Vom Grubigstein in die Welt
Die 95-jährige Skipionierin Hilde Hofherr-Schmied im Porträt
28. April 2025 | von
Juliane Wimmer

In Liebe & Leidenschaft vereint: Hilde Hofherr-Schmied (95) und ihr Mann Willi (93) sind seit 62 Jahren verheiratet und immer noch „guat auf'n Weg“. RS-Foto: Wimmer
15 Jahre war es her, dass ich Hilde Hofherr-Schmied zum Interview für die RUNDSCHAU getroffen hatte. Auch mit 95 Jahren ist sie immer noch eine wache und kluge Gesprächspartnerin, die von zahlreichen spannenden Episoden aus ihrem Leben zu berichten weiß.
IMMER IN BEWEGUNG. Schon als Kind war Hilde vom Skifahren fasziniert. „Im Winter gab es für uns Kinder nichts anderes. Nach der Schule ging es rauf und runter, immer wieder“, erinnert sie sich an die Anfänge ihrer Leidenschaft. Damals gab es keine Lifte – stattdessen wurde das „Ries“, also die Spur auf den Berg, selbst angetreten. „Die Bretter waren viel länger als heute, und Sicherheitsbindungen kamen erst Mitte der 50er Jahre“, beschreibt sie die Herausforderungen ihrer Jugend.
AUS LIEBE ZUM SPORT. Im Gegensatz zu heutigen Profis lebte Hofherr-Schmied ihren Sport rein aus Freude. „Wir waren keine Profis. Es gab keine Sponsoren und keine Preisgelder. Der Skiclub hat uns mit dem Postbus oder der Bahn zu den Rennen geschickt“, erzählt sie. Dennoch trugen ihre Erfolge wesentlich dazu bei, den Skisport zu professionalisieren. Besonders stolz ist sie auf ihren Sieg beim Kandahar-Rennen 1955 in Mürren. „Zusammen mit Walter Schuster auf dem Stockerl zu stehen – das war ein unvergesslicher Moment“, schwärmt sie.
AUS LIEBE ZUR NATUR. Die Freude am Sport und an der Natur ist für Hilde der Schlüssel zum Erfolg. „Der Druck ist heute sicherlich größer, aber ohne Freude kann man diesen Sport nicht ausüben“, betont sie. Auch mit 80 Jahren fuhr sie noch Ski, „nur etwas gemächlicher“. Heute genießt sie mit ihrem Mann Spaziergänge im Moos oder im Oberdorf und die Aussicht von der Terrasse. „Bis 90 waren wir sogar noch Skifahren und Radeln“, berichtet sie stolz.
NACH DEN WETTKÄMPFEN. Nach ihrer aktiven Karriere blieb Hilde dem Sport treu. In den 1960er Jahren vertiefte sie ihre Sekretärinnen-Tätigkeit bei der Skifabrik Kästle, wo sie auch ihren Mann Willi kennenlernte. Später setzte sie sich jahrzehntelang in der FIS für den Damenskirennsport ein. „Das war eine Zeit voller spannender Begegnungen und neuer Herausforderungen“, blickt sie zurück.
DANKBAR. Im hohen Alter bleibt Hilde bescheiden. „Viele Wünsche braucht es nicht mehr. Ich hoffe, dass mein Mann und ich noch lange zusammen sind und geistig fit bleiben“, sagt sie. Der Skiclub Lermoos & weitere örtliche Vereine gratulierten zum Geburtstagsjubiläum. Familie, Freunde & Verwandte machten ihr kürzlich mit einer Geburtstagsfeier eine große Freude. „Es war wunderschön, mit so vielen Wegbegleitern und mit 'meinen Damen' zu feiern“, sagt sie dankbar.
EIN VORBILD. Hilde Hofherr-Schmied hat nicht nur den Skisport geprägt, sondern auch viel für ihre Heimat und die Entwicklung des Damenskirennsports geleistet. Mit ihrer Ausdauer und ihrem Engagement ist sie ein beeindruckendes Beispiel dafür, was Leidenschaft und Zielstrebigkeit bewirken können. „Der Sport hat mir viel gegeben“, sagt sie gegen Ende unseres Gesprächs bescheiden – ein Leben, das sie mit Dankbarkeit und Freude erfüllt.
HILDES GRÖßTE ERFOLGE. • Ihren sportlichen Durchbruch hatte Hilde Hofherr-Schmied 1954/55 in Abfahrt, Slalom und Kombi in Rottach-Egern (Oberbayern).
• Weitere Siege im selben Winter gelangen ihr beim prestigeträchtigen Arlberg-Kandahar Rennen in Mürren, beim Riesenslalom in Arosa sowie beim Slalom am Ätna. In Mürren stand sie zusammen mit dem Lermooser Skikollegen Walter Schuster auf dem Sieger-Stockerl.
• Hildes beste Platzierung bei den Olympischen Winterspielen war 1956 im italienischen Cortina d'Ampezzo: Rang 4 (Abfahrt).
• Im Laufe der Jahre gewann sie 21 FIS-Rennen, zuletzt 1958 die Abfahrt der Hahnenkammrennen in Kitzbühel oder 1960 den Riesenslalom am Stilfser Joch. Dreimal wurde sie österreichische Meisterin.
• Nach Karriere-Ende setzte sie sich jahrzehntelang in der FIS für die Belange des Damenskirennsports ein.