Mit Projekten wie dem Themenwanderweg erfülle man eine wichtige Mission für eine barrierefreie Gesellschaft, sagte Standortbürgermeister Günter Salchner bei seiner Ansprache. Mit der Thematik Barrierefreiheit und Teilhabe für Menschen mit Behinderung ist er seit vielen Jahren befasst. Einer Thematik, mit deren Ausblenden viel zu kurz gedacht wird und die Leuchttürme wie den Schlosskopf von Reutte braucht.
BARRIEREFREIHEIT ENTSTEHT IM KOPF. Federführend an der Umsetzung des Projekts am Schlosskopf war Andreas Schreieck von der BH Reutte beteiligt. Barrierefreiheit entsteht im Kopf. Am Anfang stand ein Konzept mit eigenem Klassifizierungssystem, das eine Arbeitsgruppe – Landschaftsdienst des Landes und Verein „die Barrierefreien“ – in Reutte entwickelte. Dieses System bewertet Wanderwege nach ihrer Zugänglichkeit und teilt Wanderwege in verschiedene Schwierigkeitsgrade ein – von leicht über mittel bis schwer zugänglich. Zusätzlich zur Rollstuhltauglichkeit eines Wanderweges gibt das System Auskunft über Familienfreundlichkeit, Erlebnisfaktor und Wanderkomfort. Beispielsweise wird angegeben, ob barrierefreie Toiletten vorhanden sind oder ob es am Wanderziel einen Kinderspielplatz gibt.
Um diese Klassifizierungen vornehmen zu können, ist eine durchgängige Messreihe erforderlich. Drei Schüler des IKA Reutte entwickelten in einem Projekt für ihre Diplomarbeit einen Messroboter, der sich in einem Rollstuhl befindet, Daten aufzeichnet sowie Wanderwege digitalisiert. Auf Basis dieser Daten kann dann an Verbesserungen für die Barrierefreiheit von Wanderwegen gearbeitet werden. Am Prototypen wird weiter gefeilt. Um die Entwicklung des Messgeräts professionell voranzutreiben, gründeten die Schüler eine Firma und machten sich selbstständig. Direktor Franz Pohler sieht mit Projekten wie diesem das Motto der Schule „IKA, wo Technik Menschen verbindet“ perfekt umgesetzt. Ronald Petrini, Geschäftsführer des TVB Naturparkregion Reutte, erklärt, dass sich aus Angeboten, wie dem auf dem Schlosskopf, ein touristisches Produkt entwickeln soll. Ziel sei es, im Bezirk Reutte in Zusammenarbeit der vier Tourismusverbände Naturparkregion Reutte, Lechtal, Tannheimer Tal und Tiroler Zugspitz Arena 40 bis 60 Wanderwege zertifizieren zu lassen und darauf aufbauend einen Katalog für familienfreundliches und rollstuhltaugliches Wandern herauszugeben. Zukunftsziele nannte er auch: Barrierefreie Gastronomie und Beherbergung. Für den Verein Burgenwelt Ehrenberg sprach Eva Maria Ginther, die die beiden Schrägaufzüge, Ehrenberg Liner und Top Liner, als Basis für die barrierefreie Erschließung des Kulturgutes bezeichnete. Auch Landeshauptmann Anton Mattle zeigte sich „vom großen gesellschaftlichen Gewinn“ beeindruckt. Ihn, der selbst ein barrierefreies Haus baute, begleitet und beschäftigt das Thema bereits ein Leben lang. Sein besonderer Dank gilt der Grundbesitzerin Elisabeth Nessler-Kustatscher, die sich mit viel Herzblut in die Gestaltung des Angebots auf dem Schlosskopf einbrachte, den Investoren sowie den Mitarbeitern im Landesdienst und der Burgenwelt Ehrenberg. „Am Schlosskopf erfährt man den Weitblick, der der Weiterentwicklung der Gesellschaft guttut“, so LH Mattle abschließend, der noch verriet, dass „Elisabeth Nessler-Kustatscher als weiteres Projekt einen Rosengarten plant“.
LH Anton Mattle (r.) mit Schlosskopf-Grundbesitzerin Elisabeth Nessler-Kustatscher (Mitte) und ihrem Gatten Peter Nessler. RS-Foto: Schretter