Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Von Reutte bis an die Donau

Eine empfehlenswerte dreitägige Radtour durch das Lechtal auf bayerischer Seite

Den Lechweg von seiner Quelle am Formarinsee in Lech bis nach Füssen zu den Lechfällen kennt man bei uns nun schon recht gut und es sind viele Wanderer aber auch Radler an der Strecke auf Vorarlberger und Tiroler Seite anzutreffen. Der Weg entlang des Lech führt aber noch über 200 km weiter, bis er sein Ziel, die Donau bei Marxheim, erreicht und sich mit ihr vereint.
1. August 2022 | von Sonja Kofelenz
Der Lech verbreitert sich kurz vor Landsberg und bietet zahlreichen Vögeln ein Paradies in den angrenzenden Auwäldern. RS-Fotos: Kofelenz
Von Sonja Kofelenz.
Bei bestem Wetter starte ich meine schon seit langem geplante Radtour entlang des Lechs bis zur Donau. Das Fahrrad steht mit zwei Satteltaschen versehen bereit, die Radkarte ist auf der richtigen Seite aufgeschlagen und eine kleine Brotzeit ist eingepackt. Um 9 Uhr morgens geht es dann endlich los.

Von Reutte bis Schongau (68 km). 
Die Strecke bis Schwangau ist vielen doch schon bekannt. Deshalb beginne ich meine Beschreibung ab dem Bannwaldsee, wo ich nach den ersten 20 km eine Rast mit einem Sprung ins Wasser einlege. Der Radweg führt dann über Felder nach Buching, Halblech und Trauchgau, wo ich die Hauptstraße überquere. Stets hinauf und hinab über Felder und durch kühle Waldstücke komme ich in den Ort Resle und erreiche nach ungefähr fünf weiteren Kilometern die Wieskirche, die einen herrlichen Anblick bietet. Ein kurzer Kirchenbesuch und eine Stärkung in der gleich daneben befindlichen Wirtschaft ist nun nach der halben Tagesetappe angebracht. Erfrischt breche ich wieder auf und treffe auf mehrere Ziegenherden, die neugierig näher kommen. Es geht nun bergab und ich komme, am Badweiher vorbei, in Steingaden an. Nun führt die Radstrecke zum Lech hinunter, den ich bei Illach, hier ist die Staustufe 3, erreiche. Rechtsseitig folge ich dem Weg nun bis zum Schongauer Lechsee und wechsle die Seite um, ohne über Peiting zu fahren, direkt nach Schongau zu gelangen.  Die Altstadt von Schongau liegt erhöht und ist von einer imposanten Stadtmauer umgeben. Durch mehrere Tore kommt man in das sehenswerte Zentrum mit prächtigen Bürgerhäusern. Am Ziel angekommen suche ich mein Hotel und gönne mir ein deftiges Abendessen im Schongauer Sudhaus.

Von Schongau bis Augs-burg (74 km).
Wieder starte ich nach einem guten Frühstück um 9 Uhr. Anfangs rolle ich durch Industriegebiet und die nicht sehr schöne Handelszone. Hohenfurch lasse ich links liegen und strample nach Kinsau. Hier wartet eine Überraschung auf Passanten. In einem Garten hat ein Ehepaar eine Modelleisenbahn-Anlage aufgebaut, die die gesamte Gartenfläche einnimmt. Mehrere Züge fahren herum, Modellhäuser und verschiedene Szenen sind detailgenau nachgebaut. Die Besitzer laden jeden der mag ein, hereinzukommen und ihre in mühevoller Kleinarbeit erstellte Anlage zu besichtigen. Das lasse ich mir nicht zweimal sagen! Der Radweg führt mich nun linksseitig durch die Lechauen bis Epfach. Ab der Staustufe 11 muss man ein Stück an der Hauptstraße entlangradeln bis man bei Mundraching den Lech wieder überquert. Ab da fährt man durch herrliche Laubwälder und kommt bei Pöring in ein wunderschönes Naherholungsgebiet, direkt am Lech. Auf Empfehlung des Radführers kehre ich in der Teufelsmühle ein, das ist ein sehr beliebter Ausflugsgasthof, direkt an den Lechauen. Ich radle ent-
spannt durch die Aulandschaft bis Landsberg, durchquere die Altstadt und fahre bis Kaufering, quere den Lech und bleibe aber stets nah am Fluß. Ab der Staustufe 20 führt mich der Weg über Felder nach Pittriching, wo ich am Ortsanfang auf die Assissikapelle stoße. Diese Kapelle ist vollständig aus Kufper gebaut, daneben eine kleinere Marienkapelle und ein Brotzeittisch, der zum Picknick einlädt. Der Lech hat sehr viele Staustufen, wie ich feststellen konnte. Bei Nummer 22 quere ich wieder, fahre hinter einem Damm am Mandichosee vorbei und strample, dann doch schon langsam müde werdend, durch ausgedehnte Wälder, die mit verschiedensten Lehrpfaden versehen sind, Augsburg entgegen. Es gibt immer wieder Hinweise auf Wildschweine, gesehen habe ich aber keine. Am Zoo und am botanischen Garten vorbei, noch durch ein Tor und ich stehe mit meinem Rad mitten in der schönen Altstadt. Gleich hinter dem Dom habe ich mein Hotel und genieße am Abend die Atmosphäre bei einem guten Essen.

Von Augsburg bis zur Mündung in die Donau (54 km).
Den dritten Tag beginne ich mit einer Besichtigung des Doms, der am Abend zuvor schon geschlossen war. Dann radle ich aus der Stadt nach Norden hinaus und folge dem Radweg, der übrigens auch oft ident mit der Via Claudia Augusta ist. Ab nun ist der einstmals wilde Lech sehr reguliert. Eine Staustufe folgt der anderen, und der Radweg verläuft schnurgerade auf oder hinter einem Damm entlang. Mein Weg führt mich nun etwas ins Hinterland, nach Sand hinauf. Dort geht es entlang von Nebenstaßen bis Thierhaupten, durch den Klosterhof durch und ich verfahre mich! Ich lande dann plötzlich auf der anderen Lechseite, der ich durch kleine Orte folge. Aber wie komme ich wieder hin-
über? Dies gelingt mir erst bei Ellgau mit Hilfe von zwei älteren Damen, die mir den Weg zum Kraftwerk weisen. Aber so einfach drüberradeln ist nicht: Ich muss mein schweres Rad eine steile Metallstiege hochbringen und auf der anderen Seite wieder hinunter. Sehr anstrengend!  Ich erhole ich dann in den kühlen Lechauen und radle weiter bis Rain. Auf Empfehlung des Radführers besuche ich kurz den Dehner Blumenpark, aufgrund  der Hitze radle ich aber lieber weiter. Nach wenigen Kilometern durch kleine Ortschaften nähere ich mich einem neuen Auwaldgebiet und erreiche bei Marxheim die Brücke über die Donau. Von dieser Stelle aus betrachte ich den Lech, wie er sich mit der Donau vereint. Ich habe mein Ziel erreicht.

Rückkehr nach Reutte.
Sie fragen sich sicher, wie geht es nun wieder zurück? Ich bin wieder nach Rain zurückgeradelt und habe den Zug nach Ingolstadt und von dort nach München genommen, wo ich abgeholt wurde. Es gibt aber sicher auch andere Bahnverbindungen, z.B. nach Füssen.

Variante.
Um eine Bahnrückreise zu vermeiden, kann die Tour abgewandelt werden. Es geht dann von Reutte nach Schongau, von dort bis nach Bad Wörishofen und am dritten Tag im Wertachtal retour nach Reutte.
Von Reutte bis an die Donau
Die Garteneisenbahn in Kinsau ist ein echter Hingucker.

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