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Herzensthema Frauenpolitik

NR Mag.a Selma Yildirim über Gleichstellung

Man merkt es NR Mag.a Selma Yildirim auch an, dass ihr an der Sache sehr viel liegt. Mehrmals im Jahr sehen sich die SPÖ-Frauen an, wie es den Tirolerinnen so geht. Dabei liegt das Augenmerk auf dem Einkommen und den gegebenen Rahmenbedingungen.
28. Juli 2020 | von von Sonja Kofelenz
Herzensthema Frauenpolitik<br />
NR Mag.a Selma Yildirim setzt sich für Gleichstellung ein. RS-Foto: Kofelenz
von Sonja Kofelenz

Selma Yildirim, seit 2017 Nationalrätin und Landesfrauenvorsitzende der SPÖ Tirol nutzt die Sommermonate, um Gespräche zu führen. Thema: Lohnschere im Bezirk Reutte. In der Frauenpolitik sei schon eine positive Entwicklung festzustellen, so die Nationalrätin, jedoch würden die Schritte nach vorn immer kleiner werden. Die Politik habe gesellschaftspolitisch noch Aufholbedarf, Frauen seien zwar gleichberechtigt, aber nicht gleichgestellt.

EINKOMMENSUNTERSCHIEDE. Die Lohnschere zwischen Frauen und Männern klafft im Bezirk Reutte über 20 Prozent auseinander, basierend auf einem mittleren Einkommen bei ganztägiger Vollbeschäftigung und vergleichbarer Arbeit. Dies geht aus dem jährlichen Einkommensbericht der Arbeiterkammer hervor. Als Grund nennt sie die niedrigere Bewertung der Arbeit, die unbedingt einer Erneuerung bedarf. Arbeitsbereiche – wie in der Pflege oder im Handel – sind körperlich anstrengend. Hier gehören die Kollektivverträge überarbeitet.
Kritik übt die Nationalrätin zudem an der Einkommenstransparenz bei Betrieben und spricht Island als Vorbild an. Als einen weiteren Grund für ein Auseinanderklaffen der Löhne sieht sie in den Erwerbsunterbrechungen aufgrund von Kindererziehung oder Pflege von Angehörigen. „Oft sind es die Frauen, die zuguns-ten der Kinderbetreuung im Beruf zurückstecken. Daraus resultieren Teilzeitarbeit oder gar längere Pausen“, so Yildirim. Frauen scheiden so gezwungenermaßen, manchmal für 15 Jahre, aus dem Erwerbsleben aus, was natürlich dann Auswirkungen auf die Pensionen hat. Die Lebenserhaltungskosten in Tirol sind sehr hoch, die Einkommen bei Frauen demgegenüber niedrig.  Es sei oft nicht möglich, ein eigenständiges Leben zu führen, meint die Nationalrätin.

INFRASTRUKTUR FEHLT. Es gibt zu wenige Kinderbetreuungseinrichtungen im Land. Im Bezirk Reutte erfüllen 60 % der Einrichtungen die Vereinbarkeitskriterien nicht. Zu viele Schließtage, tirolweit sind es 37,8 Tage, im Bezirk Reutte 49 Tage, zwingen Frauen dazu, sich zwischen Arbeit und Kindern zu entscheiden. Dazu kommt noch, dass „die Betreuungspflicht mit dem Kindergarten ja nicht aufhört“, so Yildirim.

ARBEITSWELT. Unsere Arbeitswelt verändert sich laufend. Jobs fallen aufgrund von moderneren Arbeitstechniken weg, aus gleichem Grund kommen neue Bereiche dazu. Bezahlte Arbeit steht unbezahlte – meist von Frauen erbrachter – Arbeit gegenüber. Die Stunden an Kinderbetreuung, an Pflege von Angehörigen wird nicht bewertet. In den traditionellen Ländern, und dazu zählt Yildirim auch Österreich, wird eine Frau oftmals als „Rabenmutter“ gesehen, wenn sie ihr Kind in den Hort gibt, um ihrer Arbeit nachzugehen. Hier sollte man sich doch die skandinavischen Länder zu Vorbild nehmen. Dort sind Kinder bereits mit einem Jahr in einer Betreuungseinrichtung untergebracht, denn die Bildung beginnt schon im ersten Lebensjahr. Auch das frühzeitige soziale Lernen startet in diesem ersten Bildungszugang. Die guten Pisa-Studien dieser Länder geben dem Recht.

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