EIN SCHICKSAL VOR 85 JAHREN. Von 1930 bis 1938 war Johann Kraler, geb. in Sillian, Pfarrer in Bichlbach. Leutselig und freundlich, war er bei seinen Gläubigen sehr beliebt. Der Teilnehmer am Ersten Weltkrieg war ein glühender Patriot und beteiligte sich bei der Heimwehr, den Sturmscharen und Jungvaterland. Seit 1934 war Johann Kraler auch Pfarrer des „Heimwehrgaues Reutte“. Als am 13. März 1938 deutsche Truppen in Österreich einmarschierten, schlugen ihm nicht nur von etlichen Dorfbewohnern Hass und Rachegelüste entgegen. Schon am nächsten Tag musste er die neue Macht kennenlernen, worüber der „Außferner Bote“ am Mittwoch, dem 16. März berichtete: „Am Montag wurde Pfarrer Kraler bei der Bezirkshauptmannschaft vorgeführt. Ihm wurde nahegelegt, dass es besser sei für ihn, wenn er um Versetzung ansuche. So ging also dann der „Haspinger von Außfern“ um seinen „Segen“ hinüber nach Breitenwang.“ Am folgenden Mittwoch verließ der 47-jährige Priester schwer getroffen Bichlbach und erhielt die Pfarre Untertilliach. Ab 1940 war er Pfarrer in Nikolsdorf. Am Weißen Sonntag 1945 erlitt er einen Schlaganfall und starb als stiller Dulder und Beter am 10. November 1947 mit 56 Jahren.
Peter Linser
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