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Realistischer Optimismus und ein klarer Blick nach vorn

Malerei Hornstein wurde für 110-jähriges Bestehen ausgezeichnet

Eigentlich feierte das Reuttener Traditionsunternehmen seinen runden Geburtstag bereits 2020. Corona hatte eine große Feier verhindert. Umso größer war die Freude daher, jetzt – im Betrieb vor Ort im Reuttener Untermarkt – die Übergabe der Ehrenurkunde im Beisein von LR Anton Mattle, LTP Sonja Ledl-Rossmann. Bgm. Günter Salchner, Klaus Schimana (2. Bürgermeister-Stellvertreter), Wolfgang Winkler (WKO-Bezirksstellenleiter), Christian Strigl (WKO-Bezirksstellenobmann), der Belegschaft der Firma Malerei Hornstein und der Unternehmerfamilie feiern zu können.
7. Juni 2022 | von Von Sabine Schretter
Realistischer Optimismus und ein klarer Blick nach vorn
Das Reuttener Traditionsunternehmen „Malerei Hornstein“ wurde für sein 110-jähriges Bestehen geehrt. Darüber freuten sich Wirtschaftslandesrat Anton Mattle, Gabi, Bernhard und Ernst Hornstein (v.l.).RS-Foto: Schretter
Von Sabine Schretter

Mehr als ein Jahrhundert unternehmerisch tätig zu sein bedeutet, alles richtig gemacht und auch Krisen gut gemeistert zu haben. Mit diesen Worten begann Landesrat Mattle seine Ansprache. Er, der Seniorchef Ernst Hornstein schon lange kennt, war sehr gern zur gemeinsamen Feier über den Fernpass gekommen. „Die Urkunde wurde noch von meiner Vorgängerin, Patricia Zoller-Frischauf, unterzeichnet. Ich habe aber die Ehre, sie zu überreichen.“ Um über einen so langen Zeitraum erfolgreich als Unternehmen zu bestehen braucht es zwei Dinge, so Mattle: „Es braucht realistischen Optimismus und einen klaren Blick nach vorn in die Zukunft.“ Diese Attribute kennzeichnen den Familienbetrieb Malerei Hornstein, werden doch seit 1925 Lehrlinge ausgebildet und über all die Jahre Mitarbeiter beschäftigt.

„HABE MICH RICHTIG ENTSCHIEDEN“. Es sei 1978 gewesen, als er eine weitreichende Entscheidung zu treffen hatte, erzählte Seniorchef Ernst Hornstein in seiner Ansprache: „Damals hatte ich meine Ausbildung zum Maler abgeschlossen und wollte eigentlich nach Wien gehen und Kunst studieren. Schluss-endlich habe ich mich aber dagegen und für den Einstieg ins Familienunternehmen entschieden. Und das war genau richtig.“ 1981 übernahm er gemeinsam mit seiner älteren Schwester Marianne den Betrieb. Mittlerweile ist mit drei der vier Kinder Ernst Hornsteins bereits die nächste Generation erfolgreich in die Firma eingestiegen. „2006 ging meine Schwester Marianne in Rente. Meine älteste Tochter Gabi hatte ihre Ausbildung bereits abgeschlossen, mein Sohn Bernhard absolvierte im eigenen Betrieb seine Lehre. Auch Elisabeth, die Dritte im Bunde, ist seit Abschluss ihrer Ausbildung in der Schnitzschule in Elbigenalp Mitarbeiterin im Betrieb“, führt Hornstein aus und freut sich, dass man sich über einen Fortbestand keine Sorgen zu machen braucht. Gabi und Bernhard Hornstein sind seit 1. April 2022 offiziell die Unternehmensleiter. „Ich durfte in Pension gehen“, so Ernst Hornstein. Zwei wichtige unternehmerische und väterliche Ratschläge gab der Senior seinen Nachfolgern mit: „Man muss von dem, was man tut, überzeugt sein. Und man muss seinen Beruf als Berufung betrachten.“ Nicht ohne Stolz weihte er die Anwesenden ein, dass sich das Unternehmen 2022  noch über eine weitere Auszeichnung freuen durfte:  Für die Renovierungsarbeiten am Dengelhaus in Reutte erhielt das Unternehmen den Award „Maler des Jahres“. (Die RUNDSCHAU berichtete). „Meine Tochter Gabi hat eingereicht und mit ihrem reinen Frauenteam, das mit den Arbeiten am Dengelhaus befasst war, gewonnen.“ Gabi Hornstein setzte damit auch eine Familientradition fort, denn ihr Opa und Firmengründer war bereits 1926 mit Malerarbeiten am Dengelhaus beschäftigt.

110 JAHRE. Unternehmensgründer Josef Hornstein wurde in Reutte zum Fotografen ausgebildet und betrieb die Malerei eigentlich nur nebenbei. Als er erkannte, wie viel Spaß ihm das Malen macht, reifte der Entschluss, sich mit dem Gewerbe selbstständig zu machen. 1910 erhielt Josef Hornstein das entsprechende Dekret. Der Erste Weltkrieg setzte eine jähe Zäsur, Josef Hornstein musste 1915 an die Südfront einrücken und kehrte erst 1921 aus italienischer Kriegsgefangenschaft nach Reutte zurück. 1922 erweiterte er seinen Betrieb um eine Farbenhandlung, stellte auch selbst Farben her. Markante Beispiele für Arbeiten des frühen Unternehmens Hornstein sind die Südtiroler Siedlung und die Zuspitzbahn. Josefs Sohn Sieghard begann seine Lehre im väterlichen Betrieb – und wieder setzte ein Weltkrieg, der Zweite, eine Zäsur. Sieghard kam an die Nordfront. Glücklicherweise kehrte auch er zurück. Während seiner Abwesenheit führte Josef Hornstein den Betrieb weiter, tat dies bis zu seinem 80. Lebensjahr. Sieghard Hornstein übernahm erst spät, im Alter von 46 Jahren. „Für meinen Vater war das nicht leicht. Er konzentrierte sich auf den Farbenhandel und auf seine sportlichen Aktivitäten, wo er sehr erfolgreich war und etliche Auszeichnungen erhielt“, führt Ernst Hornstein aus. Seine Geschichte als Unternehmer begann 1981. Sie wird von Gabi, Bernhard und Elisabeth fortgeschrieben. Und bei den drei lebhaften Enkeln, die ihrem Opa um die Beine wuselten, wird wohl auch diese Geschichte ihre Fotsetzung finden.

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