Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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So war es früher – Ausgabe Reutte (KW24/2021)

Am 10. Februar 1632 verfasste Martin Miller, „Stattaman unnd Richter zue Vilß“, einen Bericht über das Vilser Spital an den zuständigen Bischof zu Augsburg, in dem er schreibt: „Wie es mit dem Seelhauß zue Vilß, das Spital genanndt, … für ain Beschaffenhait und Gebrauch gehabt. In dem Seelhauß aber gleich hinden daran stehendt, ist ein armer Mann, so Weib und Kind hat, welchen man den Spitaler oder Spitelmaister nennet, der hat von des H. Gaists Cappelin etwas von ligenden Güettern umb einen schlechten Zins zuegewiessen, darumben ist er verbunden, den armen Leithen aufzuwarten und vil ze sehen, das Feur und Liecht versorgt sey oder wan krankhe Mentschen uf Nacht darein kommen, die dem Almuesen selbsten nit nachgen kinden, muß er inen bei den Bürgersleithen samblen und zuetragen, dann anderst keine armen Leith darinnen aufgehalten werden, als wan durchraisende arme Bilger oder sonst arme Leith uf Nacht hiehero kommen, muß man alda beherbergen und waß sy zu essen haben (die aber, waß Krankhait haben … daß Almusen selbsten samblen müessen) in der Stuben kochen lassen. Also ist es hirhero und nie anderst gehalten worden.“
Das Fehlen einer eigenen Spitalsordnung – wohl wegen der Kleinheit der Einrichtung – erforderte die Anwendung der damals gängigen Vorschriften: „§ 2: Selber erhält dreimal des Tages warme Speisen in genügender Portion, und zwar in der Regel: Morgens eine Suppe, Mittags eine Suppe und wohlausgekochte Mehl- oder auch Fleischspeise und Gemüse, Abends eine eingekochte nahrhafte Suppe und ein Stück Brod. […]
§ 3: An Bettgeräthe erhält er einen zweimal des Jahres frisch zu füllenden Strohsack, einen Stroh- und einen Federpolster, zwei Leintücher, und im Sommer eine, im Winter zwei Decken; die Bettwäsche ist alle vier Wochen zu reinigen. […]
(Ansprüche und Obliegenheiten der Pfründner)
(Dengel: Vils in Tirol 1927, S. 81, Ladner: Alte Medizin, 2012,S. 41)

Text und Foto: Peter Linser
14. Juni 2021 | von Peter Linser
So war es früher – Ausgabe Reutte (KW24/2021)
Unteres Stadttor nach Osten, links das Spital (bis 1862). Foto: Peter Linser

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