Ich bin seit 2019 Mitglied in dem gemeinnützigen, österreichweiten Verein, der weltweit Projekte im Bereich der technischen Entwicklungszusammenarbeit umsetzt. Vereinsziel ist es, Menschen in den Partnerländern Zugang zu elementarer Infrastruktur zu ermöglichen. Mit nachhaltigen Lösungen wie der Errichtung von Brunnen, Solaranlagen und Brücken, sowie der Renovierung von Schulen werden die Chancen und die Lebensqualität von der lokalen Bevölkerung gesteigert. Nun ergab sich für mich die Möglichkeit Anfang Juli mit einem fünfköpfigen Projektteam in die Region Kagera in Tansania zu reisen und das KaMa-Projekt umzusetzen. KaMa steht für „Kagera Maji“ und bedeutet Wasser für Kagera. In einem mehrwöchigen Workshop wurden Theorie und Praxiswissen bei einem gemeinsamen Bau einer Zisternenschalung und einer Zisterne vor Ort vermittelt.
Als Projektstandort wurde ein College in Kayanga gewählt. In diesem College werden Schülerinnen und Schüler unterrichtet, die von öffentlichen Schulen zum Beispiel aufgrund von mangelndem Schulgeld oder Schwangerschaft rausgeworfen wurden. Da es am College kein Wasser gibt, müssen die Schüler täglich Wasser mit Eimern von einem ca. einen Kilometer entfernten Brunnen holen und versäumen dadurch einen Teil des Unterrichts.
ZWEI SCHRITTE ZUM WASSER. Die technische Umsetzung des Projektes erfolgte in zwei Schritten: Dem Schalungs- und dem Betonbau. Im Zuge des Schalungsbaus erfolge eine metallhandwerkliche Ausbildung. Dabei lag das Hauptaugenmerk auf dem Schweißen der Metallkonstruktion. Als die Schalung bereit für die Anwendung war, erfolgte der Bau der eigentlichen Zisterne. Dazu wurde ein Loch ausgehoben, die Wände des Lochs fungierten als Außenschalung. Die gebaute Innenschalung wurde in der Tiefe in Position gebracht und so konnte der Raum zwischen Außen- und Innenschalung mit Stahlbeton gefüllt werden. Nach dem Aushärten wurde die Schalung entfernt und kann in Zukunft für den Bau weiterer Zisternen wiederverwendet werden. Das Projektteam hatte unterschiedliche Herausforderungen zu bewältigen. Durch das instabile Stromnetz und Stromausfälle geriet der Zeitplan unter Druck. Der Einsatz eines Generators ermöglichte es jedoch kontinuierlich weiter schweißen zu können. Sprachliche Missverständnisse kamen doch auch das ein oder andere Mal vor. Das führte beim Kauf von Materialien, die vor Ort gekauft wurden, immer wieder zu Schwierigkeiten. Auch in Bezug auf Zeitpunkte und -dauern kamen die unterschiedlichen Kulturen zu Tage. Wenn eine Besprechung auf 10 Uhr angesetzt war, waren um 11 Uhr dann vielleicht alle Besprechungsteilnehmenden anwesend. Auch eine Autofahrt wich meistens von der vorher gesagten Dauer ab, so wurde aus einer halben Stunde dann doch eine volle Stunde. Durch die gute Anpassungsfähigkeit und Lösungsfindung konnten die Zisterne und die Regenrinnen wie geplant fertig gestellt werden.
ERFAHRUNGEN, HÖHEN UND TIEFEN. Mittlerweile bin ich seit einer Woche wieder zurück in Österreich und kann nun langsam das Ganze Revue passieren lassen: Die unterschiedlichen Erlebnisse, Höhen und Tiefen sind auf jeden Fall eine wertvolle Erfahrung, die mir sicher auf meinem weiteren Lebensweg im Umgang mit anderen Menschen, Kulturen und Herausforderungen weiterhelfen werden. Und auf jeden Fall richtig cool mit einem super Team mit eigenen Händen eine Zisterne gebaut zu haben. Auch gab es viele spannende Begegnungen mit interessanten Menschen, die auch andere Blickwinkel auf das (eigene) Leben geben. Der Besuch einer tansanischen Hochzeit war ein krönender Abschluss unseres Projektes.
Das gesamte Projektteam ist stolz auf die gebaute Zisterne und das weitergegebene Wissen und hofft nun, dass die Verantwortlichen in der Region mit der gebauten Schalung noch weitere Zisternen an Schulen, Krankenhäusern, etc. bauen werden. Das Projekt wurde durch eine Förderung vom Land Steiermark, sowie vielen Einzelspendern und Firmen unterstützt.
Das Projekt wird realisiert: Die halbe Innenschalung war schion einmal am richtigen Ort. Foto: Wolf