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Geharnischter Widerstand

Stadtgemeinde Reutte wehrt sich gegen geplante Bodenaushubdeponie

Das Unternehmen Strabag brachte beim Land Tirol den Antrag auf Errichtung einer Bodenaushubdeponie samt Baurestmassenzwischenlager mit mobiler Aufbereitung ein. Eine Bürgerbewegung rief zum Widerstand auf.
16. September 2024 | von Sabine Schretter
Geharnischter Widerstand
Christine Prast übergab den Reuttener Gemeinderäten ihre Unterschriftenliste. RS-Foto: Schretter
Noch liegt kein Bescheid des Landes Tirol vor. Es sei aber davon auszugehen, „dass dieser positiv ausfallen wird“, sagte Bgm. Günter Salchner bei der Gemeinderatssitzung am Donnerstag, dem 12. September. Er hat bei einer Besprechung im Juli die Interessen der Stadtgemeinde Reutte vertreten (wir berichteten). Beim angesprochenen Projekt handelt es sich um eine Bodenaushubdeponie mit einer Gesamtkapazität von 142.000 m3, einem Stützkörper im Ausmaß von 60.000 m3 sowie einem Baurestmassenzwischenlager mit mobiler Aufbereitung auf einer Gesamtfläche von 25.090 m2. Die Gutachten dafür sind durchwegs positiv, eine Untersuchung über die Qualität des Lärms bzw. die Einstellung der Bevölkerung gegenüber dem zu erwartenden Lärm liegt nicht vor. Widerstand formierte sich, eine Bürgerinitiative rief zum Unterschreiben einer Petition für ein „Nein zur Deponie“ auf. Bgm. Günter Salchner betonte bei der Gemeinderatssitzung: „Mein Interesse als Bürgermeister ist es, dieses Projekt an diesem Standort zu verhindern.“ Er räumte aber auch ein: „Selbstverständlich werden wir den den Kontakt zum Antragsteller suchen.“ Sein Vorschlag: Eine Sitzung, zu der die Strabag eingeladen ist, um das Projekt vorzustellen, offene Fragen zu beantworten und Gerüchte zu zerstreuen. Einzig der 2. Bürgermeister-Stellvertreter, Klaus Schimana, pflichtete bei, den Dialog zu suchen und „kein Feindbild zu schaffen“. Der restliche Gemeinderat lehnte ein Gespräch mit dem Antragsteller ab. 100-prozentigen Zuspruch gab es hingegen dafür, das Projekt Bodenaushubdeponie am Katzenberg verhindern zu wollen. Die Petition mit mehr als 2.000 Unterschriften, die auch vom Tourismusverband Naturparkregion Reutte und vom Gemeindeverband Bezirkskrankenhaus Reutte vollumfänglich unterstützt wird, wurde dem Tiroler Landtag  am 18. September übergeben. Positive Stimme für die Deponie gab es im Gemeinderat keine, drei Punkte wurden einstimmig beschlossen: 1. Der Gemeinderat tritt an die übergeordnete Stelle heran und sendet ein Signal an das Land Tirol, Projekte wie dieses aus raumordnerischer  Sicht zu bewerten. 2. Der Gemeinderat lehnt das  vom Antragsteller Strabag eingebrachte Projekt ab. 3. Der Gemeinderat wird einen positiven Bescheid des Landes Tirol für die Bodenaushubdeponie am Katzenberg beeinspruchen und bekämpfen.
Als Kuriosum wurde gewertet, dass kein Vertreter des Antragstellers bei der Gemeinderatssitzung anwesend war. Kurios ist aber auch das Demokratieverständnis des Gemeinderates, ein Gespräch mit den Beteiligten der „anderen Seite“ massiv abzulehnen.

PRÄZEDENZFALL? Den Punkt „Allfälliges“ nutzte Familie Prast aus Pflach, um auf ein ähnlich gelagertes Problem aufmerksam zu machen. Im Reuttener Ortsteil Lüß, unweit vom Wohnort der Prasts entfernt, wird eine Brechanlage betrieben, von der keiner der anwesenden Gemeindräte wusste. Warum in ihrer Angelegenheit nicht Maßnahmen mit solcher  Inbrunst ergriffen werden, verwundert die Familie aus Pflach, die ebenfalls eine Unterschriftenliste in Umlauf brachte und diese den Reuttener Gemeinderäten und dem Bürgermeister aushändigte. „Wir sind zwar nicht so viele, wir leiden aber genauso unter dem Lärm und dem Staub“, sagte Christine Prast. Ob sich wohl der Umweltausschuss demnächst mit ihrem Anliegen befassen wird?

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