Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Die Preise steigen – EWR hält Strompreise vorerst stabil

Heimischer Energieerzeuger setzt auf Wasserkraft, Gas und Photovoltaik

2021 stiegen die Energiepreise in einer Dimension wie schon lange nicht mehr. Mehrere Faktoren sind dafür verantwortlich. Bei einem Pressegespräch informierte die Spitze des heimischen Energieversorgungsunternehmens EWR über die Energiepreisentwicklung 2022.
15. November 2021 | von Sabine Schretter
DI Christian Förg (Leiter EWR Energievertrieb), Mag. Richard Alber (folgt Michael Hold im April 2022 in den EWR-Vorstand nach), Vorstand Dr. Christoph Hilz und Dipl.-Ing. Thomas Siebenhüner (Leiter Netze) (v.l.) berichteten über die Entwicklungen am Energiepreissektor. RS-Foto: Schretter
Von Sabine Schretter.
EWR-Vorstand Dr. Christoph Hilz nannte zwei Faktoren, die wesentlich auf die Entwicklung der Energiepreise Einfluss nehmen: Zum einen die derzeit sehr hohe Nachfrage nach Gas auf dem Weltmarkt. Die Gasspeicher in Europa sind wenig gefüllt. Das treibt die Preise in die Höhe. Zudem befeuern die  gestiegenen CO2-Preise das Ansteigen der Strompreise zusätzlich. Betriebe benötigen CO2-Zertifikate (pro Tonne emittiertem Kohlenstoffdioxid), deren Preiskurve wiederum steil nach oben weist. Zweiter Einflussfaktor sind die politischen Rahmenbedingungen: Die Pipeline Nord Stream 2, die Erdgas von Russ-land über die Ostsee nach Deutschland liefern soll, ist zwar fertiggestellt, führt aber diese Aufgabe noch nicht aus. Für die Inbetriebnahme ist eine Zertifizierung notwendig, die Russland beantragt hat. Aufgrund der angespannten Situation zwischen Russland und Ukraine (die Transitland für das Gas wäre) verzögert sich das.
Erklärtes Ziel der EU ist es, die CO2-Emittierung weiter zu reduzieren. „Auch das treibt die Preise weiter an“, erklärt Christoph Hilz dazu.  „Denn das heißt, vermehrt auf erneuerbare Energien zu setzen. In Österreich schafft das „Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz“ die Rahmenbedingungen für den Umstieg auf Strom aus erneuerbaren Quellen. Man solle sich einmal überlegen, was erneuerbare Energien leisten können, wenn es nicht ausreichend Wasser, Wind oder Sonne gibt: „Zu wenig“, nimmt Hilz die Antwort vorweg.

Preise bleiben stabil.
„Unsere Preise werden stabil gehalten“, verspricht der EWR-Vorstand den 17.000 Stromkunden des Bezirkes. Ein Versprechen für das gesamte Jahr 2022 könne er alledings nicht abgeben, doch man deckt sich langfristig mit Energie ein. Allerdings werden einige Energieversorger in Tirol und Deutschland ihre Preise erhöhen. Das bedeutet, dass die Menge, die die EWR nicht selbst erzeugt, dann auch zu höheren Preisen zugekauft werden muss, was eine Preisangleichung zur Folge habe. Für ihre Kunden bietet die EWR weiter Strom zu Fixpreisen an. Der Arbeitspreis des ewr.PUR-Tarifs kostet weiter 8,32ct/KWh (brutto), der ewr.PUR.FIX-Tarif 11,46 ct/KWh brutto (bis Ende 2023). Die Netzentgelte werden laut Dipl.Ing. Thomas Siebenhüner (Leiter Netze EWR) in Tirol um ca. zehn Prozent (ca. 30 Euro pro Jahr) steigen.

„Raus aus dem Gas ist falsch“.
Der steigende Gaspreis führte auch bei den EWR-Gastarifen zu einem Preisanstieg. Die EWR ist auf den Zukauf aller Gasmengen für ihre Kunden angewiesen. Auch Gaskunden wird ein Fixtarif angeboten. Sie bezahlen 2021 3,18 ct/KWh (Arbeitspreis brutto), 2022 werden es 4,36 ct/KWh sein. Als Variante bietet die EWR klimaneutrales Erdgas an. Mit dem Tarif für das umweltfreundliche Erdgas werden weltweit Klimaschutzprojekte untertsützt. 2021 kos-tet der ewr.Erdgas Klima-Tarif 3,38 ct/KWh (Arbeitspreis brutto), 2022 sind dafür 4,56 ct/KWh zu bezahlen. „Die Vorgabe ,Österreich will raus aus dem Gas‘  halten wir für falsch. Gasnetze sind wichtige Infrastukturnetze. Wir bauten unser Gasnetz für unsere derzeit 2.350 Gaskunden in den letzten Jahren sukzessive aus“, ist Dr. Hilz vom „EWR-Gasprojekt“ überzeugt.

Energie von den Dächern.
Dass auch die EWR dazu beitragen kann, die energiepolitischen Ziele zu erreichen, zeigt der verstärkte Ausbau der Sonnenenergie zur Strom- und Wärmeerzeugung. Dafür wurde ein neues Geschäftsfeld eingerichtet, das Photovoltaikanlagen – mit und ohne Speicher – im Außerfern und Allgäu umsetzt. „Wir bauen eigene Anlagen im Megavolt-Bereich und motivieren auch unsere Kunden, auf ihren Hausdächern Anlagen zu montieren“, so der EWR-Vorstand. Zudem sollen etwa auch auf gemeindeeigenen Gebäuden Anlagen installiert werden.
Das wichtigste Asset bleibe die Wasserkraft. „Wasserkraftwerke sind unser Rückgrat“. Allerdings reicht das nicht für die komplette Versorgung aus. Daher setzt die EWR auf deren Ausbau und den Ausbau der Photovoltaik. „Der Strombedarf im Bezirk Reutte wird sich verdoppeln. Dieser Ausbau ist also notwendig. Neben der Photovoltaik holen wir auch unsere Kraftwerksprojekte hervor, die auf Halde liegen. Wir lassen die Projekte naturschutzrechtlich prüfen und hoffen, dass wir einige auch verwirklichen können“, richtet Dr. Christoph Hilz den Blick in Richtung Zukunft. Allerdings, so räumt er ein, werden diese Genehmigungen nicht einfach zu bekommen sein.

Blackout.
Kurz wurde auch auf das Thema Blackout eingegangen. Eine Übung am Freitag, dem 12. November sollte zeigen, was im Notfall auf uns zukäme. „Einerseits setzt man sich das Ziel, komplett auf erneuerbare Energien umzusteigen. Andererseits stehen diese nicht immer zur Verfügung. Energie muss aber immer verfügbar sein. Die Energie, die aktuell verbraucht wird, muss auch aktuell wieder erzeugt werden. Wir tun hier alles für die Versorgungssicherheit im Außerfern“, führt Hilz dazu aus. Für 2022 sind Investitionen von rund fünf Millionen Euro in das Tiroler Stromnetz geplant – für die Verkabelung von Freileitungen, die Erneuerung von Schaltanlagen und Umspannwerken. „Damit bemühen wir uns, dem steigenden Energiebedarf, vor allem auch durch den Zuwachs im Bereich der E-Mobilität, gewachsen zu sein.
Gut zu wissen: Mit dem Kraftwerk Plansee hat man ein schwarzstartfähiges (auffahren unabhängig vom Stromnetz) Kraftwerk, das im Notfall hochgefahren werden kann, sobald die Tiwag die Spannung vorgeschaltet hat.

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