Bildungslandesrätin Cornelia Hagele hat vergangenen Donnerstag, dem 11. Juli, zur Vorstellung der Pilotphase für Recht auf Vermittlung eines Kinderbildungs- und Kinderbetreuungsplatzes die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister von 48 Gemeinden sowie die am Prozess Beteiligten ins Landhaus eingeladen um ihnen die drei Koordinatorinnen und Koordinatoren und den Start der Pilotphase ab September 2024 vorzustellen.
DER BEZIRK REUTTE ALS PILOTREGION. Im Außerfern haben sich alle Planungsverbände, mit Ausnahme „Oberes Lechtal“, bereiterklärt, in der Testphase mitzuwirken. Bei der letzten Sitzung des Planungsverbandes Reutte und Umgebung wurde zu dieser Thematik eine Live-Schaltung ins Landhaus organisiert, um auf dem aktuellsten Stand zu sein. Leider war damals noch nichts Konkretes zu erfahren. Deshalb urgierte Verbandsobmann Bgm. Wolfgang Winkler die Umsetzung, da das Außerfern bereits in den Startlöchern stehe. Scheinbar sind seine Worte in Innsbruck angekommen, denn am vergangenen Donnerstag gab es durch Bildungslandesrätin Cornelia Hagele Eckpunkte und Informationen für die Umsetzung der Pilotphase in den dafür vorgesehenen Regionen. Der Bezirk Reutte war vertreten durch Bgm. Winkler Wolfgang, Bgm. Harald Schönherr und Bgm. Harald Kleiner. Das Charakteristische einer Testphase ist, dass es leider noch keine regionalen Erfahrungswerte gibt, jedoch ein schrittweiser Umsetzungsplan vorliegt, der laufend angepasst und optimiert werden kann. Es ist vorgesehen, dass drei Koordinatorinnen und Koordinatoren die Vernetzung zwischen Land und Gemeinden durchführen. Für den Bezirk Reutte wird diese Funktion Herr Spiteller, der beim Land Tirol angestellt ist, übernehmen. Erste Kontakte zu ihm wurden bereits geknüpft und er wird den Planungsverbänden und Gemeinden beratend und für das operative Handling unterstützend zur Seite stehen.
LANDESWEITE VEREINHEITLICHUNG – GROSSE CHALLENGE. Es gibt gleich mehrere große Herausforderungen, um das Projekt zur Zufriedenheit bis zum Kindergartengartenjahr 2026-27 umsetzen zu können. Die erste besteht darin, dass Anmeldung und Vermittlung von Kindergartenplätzen über eine digitale Plattform abgewickelt werden sollen. Die zweite Herausforderung betrifft die Vereinheitlichung der Elternbeiträge (Preis pro Stunde). Momentan reichen diese von null Euro (wie z. B. in Ehenbichl) über gestaffelte Beiträge bis hin zu „Höchstbeiträgen“ und weisen somit große regionale Unterschiede auf. Ziel muss es daher sein, dass die Elternbeiträge im gesamten Bundesland gleich hoch sind, von A wie Außervillgraten bis Z wie Zöblen. Eine weitere Challenge ist, qualifiziertes Personal bereitzustellen bzw. in Ausbildung zu „bringen“. Das dürfte aufgrund der Arbeitsmarktsituation und der Ausbildungsdauer insgesamt nicht sehr einfach sein. Das WIFI Tirol hat diesbezüglich bereits reagiert und bietet eine Ausbildung für Assistenzkräfte in Kinderbetreuungseinrichtungen an. Beim WIFI der Bezirksstelle der WKO in Reutte ist der für Herbst 24 geplante Kurs (berufsbegleitend mit 200 Stunden Praktikum) bereits vollständig ausgebucht und ein zweiter – aufgrund der schon großen Warteliste – für Februar 25 geplant. Die Nachfrage scheint groß zu sein, was sehr erfreulich ist und sich äußerst positiv auf die qualitative Umsetzung des Tiroler Kinderbildungs- und Kinderbetreuungsgesetzes auswirkt.
REGIONALE ASPEKTE. Der Bezirk Reutte ist in manchen Angelegenheiten anders als das übrige Tirol. So auch in diesem Fall. Damit die Testphase etwas „ruhiger“ abläuft, setzten sich die Vertreter der WKO, der Industriellenvereinigung und des Landes Tirol im Vorfeld zusammen, um die Einführung von Betriebskindergärten anzudenken. Zudem bestehen im Planungsverband Reuttener Talkessel schon seit Jahren Kooperationen mit privaten Kinderbetreuungseinrichtungen, wie z. B. Together, Ekiz, Mühlmäuse, Frauen im Brennpunkt und Tagesmütter, die von den Gemeinden finanziell unterstützt werden.
WAS BRINGT DAS GESETZ DEN ERZIEHUNGSBERECHTIGTEN? Verbandsobmann und Bgm. Winkler Wolfgang ist von einer deutlichen Verbesserung des Kinderbetreuungsangebotes überzeugt. Wir leben in einer sich sehr schnell verändernden Zeit, die von Zuzug und veränderten Lebenssituationen der Eltern im privaten und beruflichen Bereich geprägt ist. Die Politik ist deshalb besonders gefordert und sollte sich hier unbedingt engagieren. Die Gemeinden müssen entsprechende Infrastruktur bieten und sich aktiv einbringen, denn die Eltern erhoffen sich nicht nur Quantität, sondern auch Qualität. Durch die freie Wahl eines wohnort- oder arbeitsortnahen Betreuungsplatzes wird diese sicher gesteigert und fördert insgesamt die Familienfreundlichkeit.