Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Schnee-Express soll bald wieder starten

Vollversammlung des TVB Naturparkregion Reutte: Gute Nachrichten auch für Einheimische

Das für die Einheimischen wohl Wichtigste zuerst: In diesem Winter wird es wieder einen Schnee-Express geben. Bald (mit Öffnung der Liftanlagen) darf man die Außerfernbahn zwischen Vils und Ehrwald kostenlos benutzen, egal, ob man hier wohnt oder als Urlauber zu Gast ist. Dies gab Obmann Hermann Ruepp bei der Vollversammlung des Tourismusverbandes (TVB) Naturparkregion Reutte bekannt.
7. Dezember 2020 | von Von Jürgen Gerrmann
Schnee-Express soll bald wieder starten
Zuversicht trotz Krise und Maske: Aufsichtsratsvorsitzender Armin Walch, Obmann Hermann Ruepp, sein Vize Markus Saletz und Geschäftsführer Ronald Petrini (von links) nach der Vollversammlung des TVB Reutte. RS-Foto: Gerrmann
Von Jürgen Gerrmann

Dieses Angebot für Skifahrer, Langläufer und Tagesausflügler wertete Ruepp dabei als „Zeichen des Zusammengehörigkeitsgefühls“ in der Region. 40 000 Euro lassen sich das die beiden Tourismusverbände Reutte und Zugspitzarena, die das Projekt gemeinsam tragen, kosten. Ansonsten musste der Obmann natürlich angesichts Corona auf ein „ganz schwieriges Jahr“ zurückblicken: „Es hat nur Absagen und Verschiebungen gehagelt. Die Hotels und Gaststätten müssen heuer vermutlich fünf Monate ohne Tourismus in der Region durchhalten.“ Der Sommer aber habe gezeigt, welch großes Potenzial in dieser Jahreszeit vorhanden sei: „Für manchen sogar zu viel. Aber ich bin froh über jeden, der zu uns kommt. Ich kann nicht verstehen, dass man wegen zwei, drei Monaten so negativ redet.“ Aber dennoch werde man sich mit diesem unerwarteten Ansturm auch beim TVB beschäftigen müssen.

MÄRKTE STATT RITTERSPIELEN. Zum Magneten hätten sich nicht zuletzt die Ritterspiele entwickelt, die heuer ebenfalls Corona zum Opfer gefallen waren. In den 16 Jahren auf Ehrenberg seien freilich auch sie „von der Belebung fast schon zur Belastung“ avanciert. Die durch die Pandemie erzwungene Pause habe man mit historischen Märkten zu füllen versucht. Binnen zwei Tagen hätten sich 60 Beschicker um eine Teilnahme beworben, die man dann auf 18 reduziert habe. Leider habe aber auch diese Alternative nur zwei Mal stattfinden können. Im nächsten Jahr plane man von Mai bis Oktober je ein verlängertes Wochenende im Monat mit einem mittelalterlichen Markt: „In den nächsten beiden Jahren werden die Ritterspiele sicher nicht in dem Ausmaß wie zuvor stattfinden können.“

STATISTIK. Die Corona-Einschränkungen hätten in der Naturparkregion Reutte zu 22 Prozent weniger Ankünften und elf Prozent weniger Nächtigungen als im Jahr zuvor geführt. Im „statistischen“ Sommer sei es mit 38 bzw. 26 Prozent weniger noch gravierender gewesen. Hoffnung machten indes die Monate Juli bis September, in denen es mit 200.594 statt 199.787 Nächtigungen auf diese drei Monate gerechnet sogar einen absoluten Rekord gegeben habe. Das Fazit des Obmanns: „Wenn die Grenzen aufgehen und wir wieder arbeiten dürfen, braucht uns nicht bange zu sein.“ Viel Lob von Einheimischen habe es für die mit Unterstützung des Landes Tirol sanierten und verbesserten Wanderwege (zum Beispiel dem Ministersteig über den Stuibenfällen oder vom Hahnenkamm über das Tiefenjoch zur Schneetalalm) gegeben. Die örtliche Infrastruktur sei auch mit der Absturzsicherung an der Vilser Alm, der neuen Hängebrücke bei Forchach oder der Renovierung des Vogelbeobachtungsturms in Pflach verbessert worden. Auch am Schollenwiesenlift, an dem die meisten einheimischen Kinder das Skifahren lernten, habe sich der TVB (unter anderem bei der Anschaffung von zwei Schneekanonen) engagiert – man trage (genau wie die Gemeinde Höfen) ein Viertel der dafür nötigen 188 000 Euro, die restliche Hälfte habe das Land Tirol beigesteuert. Auch Aufsichtsratsvorsitzender Armin Walch („Unser Gremium hat eine gute Zusammenarbeit mit Vorstand und Geschäftsführung“) hatte trotz Krise auch gute Nachrichten: Trotz 500.000 Euro weniger Einnahmen  sei es gelungen, ein Budget zu erstellen, mit dem man die Aufgaben des Verbandes zu erfüllen vermöge: „Das liegt am sparsamen Wirtschaften in den beiden Jahren zuvor.“ Kassenprüfer Michael Hold konnte (auch im Namen seines Kollegen Christian Rhomberg) ebenfalls „nur Lob aussprechen“, zudem erteilten die Wirtschaftsprüfer einen uneingeschränkten Vermerk. Kein Wunder also, dass Vorstand und Aufsichtsrat einstimmig entlastet wurden.

GLAUBE AN DIE ZUKUNFT. Armin Walch nutzte seine Wortmeldung übrigens zu grundsätzlichen Überlegungen: Auch wenn sich angesichts Corona eine allgemeine Verunsicherung breitmache, so lebe man im Außerfern doch in einem ganz besonderen Teil der Erde mit herrlicher Landschaft und hoher Lebensqualität. Es gelte, das Miteinander in den Mittelpunkt zu stellen, aufeinander zu achten und Nationalismus und Rassismus eine Absage zu erteilen. Es gebe in aller Düsternis auch Ermutigendes: Was zurzeit am Hahnenkamm, im Zentrum von Reutte, am Plansee und in der Burgenwelt am Ehrenberg getan werde, um die Attraktivität der Region zu steigern, das sehe er als „Zeichen, dass wir an die Zukunft des Tourismus bei uns glauben“.

BETEILIGUNG AN SEILBAHN. Apropos Hahnenkamm: Zum Schluss der Versammlung stand noch eine wichtige Entscheidung an: Soll sich der Tourismusverband, wie von den neuen Eigentümern (sie legen auf eine regionale Verankerung Wert) gewünscht, an den Reuttener Seilbahnen (respektive der Bergwelt Hahnenkamm, wie sie jetzt heißt) beteiligen? Obmann Ruepp ließ keinen Zweifel daran, dass er (wie auch der Aufsichtsrat) dafür ist: Die Schwierigkeiten mit Vorbesitzer Peter Gerber seien immer größer geworden, die Bahn vernachlässigt und in einem sehr desolaten Zustand gewesen. Der Sommer  am Hahnenkamm sei nur mit „schrecklich“ zu beschreiben: „Es war nichts los, die Hütten verwaist.“ „Wie Phönix aus der Asche“ sei dann im Juni mit Toni Pletzer ein Investor aufgetaucht, der sich „in zwei, drei Stunden in den Hahnenkamm verliebt hat“. Er habe sein Wort gehalten, die Bahn gekauft und praktiziere ein ganz anderes Miteinander als Gerber, mit dem es ständig Zwist gegeben habe. Allerdings stelle er die Bedingung, dass auch die Gemeinde Höfen und der TVB mit im Boot sein müssten. Gleichwohl sei Pletzer in Vorleistung gegangen und habe 450.000 Euro investiert, damit die Bahn überhaupt im Winter in Betrieb gehen könne: „Es ist nicht nachvollziehbar, wie man eine Bahn derart an die Wand fahren konnte.“ Die neue Eigentümerstruktur sehe nun so aus, dass die Pletzer Gruppe 60, ihr Allgäuer Partner, die Profile Projektmanagement GmbH, 30 sowie die Gemeinde Höfen und der TVB je fünf Prozent hielten. Dem wurde denn auch einstimmig die Zustimmung erteilt, zumal Ruepp auf die Zusicherung verwies, dass das Land Tirol die dafür erforderlichen 100.000 Euro dem TVB in voller Höhe ersetze: „Die haben ja auch ein Interesse, dass der Hahnenkamm in ein ruhiges Gewässer kommt.“ Mit seinem Dank für diesen Schritt verband Eberhard Jehle, der kaufmännische Geschäftsführer der Bergwelt Hahnenkamm, das Versprechen der neuen Besitzer, alles dafür zu tun, „dass die Seilbahnen dort wieder den Wert darstellen, den sie einmal gehabt haben und den die Region auch verdient hat“.


 

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