Knappe drei Monate vor dem Kriegsende wurde im Dritten Reich noch allen Fronten hart gekämpft. Der Krieg war spätestens seit der Niederlage der neunten deutschen Armee in Stalingrad besiegelt und für das Hitlerreich nicht mehr zu gewinnen. Allerdings galt die Parole: „Sieg um jeden Preis, keine Kapitulation.“ Die Alliierten (Kriegsgegner des deutschen Reichs, im Zusammenhang mit den Luftschlägen die USA und das Britische Empire) suchten nach neuen Wegen, um den Krieg zu beenden, da auf es beiden Seiten sehr hohe Verluste gab. Ein Versuch hierzu war die Operation Clarion.
OPERATION CLARION. Unter diesem Codenamen startete einer der größten und schwersten Luftangriffe auf das Hitlerreich. Die Alliierten hatten das Ziel, die Verkehrsanlagen der Nazis zu zerstören und damit ein schnelleres Kriegsende zu erreichen. Vom 22. bis zum 23. Februar dauerte diese Aktion. Ob Clarion ein Erfolg war, wird bis heute diskutiert. Das deutsche Verkehrsnetz wurde zwar schwer getroffen bei sehr geringen Verlusten der Alliierten, allerdings erreichten die Alliierten das Ziel nicht, das gesamte Verkehrsnetz langfristig zu zerstören. Eine weitere großflächige Bombardierung mit dem Ziel, die Infrastruktur großflächig zu zerstören, erfolgte nicht mehr.
CLARION TRIFFT REUTTE SCHWER. Am 22. Feber wurde in Reutte der Luftalarm ausgelöst. Über dem Tauern waren vier amerikanische Flugzeuge zu sehen. Sie flogen in Süd-Nord-Richtung. Oberhalb des Schlosskopfes warfen die Flugzeuge dann etwas ab. Einige Augenzeugen von damals glaubten hier etwa an den Abwurf von Flugzetteln, allerdings sollte sich dies als Trugschluss erweisen. Insgesamt warfen die Alliierten 36 Sprengbomben ab. Das Ziel, den Bahnhof zu treffen, verfehlten die Alliierten. Hier kann klar analysiert werden, dass Clarion in Reutte sein Ziel verfehlte und die Zerstörungen faktisch für die Kriegsauswirkung sinnlos waren. Hingegen schwer getroffen wurden die Bahnhofstraße und die Allgäuer Straße. 16 Häuser waren schwer zerstört bzw. schwer beschädigt. Darunter war das Altersheim und ebenso schwer getroffen war die Kanalisation.
DIE OPFER. Beim Haus 235 in der Bahnhofstraße erzielten die Alliierten leider einen Volltreffer. Dieser forderte das Leben von einer Frau und drei Kindern. Ein weiteres Kind und drei Frauen starben am selben Tag an ihren Verletzungen im damaligen Kreiskrankenhaus in Breitenwang. Zwei weitere Frauen gerieten in die Bombenwirren, eine davon in der Allgäuerstraße. Die Bombentoten waren: Katharina Auer (55 Jahre), Klaus Schmitter (zweieinhalb Jahre), Sylvia Schütz (drei Monate), Dagmar Schütz (viereinhalb Jahre). Infolge von Erstickung starben Arthur Stanz (fünfeinhalb Jahre) und Maria Anna Oelschlägel (50 Jahre). An ihren schweren Verletzungen verstarben dann weiter Maria Wötzer (63 Jahre) und Gabriele Lutz (52 Jahren), welche noch bis zum 4. März gegen ihre Verletzungen ankämpfte.
HITLER BIS ZUM SCHLUSS. Die Toten wurden vor dem Reuttener Gemeindeamt aufgebahrt. Gauleiter Höllwarth missbrauchte den Tod der Bombentoten mit einem Appell für den Endsieg. Dann wurden die Toten am 26. Februar am Friedhof in Breitenwang zur Ruhe geleitet.
REUTTE GEDACHTE ANGRIFF. Die Stadtgemeinde Reutte hat im Gedenken an diesen Unglückstag die Trauerbeflaggung am 22. Februar aufgezogen und ebenso läutet die St. Annakirche um 13.45 im Andenken an die Toten. Am 23. Februar hat Dekan Franz Neuner weiters in der Sonntagsmesse an die Toten gedacht. Bei der Messe waren mehrere Gemeindevertreter der Stadtgemeinde anwesend.
WEITERFÜHREND. Weitere Informationen finden sich in den Schriften von Dr. Richard Lipp, etwa sein Beitrag im Werk: Aus Reuttes Unglückstagen, in: 500 Jahre Markt oder der Artikel: Vor 50 Jahren kam es zum Bombenangriff auf Reutte: in den Außerferner Nachrichten: 16. Februar 1995/Nr.7.