Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Zerbrechliche Schönheit

Brigitte Köcks Glasmalerei in der Reuttener Zeillergalerie

Ist es eine Art künstlerische Schaffensbilanz, die zur Zeit die Wände der Reuttener Zeillergalerie schmückt? Wer die über einen Zeitraum von zwei Jahrzehnten entstandenen „Auf- und Hinter-Glasarbeiten“ (so der Titel der Ausstellung) von Brigitte Köck bei der Vernissage am Donnerstag vergangener Woche betrachtete, dürfte auf jeden Fall einem Ja eher zuneigen als einem Nein.
21. November 2022 | von Von Jürgen Gerrmann
Zerbrechliche Schönheit
Intensive Farben auf und hinter Glas: Brigitte Köck stellt noch bis zum 10. Dezember in der Reuttener Zeillergalerie aus. RS-Foto: Gerrmann
Von Jürgen Gerrmann

Die wievielte Ausstellung sie seit ihrer Premiere 1980 kurz nach ihrer Ausbildung an der Kramsacher Fachschule für Glastechnik und Gestaltung schon gestalten konnte, weiß sie selbst nicht mehr. Aber in einem ist sie sich ganz sicher: „Ich freue mich riesig, dass ich meine Bilder in einem solch schönen Raum sehen kann.“
Die Hinterglasmalerei verlangt einem durchaus einiges ab, bestätigte sie im Kurz-Interview mit Veronika Kunz-Radolf, der Obfrau des Galerievereins, gleich zum Auftakt: „Es passiert immer was. Aber das meiste kann man ausbügeln oder verändern. Der einzige wirkliche Fehler ist, wenn einem was runter fällt.“ Womit sie die Lacher sofort auf ihrer Seite hatte.

HEUNEST UND SANDUHR. Seit 1979 lässt Brigitte Köck in ihrer Werkstatt im hinteren Teil ihres Hauses in Häselgehr ihrer Kreativität freien Lauf. Und mit dem Lechtal und dessen Traditionen ist auch ihre Kunst aufs Engste verbunden, ja geradezu verwoben. Eine ihrer neuesten Arbeiten nimmt zum Beispiel einen uralten Brauch als Thema auf: „Kurz vor Nikolaus haben die Eltern ein Heunest gebastelt und für die Kinder etwas hineingelegt.“ Das war damals natürlich für die Kleinen höchst spannend. Ebenso wie heute zuerst für die Malerin bei der Umsetzung der Idee und danach für die Betrachter des in Grün- und Grauschattierungen gehaltenen Bildes, das zurecht den Titel „Geheimnis“ trägt.
Höchst eindrucksvoll sind auch ihre „Darf-Bruchstellen“. Zu diesem Bild wurde sie in einem Hain inspiriert, dessen Bäume viele Verletzungen aufwiesen. Aber ihr auch eine Botschaft vermittelten: „So was passiert, aber man geht nicht drauf. Man hat ja noch die Wurzeln. Das Wachstum verändert oder verzögert sich. Aber man bleibt dennoch am Leben.“
Was sie an der Hinterglasmalerei fasziniert? „Man geht behutsamer mit dem Glas um als mit einem Blatt  Papier. Und wenn die Farben dann direkt auf dem Glas haften, entfalten sie eine einfach wundervolle Strahlkraft.“ So wie bei „I wish, i could“, wo eine menschliche Hand versucht, den Sand in der Sanduhr (und damit die Zeit) aufzuhalten: „Fast jedem geht doch heute alles zu schnell.“
Auf jeden Fall lohnt es sich, sich für diese Ausstellung Zeit zu nehmen. Denn wer dies tut, wird viel Hintergründiges, Ironisches und generell Nachdenkenswertes entdecken. Egal, ob auf oder hinter Glas. Denn: Kunst und Glas – wie schön ist das...

INFO. Brigitte Köcks Werke sind noch bis zum 10. Dezember zu sehen – dienstags bis samstags jeweils von von 15 bis 18 Uhr.

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