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Tiroler Bauernbund startete Bezirksrunde 2021 in Breitenwang

Der Landwirtschaft im einstigen Problembezirk Reutte geht es gut

Aufgrund des Locksdowns musste die Herbstkonferenz 2020 online stattfinden. Umso erfreulicher, dass die Veranstaltung heuer wieder in Präsenz und vor Ort stattfinden kann, denn im landwirtschaftlichen Bereich bewegt sich derzeit einiges und die meisten der bei den Bauernbund-Urwahlen 2020 neu gewählten Gremien konnten sich bis jetzt noch kaum persönlich austauschen.
15. November 2021 | von Sabine Schretter
Tiroler Bauernbund startete Bezirksrunde 2021 in Breitenwang
Freuen sich über den positive Trend in der Außerferner Landwirtschaft: Bauernbunddirektor BR-Präsident Peter Raggl, Bezirksbauernobmann Christian Angerer und Bauernbundobmann LH-Stv. Josef Geisler (v.l.). RS-Foto: Schretter
Von Sabine Schretter.
Bauernbunddirektor BR-Präsident Peter Raggl nannte in seinen einleitenden Worten beim Gespräch mit der regionalen Presse die Verhandlungen zur Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP), die kurz vor dem Abschluss stehen, den Abschussbescheid für einen Problemwolf und die im Februar 2022 anstehenden Gemeinderatswahlen als wichtige Punkte für die anstehende Diskussionsrunde mit den Mitgliedern des Bezirksbauernbundes Reutte.

Guter Sommer.
Mehr als 50 neue Funktonäre bilden nach der Urwahl 2020 ein junges Team, das sich sehr um eine funktionierende Landwirtschaft im Außerfern kümmert, freut sich Bezirksbauernobmann Christian Angerer. Nicht nur in den Gremien, auch an der Bezirkslandwirtschaftskammer selbst habe es einen deutlichen Verjüngungsprozess gegeben. „Das ist ein sehr deutliches Zeichen, dass viele junge Leute sich bewusst wieder für eine Tätigkeit im landwirtschaftlichen Bereich entscheiden“, so Angerer. Der Sommer sei ein guter gewesen, die Ernte – trotz mäßiger Wetterbedingungen – gut ausgefallen, führte der Bezirksbauernobmann weiter aus. Ein großes Glück war es, dass der Bezirk von Naturereignissen im Wesentlichen verschont geblieben sei. Auch die großen Beutegreifer, Wolf und Bär, richteten – bis auf einen Wolfsriss im Mai in Bschlabs – keine Schäden im Bezirk Reutte an.
Hinter der gut funktionierenden Landwirtschaft im Bezirk Reutte steht ein erfolgreiches Netzwerk. Besonders wichtig ist, dass alle vier Tourismusverbände des Bezirkes hinter der Landwirtschaft stehen. „Die Tourismusverbände und die   Bezirkslandwirtschaftskammer feilen gerade an einem gemeinsamen 60.000 Euro (50 Prozent aus Eigenmitteln) schweren Projekt. Wir möchten gemeinsam ein regionales Schaufenster inszenieren, das regionalen Anbietern die Möglichkeit gibt, einmal wöchentlich ihre Produkte der Öffentlichkeit zu präsentieren“, stellt Christian Angerer das Projekt vor.
Ein wichtiger Schritt für die heimische Landwirtschaft wird von der Molkerei in Reutte gesetzt, die gerade in große Umbaumaßnahmen  inves-tiert. „Die Molkerei wird die Produktion Anfang Februar wieder aufnehmen. Die Milch kann dann komplett im Bezirk verarbeitet werden“, sagte Christian Angerer dazu. Über die Naturkäserei Sojer in Steeg konnte Angerer berichten, dass Geld aus Fördertöpfen lukriert werden konnte. Sojer musste für die Monate Jänner bis April den Milchpreis halbieren. Jetzt stehen zum Ausgleich für diese vier Monate insgesamt 300.000 Euro zur Verfügung. „Die Landwirtschaft in unserem Bezirk lebt, das ist sehr erfreulich“, schloss Bezirksbauernobmann Christian Angerer ab.

Kein Problemkind mehr.
Bauernbundomann LH-Stv. Josef Geisler lobte das Außerfern, das sich vom Problemkind zu einem Bezirk mit funktionierender Landwirtschaft entwickelt habe. Gerade das Heumilchprojekt – der Bezirk Reutte ist zu 100 Prozent ein Heumilchbezirk – nimmt hier eine besondere Stellung ein. „Die Wertschätzung für regional produzierte Lebensmittel zeigt sich immer deutlicher. Mit dem Heumilchprojekt wird hier im Außerfern nicht nur der ökologischen Landwirtschaft, sondern auch dem gesundheitlichen Aspekt Genüge getan“, so Josef Geisler.
Ein Problem, mit dem man sich intensiv beschäftigen müsse, ist das mit den großen Beutegreifern. Wohl sei der Bezirk Reutte gut verschont geblieben, in den anderen Bezirken zeige sich aber ein dramatischeres Bild. „Die großen Beutegreifer wandern vor allem von Süden her nach Tirol. Das könnte mit ein Grund sein, warum die Grenzen zum Bezirk Reutte kaum überschritten worden sind. Für den Problemwolf, der nachweislich 59 Schafe gerissen hat, gilt nach wie vor der Abschussbescheid.“ Es gehe dabei nicht um Einzelschicksale einiger Bauern, es gehe vor allem auch um eine funktionierende Almwirtschaft, die wiederum eine Grundlage für den Tourismus und die Freizeitwirtschaft ist. Herdenschutzprojekte seien gerade auf Almen nur schwer umsetzbar. „Die Problematik mit den großen Beutegreifern muss länderüberschreitend angegangen werden. Es braucht ein grenzübersgreifendes Projekt zur FFH-konformen (FFH: Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie. Ziel: Erhaltung und Wiederherstellung der biologischen Vielfalt) Entnahme“, fordert Geisler. Das Problem mit dem Wolf werde von Jahr zu Jahr größer. Populationen wachsen pro Jahr um 20 bis 30 Prozent. Ein rasches Handeln ist daher unabdingbar.
Abschließend wurde beim Pressegespräch noch dikutiert, dass es auch in der Landwirtschaft einen Facharbeitermangel gäbe. Man wird in Zukunft auch auf Mitarbeiter von auswärts zurückgreifen müssen.

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