Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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So war es früher – Ausgabe Reutte (KW41/2021)

„Brixener Pilgerzug nach Rom, 1888.“ Anlässlich des 50-jährigen Priesterjubiläums von Papst Leo XIII. wurde für die Diözese Brixen ein eigener Pilgerzug nach Rom organisiert, da man sich nicht dem „Central-Comité zur Veranstaltung der Rom-Pilgerfahrt der Katholiken Österreichs“ anschließen wollte. Das war eine logistische Herausforderung bzgl. Fahrplan, Unterkünften, Veranstaltungen, Audienz und Besuchsprogramm, wurden doch Pilger aus aller Welt erwartet!
Auch aus dem Außerfern ließen es sich einige Geistliche und Gläubige nicht nehmen, an dieser strapaziösen Reise teilzunehmen. Zuerst musste die individuelle Anfahrt bis zum „italienischen Separatzug“ nach Ala bewältigt werden. Das geschah mittels „Courierzug“, der am Vorabend in Brixen eintraf. Es sollten 100 Gulden als Fahrtkosten ausreichen, doch wurden 10 bis 20 Gulden mehr angeraten, „da doch die Vorsicht die Mutter der Weisheit ist“. Besondere Bemerkungen: „Bei der Audienz tragen weder Herren noch Damen Handschuhe. Die Handkoffer sollen nur 50 cm lang, 30 cm breit und 25 hoch sein (!); größeres Gepäck muss als Frachtstück aufgegeben werden. Keine zollpflichtigen Gegenstände mitnehmen! Der Pilgerzug wird auf die Bitt-Tage wieder heimkehren. Es handelt sich um keine Lust-reise, sondern um eine Pilgerfahrt!“
Fahrplan: Abfahrt in Ala am 17. April um 12.30 Uhr, Nächtigungen in Bologna, Loreto, Assisi und Ankunft in Rom am 20. April um 17.30 Uhr. Neben dem Besuch der vielen Sehenswürdigkeiten in den einzelnen Haltestationen und der Ewigen Stadt war der ersehnte Höhepunkt die „General-Communion und Audienz beim hl. Vater“ am 29. April 1888 um 12 Uhr, die alle sehr bewegend erlebten.
Die Mehrzahl der Pilger war entschlossen, nach dem Erhalt der Jubiläumsgedenkmünze ohne Aufschub heimzureisen, während sich eine kleinere Gruppe zu Ausflügen nach Neapel, Florenz, Venedig und Padua entschloss. Unter den 257 Teilnehmern aus Tirol und Vorarlberg befanden sich aus dem Außerfern die Geistlichen Nikolaus Mattle, Expositus in Grän, Johann Peer, Kurat in Hinterhornbach, Christian Waibl, Pfarrer in Elbigenalp, Johann Franz Wolf, Kurat in Weißenbach, und Alois Zoderer, Pfarrer in Vils. Weiters hatten daheim viel zu erzählen: Josef Euchta und Johann Wöber aus Tannheim, Matthäus Lochbichler aus Jungholz, Ludwig Klotz und Ludwig Moser aus Steeg, Ignaz Knitel und Josef Knitel aus Holzgau,
(Quelle: J. Stippler, Beschreibung des Brixener Pilgerzuges nach Rom 1888, Brixen 1889).
Text: Peter Linser
12. Oktober 2021 | von Peter Linser
So war es früher – Ausgabe Reutte (KW41/2021)
Von Hinterhornbach nach Rom (Kurat Johann Peer). Foto: F. Milz

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