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Wider das Wirrwarr

Tirols Europaabgeordnete Barbara Thaler möchte dem „Kabelsalat“ ein Ende bereiten

Wäre die Elektronikindustrie ein Gasthaus, so stünde wohl an oberster Stelle der Speisekarte: „Heute Kabelsalat!“ Denn, wer kennt das Wirrwarr um die vielen unterschiedlichen Ladekabel, die sich im Laufe der Jahre ansammeln, nicht? Tirols Europaabgeordnete Barbara Thaler (ÖVP) möchte nun helfen, dem ein Ende zu bereiten.
7. Juli 2020 | von von Jürgen Gerrmann
Wider das Wirrwarr
Jede Menge Kabel sammeln sich durch die populären Elektrogeräte im Laufe der Jahre in diversen Schubladen an. Bernhard Iwanenko zeigt hier auf das beeindruckende Sortiment allein an Handy-Kabeln in der Reuttener E-Welt. Dort hat sich die Situation gegenüber früher schon wesentlich gebessert. Das größere Problem sind akut die Kabel für Kameras und andere tragbare Geräte. Tirols EU-Abgeordnete Barbara Thaler möchte helfen, dem ein Ende zu bereiten. RS-Foto: Gerrmann
von Jürgen Gerrmann

Dabei treibt sie als Mitglied des Binnenmarktausschusses des Europaparlaments natürlich an, es den Bürgern leichter zu machen. Aber zugleich auch etwas anderes um: der Umweltschutz. „Jahr um Jahr fallen in der EU 51 000 Tonnen Elektromüll an Kabeln dererlei Art an“, sagt Barbara Thaler im Gespräch mit der RUNDSCHAU. Zum Vergleich: Das berühmte Kreuzfahrtschiff „Aida“ bringt gerade mal gut 42 000 Tonnen auf die Waage.

APPLE VERWEIGERTE SICH. Barbara Thaler ist erst seit rund einem Jahr Mitglied des Europaparlaments. Bei der EU liegt das Thema freilich schon seit einem Jahrzehnt auf dem Tisch. Zunächst habe man auf eine freiwillige Verpflichtung der Industrie gesetzt. Wer da nicht mitgezogen habe, sei indes Apple gewesen. Aber nun sei die Geduld des Parlaments erschöpft: „Wir gehen das intensiv an und bauen weiteren Druck auf.“ Die Schublade voller unterschiedlicher Ladegeräte – die kenne doch wohl jeder von sich daheim. Daher habe das Parlament schon im Januar die EU-Kommission mit Ursula von der Leyen an der Spitze aufgefordert, hier aktiv zu werden und eine entsprechende Richtlinie zu erarbeiten.
Wobei es mittlerweile auch schon Fortschritte gegeben hat: „Früher war es schlimmer“, sagt Katja Berktold, die bei der EWR Handelsgesellschaft in Reutte für den Einkauf zuständig ist. Mittlerweile gebe es ja bei den Handys nur noch drei unterschiedliche Lade-Anschlüsse: USB, USB-C und eben den Apple-Stecker. Dass so viele Handykabel (ungefähr 50 Varianten) bei ihr im Red Zac-Shop an der Wand hängen, liege eben an unterschiedlichen Farben, Längen und Übertragungs-Geschwindigkeiten. Relativ neu hinzugekommen seien auch die Utensilien für das kabellose Laden. Und nach wie vor habe man auch noch die Ladegeräte für alte Handy-Modelle, die nach wie vor in Benutzung seien: „Viele wollen gar nicht alle ein oder zwei Jahre ein neues Gerät.“

PROBLEM JENSEITS DER HANDYS. „Bei den Handys sind wir eigentlich gut aufgestellt“, ist Katja Berktold überzeugt. Schwieriger sehe es da  schon bei Kameras oder Notebooks aus: „Da müssen wir schon den genauen Typ wissen, oft haben sogar dieselben Hersteller schon beim Nachfolgemodell einen anderen Stecker.“ Just deswegen umfasst ja die Initiative des EU-Parlaments laut Barbara Thaler eben nicht nur Handys, „sondern alle elektronischen Geräte, die man tragen kann“. Also auch die Kameras, Webcams und andere portable Utensilien. Beschlossen wurde das übrigens letztlich von einer überzeugenden Mehrheit: „582 Ja, 40 Nein, 37 enthalten“, freut sich Barbara Thaler über die positive Resonanz auf das mit ihr vorangetriebene Projekt. Wenn es Erfolg hat, dürften sich viele, die angesichts des Kabelsalats in diversen Schubladen schier verzweifeln, gewaltig mitfreuen.


 

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