Am 8. April war der Sitzungssaal in Biberwier bis auf den letzten Platz gefüllt. Etwa 50 Personen, darunter Gemeinderäte, Vertreter der Presse und interessierte Bürgerinnen und Bürger, verfolgten eine der bedeutendsten Sitzungen der letzten Jahre. Im Zentrum stand der Beschluss zum Fernpasspaket. Die Stimmung war ruhig und sachlich. Es gab weder Wortmeldungen der Mandatare noch aus dem Publikum – ein Zeichen dafür, wie gut vorbereitet und abgestimmt die Entscheidung im Biberwierer Gemeinderat war. Bürgermeister Harald Schönherr betonte die Geschlossenheit: „Alle Mandatare trugen diesen Beschluss mit – das war ein starkes Signal.“ Die Zustimmung des Gemeinderats war Voraussetzung für den Start des Projekts.
VERHANDLUNGEN AUF AUGENHÖHE. Die Zustimmung zum Fernpasspaket fußte auf einem detailliert ausgearbeiteten Übereinkommen zwischen dem Land Tirol und der Gemeinde Biberwier. Der Tagesordnungspunkt fünf – aufgeteilt in sechs Teilbereiche – regelte zentrale Punkte wie Grundablösen, Baustelleninfrastruktur, Entschädigungszahlungen und Begleitmaßnahmen.
FINANZIELLE ENTSCHÄDIGUNG. Im Rahmen des Fernpasspakets erhält die Gemeinde Biberwier vom Land Tirol finanzielle Leistungen in einer Gesamthöhe von insgesamt 2,6 Millionen Euro (alle Beträge sind gerundet). Für die Grundablösen im Bereich des Fernpasstunnels, der Mautstation und des Lermooser Tunnels wurde ein Betrag von 58.000 Euro (Waldpreis) vereinbart. Für die Genehmigung der Baustelleneinrichtung auf einer Fläche von etwa 30.000 Quadratmetern am Südportal des Lermooser Tunnels erhält Biberwier 1,5 Millionen Euro, gestaffelt in fünf jährliche Raten zu je 300.000 Euro. Darüber hinaus wurde für die Inanspruchnahme von 6.439 Quadratmetern an Grundstücksfläche für Infrastrukturzwecke der geplanten Mautstation eine wertgesicherte jährliche Zahlung von 200.000 Euro ab Baubeginn zugesichert.
WEITERE ZUSICHERUNG. Neben der finanziellen Entschädigung erhält Biberwier weitere Zugeständnisse des Landes. Neben den finanziellen Entschädigungen wurden auch konkrete Begleitmaßnahmen fixiert, die weit über den Bauzeitraum hinaus Wirkung entfalten sollen. So wurden unter anderem der Neubau eines Tennisplatzes, eines Fußballfeldes sowie eines Bau- und Recyclinghofs zugesagt. Tennis & Fußballplatz sind erforderlich, weil diese Bereiche für die Baustelle benötigt werden. Eine Begegnungszone im Ortskern sowie eine Fuß- und Radwegbrücke im Bereich des Blindsees samt Zugang zu den Loisachquellen sollen die Lebensqualität weiter steigern. Ebenso soll ein Lärmschutz im Bereich des Tunnels entstehen.
7,5-TONNAGE-LIMIT ALS PFLICHT. Alle im Zuge des Tunnelprojekts errichteten Gebäude der Baustelle sollen nach Projektende an die Gemeinde übergehen. Auch auf infrastruktureller Ebene konnten Zugeständnisse erreicht werden. Etwa die Zusage des Landes zur Aufrechterhaltung einer 7,5-Tonnen-Beschränkung auf der B 179, der Ausschluss einer Privatisierung der Fernpassstraßengesellschaft sowie die mautfreie Erreichbarkeit von Blindsee und Fernsteinsee. Ebenso war die Zustimmung zur Außerfernförderung eine Bedingung.
PLAN B. Obwohl gerade 7.5- Tonnage-Limit und Außerferngutachten durch mehrere Gutachten abgesichert sind, besteht eine Möglichkeit, dass ein Gericht dies anders sieht. Sollte dies eintreffen, würde es einen Plan B geben. Auf Nachfrage der RUNDSCHAU erklärte Bürgermeister Schönherr, dass es für den Fall, dass bestimmte Zusagen – etwa die Tonnagegrenze oder der Außerfernbonus – nicht eingehalten werden, einen „Plan B“ gebe. Konkreter wollte der Bürgermeister nicht werden. Den Baubeginn für das Projekt schätzt Harald Schönherr auf das Jahr 2026. Zum Abschluss der Sitzung bedankte sich der Bürgermeis-ter bei den Mandataren für ihren Einsatz: „Viele Wochenenden haben wir intensiv gearbeitet. Aber es hat sich gelohnt – wir haben das Bestmögliche für Biberwier erreicht.“ Mit dem einstimmigen Beschluss ist das Fernpasspaket nun einen entscheidenden Schritt weiter.
WEITERE PUNKTE. Weitere Tagesordnungspunkte waren der Beschluss des Haushalts und die Entlastung des Bürgermeisters. Der Gemeinderat sprach dem Bürgermeister Schönherr das Vertrauen aus. Jeder Cent war da.