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Der ideale Standort?

Emotionale Podiums- und Publikumsdiskussion zur geplanten Bodenaushubdeponie der Strabag am Katzenberg

Was bisher geschah: Juli 2024: Bekanntgabe der Pläne des Baukonzerns Strabag mit Sitz in Reutte zur Errichtung einer Bodenaushubdeponie mit Baurestmassen-Zwischenlager und mobiler Aufbereitung am Katzenberg. Jänner 2025: Genehmigung der Deponie. Jänner 2025: Einspruch gegen das Projekt. April 2025: Runder Tisch mit Vertretern beider Seiten und Austausch mit der Bevölkerung.
28. April 2025 | von Sabine Schretter
Der ideale Standort?
Markus Pfeifer (Strabag): „Nach fünf Jahren suchen wir keinen neuen Standort mehr.“ RS-Fotos: Schretter

Die geplante Errichtung einer Bodenaushubdeponie am Katzenberg in der Stadtgemeinde Reutte sorgt für kontroverse Diskussionen. Die Stadtgemeinde Reutte und die Gemeinde Ehenbichl sprechen sich entschieden gegen das Projekt aus, unterstützt von Anrainern, dem Tourismusverband Reutte und dem Pflegeverband. Die Anwohner äußern Bedenken hinsichtlich der Lebensqualität, des Bodenverbrauchs und der Auswirkungen auf die Natur. Eine Bürgerinitiative hat eine Petition mit 3.000 Unterschriften gegen die Deponie beim Land eingereicht. Die Beschwerde ist in zweiter Instanz beim Landesverwaltungsgericht Tirol anhängig. Die Firma Strabag hingegen sieht den Standort als ideal an, da er nahe der B179 liegt und kurze Transportwege ermöglicht. Alle erforderlichen Gutachten wurden erstellt und positiv beurteilt.

DIE DISKUSSION. Auf der Bühne in der WK-Bezirksstelle Reutte saßen Stefan Garbislander – Abteilungsleiter Wirtschaftspolitik und Strategie bei der Wirtschaftskammer Tirol, Markus Pfeifer – Technischer Direktionsleiter der Strabag für Tirol und Vorarlberg, Günter Salchner – Bürgermeister der Stadtgemeinde Reutte, Gerd Huter – Anrainer, Leiter der Skischule Reutte und Betreiber der Pension Waldrast sowie Christian Pichler – Rechtsanwalt und Anrainervertreter. Markus Pfeifer erläuterte, dass die Deponie ein Fassungsvermögen von 142.000 m³ haben wird und ein Baurestmassenzwischenlager mit mobiler Aufbereitung beinhaltet. Die Zufahrt erfolgt über einen Kettenanleger an der B179, gesichert durch eine Schrankenanlage.  Es wird ein Beschleunigungsstreifen errichtet. Seit 2020 wird an dem Projekt gearbeitet, 300.000 Euro Anlaufkosten wurden bisher investiert. Einwände kamen damals auf Anfrage des Unternehmens weder von der Gemeinde noch vom Land. „Jeder nutzt und braucht Deponien, das sind infrastrukturelle Notwendigkeiten“, untermauert Pfeifer den Anspruch des Unternehmens, eine eigene Deponie zu betreiben. Zu viele Nachteile habe man bisher bei der Deponierung in der Hurt erlebt. Dort betreibt die Firma Plattner & Co, ein Konkurrent der Strabag, eine Bodenaushubdeponie mit ausreichenden Kapazitäten. Bürgermeister Günter Salchner betont, dass die Gemeinde gegen die Deponie am Katzenberg ist und gegen den positiven Bescheid Berufung eingelegt hat. Er weist darauf hin, dass für die Errichtung einer Deponie keine Bedarfsprüfung erforderlich ist und Deponien nicht den Vorgaben der Raumordnung unterliegen. Die Gemeinden hätten keine Widmungskompetenz. „Es gibt keinen Bedarf für diese Deponie am Katzenberg, deshalb haben wir als Gemeinde gegen den positiven Bescheid berufen.“ Anrainer Gerd Huter, als Unternehmer und Anrainer betroffen, fürchtet wegen der Lärmbelästigung um seine Pension „Waldrast“. „Wenn sich die negativen Bewertungen im Internet häufen, kann ich zusperren“, beklagt er. Stefan Garbislander, der die regionalwirtschaftlichen Interessen vertritt, erklärt: „Das Abfallwirtschaftsgesetz sieht ein umfangreiches Genehmigungsverfahren vor, aber keine Bedarfsprüfung.“ Damit soll einer Monopolisierung entgegengewirkt werden. Dr. Christian Pichler ist Anwalt der Anrainer und kennt deren Sorgen und Ängste. Er hat Verständnis für die Strabag, die Gutachten seien auch alle rechtmäßig. Aber es könne nicht sein, dass die Raumordnung übergangen und der Bedarf für eine solche Anlage nicht geprüft werde. Verärgert ist er auch darüber, dass die Forderung der Familie Schlichtherle nach regelmäßigen Wasserkontrollen von den Behörden abgeschmettert wurde. Auch für Pichler ist die Standortfrage zentral. „Ich hoffe, dass es gelingt, die Gewinnorientierung der Strabag und die Standortfrage unter einen Hut zu bringen.“
Der ideale Standort?
Bgm. Günter Salchner: „Es braucht diese Deponie nicht. Es gibt genug Kapazitäten auf der Hurt.“
VIEL EMOTIONEN. Die Diskussion um das Projekt zeigt, dass es unterschiedliche Sichtweisen gibt. Während Strabag die Notwendigkeit der Deponie betont, fordern Anrainer und Gemeinden eine Überprüfung des Standortes. Die Emotionen in der Bevölkerung kochen hoch, mangelnde Transparenz und fehlender Dialog werden kritisiert. Der Bürgermeister von Ehenbichl und Bezirksstellenleiter der Wirtschaftskammer Reutte, Wolfgang Winkler, erklärt, warum sich sowohl die Gemeinde Ehenbichl als auch die WK-Bezirksstelle klar gegen den Standort aussprechen: „Mir fehlt der Kompromiss. Die Lösung könnte sein, dass die Strabag einen anderen Standort sucht.“ Margit Dablander, Reuttener Gemeinderätin und Initiatorin der Petition, bedauert, dass sie trotz der 3.000 Unterschriften vom Land nicht eingeladen und angehört wurde. Ob Ehrenberg, wie möglicherweise angestrebt, Weltkulturerbe wird, könnte die Deponie, die in der dafür notwendigen Pufferzone läge, kippen, gab Hansjörg Luser, lange in Graz für die Stadtentwicklung verantwortlich, zu bedenken.
Alle Podiumsteilnehmer stellten sich den Fragen, Bedenken und Vorwürfen aus dem Publikum und bemühten sich um ausführliche Antworten. Stefan Garbislander glaubt nicht, dass ein anderer Standort mehr Zufriedenheit bringen würde. „An jedem Standort, egal wo, würde es Kritik und Ablehnung geben.“ Sehr klare abschließende Worte wählte Markus Pfeifer: „Nach fünf Jahren gehen wir nicht mehr vom Standort weg!“ Bgm. Salchner dazu: „Ihr rückt nicht vom Standort ab, wir schauen jetzt, was wir noch tun können!“ Die Debatte bleibt angespannt, und die Frage, ob ein Kompromiss gefunden werden kann, steht im Raum.

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