und zu neuen Lebens- und Arbeitsweisen führen. Passend dazu wurde Samstagmittag, um 12.05 Uhr, die Kirchturmuhr des Ortes Bschlabs angehalten, sie verharrt auch die nächsten zwei Wochen in dieser Position. In seiner Eröffnungsrede ließ Festivalleiter Daniel Dlouhy die Besucher an den im Vorfeld geführten Diskussionen in diesem Zusammenhang teilhaben. Bereits im Februar standen Fragen, wie: „Ist das erlaubt?“, „Was könnte dabei schiefgehen?“ oder „Funktioniert die Kirchenuhr danach auch wieder?“ im Mittelpunkt. Vonseiten der Gemeinde sowie der Kirche werde dieses Vorhaben dennoch unterstützt und gespannt verfolgt. Dlouhy bedankte sich bei den Förderern und Sponsoren für die Ermöglichung eines solchen Projektes. Weitere Dankesworte galten der guten Zusammenarbeit innerhalb des medienfrische-Organisationsteams, der Unterstützung und Offenheit von- seiten der Gemeinde Pfafflar, den helfenden Händen der Einwohner vor Ort sowie den Besuchern für das entgegengebrachte Interesse, darunter Pfarrprovisor Andreas Zeisler und Bürgermeisterin Petra Krabacher. Nach den Willkommens- und Dankesworten durch Bgmin. Krabacher wurden die Kulturinteressierten durch das 28 Stationen umfassende Eröffnungsprogramm geführt.
DAS ERÖFFNUNGSPROGRAMM. An verschiedenen Orten innerhalb der Gemeinde konnten nicht nur erste Kunstinstallationen bewundert, sondern auch den Klängen von musikalischen Darbietungen, wie etwa einer Echtzeit-Komposition oder einem Orgelkonzert, gelauscht werden. Ein immer wiederkehrender Programmpunkt trug den Titel „Bschlabertaler Marschbüchlein“, aus der Feder von Lukas Lauermann. Die Idee dazu rührte aus dem Umstand, dass aus Zeitgründen keine Musikkapelle als musikalische Umrahmung für die Eröffnungsfeier der medienfrische gewonnen werden konnte. So sollte ein Marschbüchlein mit Anleitungen zu verschiedensten Aktivitäten und Bewegungsformen als Ersatz dienen. Innerhalb des Ortskerns – etwa im Widum, im Gasthof, auf dem Parkplatz, in der Kirche, auf dem Vorplatz des Kinos oder innerhalb der Friedhofsmauern – wurden die anwesenden Dilettanten, unter Zuhilfenahme ortsüblicher Gegenstände, zur musikalischen Interaktion eingeladen. Diese, laut Lauermann, „sinnlosen Aktionen“ sollen ein Bewusstsein dafür schaffen, dass nicht jede Sekunde in unserem doch meist gewinnorientierten Alltag effizient genutzt sein muss, aber durch gemeinsames Kreativwerden dennoch – oft auch unerwartet – künstlerische Prozesse geschaffen werden können. Am Abend füllte die Band „nenda & gilewicz“ die vermeintlich leere Zeit mit musikalischen Klängen und sorgte für gute Stimmung und ein volles Partyzelt.
DAS PROGRAMM DER MEDIENFRISCHE 2024. In den folgenden Wochen wird in der Gemeinde Pfafflar ein vielfältiges Programm geboten und dafür diverse Gebäude und Räumlichkeiten „zweckentfremdet“. So dient beispielsweise die alte Säge in Bschlabs wiederum als Kino und bietet Raum für die Vorführung von zahlreichen (österreichischen) Filmen. Auch Musikliebhaber kommen im Auszeittal auf ihre Kosten, etwa durch verschiedene Konzerte in den Kirchen Bschlabs und Boden oder in einer Scheune in Boden. Diverse Kunstausstellungen sind im Widum, der Kirche in Bschlabs sowie im Schul- und Feuerwehrgebäude in Boden zu besichtigen. Darüber hinaus sollen mehrere (Autoren-)Lesungen und Vorträge den Rahmen für einen regen Austausch bieten. Für das Kabarett „Bauer unser“ werden die Gemeindegrenzen überschritten – dieser Programmpunkt findet nämlich am 20. Juni 2024 im Gemeindesaal in Elmen statt. Die Eröffnungsfeier veranschaulichte, dass die medienfrische in den nächsten Wochen wieder Einblicke in eine etwas andere Welt zeigen wird. Darüber hinaus wurde deutlich, dass sich einerseits die Künstler zunehmend an das ländliche Umfeld anpassen, andererseits aber auch die hiesige Bevölkerung Neuem offener und toleranter gegenübersteht, was den erwünschten Austausch erleichtert und vorantreibt.