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Erfolgreicher Sportler, Trainer und FIS-Funktionär

Werner Ginther bereiste fast die ganze Welt, schüttelte hochrangigen Poitikern und gekrönten Häuptern die Hand

Über 20 Jahre prägte der Reuttener Werner Ginther die Sparte der Nordischen Kombination. Er war selbst erfolgreicher Sportler, dann Trainer und schließlich FIS-Funktionär. Auch mit seinen mittlerweile 84 Jahren ist Werner Ginther weiter dem Sport verbunden und beliefert die RUNDSCHAU regelmäßig mit Informationen über den Stocksport im Außerfern.
27. Oktober 2020 | von von Sabine Schretter
Erfolgreicher Sportler, Trainer und FIS-Funktionär <br />
Werner Ginther (2.v.l.) beim Empfang des norwegischen Königs Harald V. 2001 in Oslo. Fotos: Privat
von Sabine Schretter

Der Nordische Skisport, der im Außerfern eine lange Tradition besitzt, ist mit einem Namen untrennbar verbunden: Werner Ginther. Der Bezirk Reutte spielt heute zwar keine Rolle mehr im Weltcupgeschehen, die Verbundenheit zu den nordischen Sportarten besteht abere weiterhin. Und immer wieder sind Namen von Außerferner Nordischen in den nationalen und internationalen Wettkampf-Ranglisten zu finden.

FUSSABDRUCK. Werner Ginther hat allemal einen deutlichen Fußabdruck in der Außerferner Sportgeschichte hinterlassen. Alle Stationen des aktiven und sportverbundenen Lebens nachzuzeichnen würde den Rahmen sprengen. Die Breitenwirkung der Nordischen Kombination erreicht nicht jenen Wert des alpinen Skilaufs. Dennoch soll nicht vergessen sein, dass es ein Reuttener war, der für diesen Sport Großes geleistet hat und während seiner aktiven Zeit einen unauslöschlichen Fußabdruck in der Entwicklung der nordischen Sportart hinterlassen hat. Als aktiver Wettkampfsportler zählte Werner Ginther bis zu seinem Karriereende 1965 zur Spitze Tirols und war unter den acht besten Österreichern. Ende 1970 wurde Ginther technischer Delegierter des Alpencups, der damals immer bedeutender wurde. 1973 legte er die Sprungrichterprüfung ab, war ingesamt dreizehnmal als Sprungrichter bei der Vierschanzentournee im Einsatz. Ab 1990 übernham Werner Ginther die Koordination des Europa-Cups der Nordischen Kombination. Aus dem Europa-Cup entwickelte sich in der Folge der Weltcup-B. Ginther war bei 280 internationalen Wettkämpfen tätig. Mit seinen Ideen und seinem Vorausblick – immer den Sport und die Aktiven im Fokus – war Ginther an etlichen Neuerungen und Weiterentwicklungen der Nordischen Kombination federführend beteiligt. Auf Ginthers Betreiben hin wurde 1977 erstmals ein Wettkampf nach der Gundersen-Methode durchgeführt. Der norwegische Kombinierer Gundersen hatte diese Methode entwickelt, die ein Rennen erklärt und auch beim Publikum für Klarheit sorgt: Als erster Wettbewerbsteil findet immer das Springen statt. Der beste Skispringer geht dann auch als Erster in die Loipe, danach wird dem Ergebnis des Skispringens folgend das Langlaufrennen gestartet. Jeder Teilnehmer trägt die entsprechende Startnummer – der erste trägt die Nummer eins. Wird er vom Zweiten des Skispringens überholt, ist klar, dass die Führung gewechselt hat. Gestartet wird mit dem Zeitabstand, der sich aus dem Punkterückstand ergibt. Werner Ginther war es stets wichtig, die Nordische Kombination auch für das Publikum attraktiv und spannend zu machen. Auch der Nachwuchs lag ihm sehr am Herzen. Als technischer Delegierter und Koordinator für die Alpen-Cup-Veranstaltungen konnte sich Werner Ginther auch in diesem Bereich erfolgreich einbringen.

WELTENBUMMLER. Wer so für „seinen“  Sport brennt, ist gefragt und kommt viel herum. Werner Ginther weiß von etlichen unvergesslichen Begegnungen zu erzählen. Als FIS-Koordinator nahm er an Kongressen in Budapest, Melbourne, Christchurch, Rio de Janairo und Prag teil. Er traf mit mehreren  hochrangigen Persönlichkeiten und Monarchen zusammen – unter anderem mit der Köngin von Schweden, dem spanischen und dem norwegischen König. Unvergessen ist für Ginther das Zusammentreffen mit dem japanischen Kaiser, das mit einer aufwendigen Zeremonie vonstatten ging. „Ich war 1988 als FIS-Delegierter für die Miya Sama Spiele in Japan nominiert worden. Am Ende der Wettkämpfe, bei denen der Kaiser immer auch vor Ort ist, erhielt ich als Dank für meinen Einsatz im Namen des Kaisers eine Weltuhr geschenkt“, erzählte Werner Ginther der RUNDSCHAU.  Besonders stolz ist er darauf, dass er sich als erster Ausländer ins Goldene Buch der Stadt Klingenthal (ehemalige DDR) eintragen durfte. „Das freut mich sehr. Ich war sehr oft in Klingenthal, die Stadt ist fast so etwas wie meine zweite Heimat.“

 
Erfolgreicher Sportler, Trainer und FIS-Funktionär <br />
Werner Ginther (Mitte) trug sich am 25. August 2000 ins Goldene Buch der Stadt Klingenthal (ehem. DDR) ein.
EINER UNTER FÜNFEN. Nach 22 Jahren als FIS-Funktionär war es für Werner Ginther Zeit zu gehen. Die FIS bedankte sich bei Werner Ginther mit einem ganz besonderen Geschenk: Er ist Ehrenmitglied der Organisation –  eines von Fünfen weltweit. Mittlerweile ist es leiser geworden um Werner Ginther. Dem Sport blieb er verbunden, er begeistert sich fürs Theater, ist seit 2009 auch Ehrenmitglied des Tiroler Theaterverbandes und verbringt seine Zeit sehr gerne im Kreise seiner Familie.

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