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Widerstand gegen Deponie formiert sich

Empörung, Unmut, Befürchtungen und Sorgen lassen Bürger sowie Gemeinderäte auf die Barrikaden gehen

Am Mittwoch, den 14.08.2024 lud Umweltausschussobfrau GR Margit Dablander (Grüne) zu einer Versammlung, an der betroffene Anrainer, interessierte Bürger sowie politische Mandatare teilnahmen. Ziel dieser Veranstaltung war es, sich über die teilweise massiven und nachhaltigen negativen Konsequenzen der geplanten Deponie auszutauschen, über den aktuellen Stand des laufenden Prüfverfahrens zu informieren und die Petition gegen die Deponie einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren.
19. August 2024 | von M. Färber
Widerstand gegen Deponie formiert sich
Besorgte Anrainer sowie Gemeindemandatare ziehen an einem Strang, um die geplante Deponie am Katzenberg zu verhindern. RS-Foto: M. Färber
WAS IST SACHE? Direkt unter dem Katzenberg, dort, wo sich der wunderschöne Blick über den Talkessel öffnet, plant die Firma STRABAG, eine Aushubdeponie mit einer Brech- und Siebanlage sowie einem Zwischenlager für sogenannte „Störstoffe“ zu errichten und zehn Jahre lang zu betreiben. Gerechnet wird mit 202.000m3 Aushubmaterial und einer Gesamtschütthöhe von ca. 22 m, sodass am Ende fast das Niveau der B179 erreicht wird. Für eine eigens zu errichtende Beschleunigungsspur für Lkw müssten 3.200 m2 Wald gerodet werden, der schon bisher ein wichtiger Schutz gegen Straßenlärm und Verkehrsemissionen war. Die STRABAG hat ein Behördenprüfverfahren angestrengt und rechnet mit der Inbetriebnahme der Deponie im Laufe der Bausaison 2025.

„EIN IRRSINN!“ Feinstaub, Lärm, gesundheitliche, psychische Belastungen, Grundwasserverseuchung, betriebliche Einbußen, Wertverluste von Grund und Wohnungseigentum, die Zerstörung des Landschaftsbildes ...  „Einfach ein Irrsinn!“, wie Erwin Schratz, Anrainer und selbst 30 Jahre bei der STRABAG tätig, seinem Unmut freien Lauf ließ. Laut Projektbeschreibung rechnet die Baufirma mit 44 Fahrten pro Tag (Hin- und Rückfahrt). Allerdings behält sie sich vor, bei Bedarf (Großprojekte) diese Anzahl zu verfünffachen. Wenn man an eine Realisierung des Fernpasspaketes denkt, könnte das möglicherweise jahrelang ein Horrorszenario von bis zu 50 000 Lkw jährlich bedeuten. Trotzdem sieht der Innsbrucker Sachverständige für Mobilität in dem Deponieverkehr keinen „nennenswerten Einfluss auf die Leichtigkeit, Verkehrsflüssigkeit und -sicherheit auf der B179“. (Wann ist er wohl das letzte Mal über den Fernpass nach Reutte gefahren?)
Neben dem enormen Zuwachs an Lkw-Verkehr befürchten Anrainerinnen und Anrainer sowie Grundeigentümer eine massive Dauerverschmutzung des Grundwassers sowie einer Quelle auf dem betroffenen Areal. Auch ein beliebter Wanderweg müsste weichen. Gesundheitliche Bedrohungen sowie eine Wertminderung von Wohnungseigentum in den betroffenen Gebieten werden befürchtet. Auch BM Salchner spricht sich strikt gegen das Projekt aus: Wichtige infrastrukturelle Einrichtungen, wie das BKH Reutte und das Pflegeheim Ehrenberg, liegen nur 960 m Luftlinie von der Brechanlage entfernt. Nicht nur der Feinstaub, auch ein unerträglicher, monotoner Lärm würden zur echten psychischen Belastung. Bei voraussichtlichen Betriebszeiten der Deponie von 7–19 Uhr (Mo–Fr) und 7–15 Uhr (Sa) kann man nur erahnen, was das bedeutet. Dass dazu in den Wintermonaten stundenlang eine Fluchtlichtanlage eingesetzt weren soll, die in der Weihnachtszeit der erfolgreichen Lichterinstallation „Lumagica“ locker den Rang ablaufen würde, kommt noch hinzu. Was bedeutet das alles für die vulnerable Gruppe von Patientinnen und Patienten sowie Pflegebedürftigen? Ein Humanmediziner bestätigt in seinem von der STRABAG in Auftrag gegebenen Gutachten, dass „gesunde, normal empfindende Erwachsene und Kinder nicht mit gesundheitsgefährdenden oder erheblichen Belästigungen“ zu rechnen hätten. Also, lasst uns aufatmen! Zehn Jahre sind bald vorbei. Laut STRABAG wird dann diese Deponie aufgefüllt, hübsch begrünt und (auf einem jahrelang verseuchten Boden) wieder landwirtschaftlich genutzt werden können.

WOZU DAS GANZE? In ihrer Petition fordert Dablander u. a. eine zwingende Bedarfsprüfung aller Aushubdeponien im Außerfern. Allein im Bezirk Reutte gibt es 20 davon, wobei sich eine nur 2 km entfernt in Breitenwang in der Hurt befindet. Sie wurde erst kürzlich erweitert und bietet Kapazität für 1. 546.800 m³ Bodenaushub, also ein Vielfaches des geplanten Fassungsvermögens der Deponie am Katzenberg. Der Landesumweltanwalt kommt daher zur Ansicht, dass kein Bedarf für eine neue Aushubdeponie bestünde. Er hält weiters in seinem Schreiben eine „starke Beeinträchtigung sämtlicher Schutzgüter“ fest und bezeichnet den Standort Katzenberg als ungeeignet. Es ist nur zu hoffen, dass sich das Land Tirol seiner Erkenntnis anschließt. Wer die Petition „NEIN zur Deponie Katzenberg – Reutte“ mit seiner Unterschrift unterstützen will, kann dies digital unter www.tirol.gv.at/landtag/petitionen machen. Sie liegt auch in Papierform am Gemeindeamt Reutte auf.

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