Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
Artikel teilen
Artikel teilen >

„Sehe mich als Diener meiner Gemeinde“

23. April 2019 | von Nina Zacke
„Sehe mich als Diener meiner Gemeinde“
Zum umstrittenen Explorer-Hotel meint Wolf: „Für Umhausen ist es ein großes Glück. Man sieht das bereits jetzt an den Nächtigungszahlen. Die Gäste des Hotels beleben die Gasthäuser im Ort.“ RS-Foto: Hirsch

Gemeinsam statt einsam – Bürgermeister Jakob Wolf über Teamarbeit in Umhausen


Das Jahr 2018 war für Umhausen ein ereignis- und arbeitsreiches Jahr. Wichtige Projekte konnten umgesetzt werden. Mit Thaddäus Slonina hat die Gemeinde einen neuen Pfarrer erhalten, die Lebenshilfe Umhausen feierte das 20-Jahre-Jubiläum, die Oetztalpflege ging an den Start und der Tourismus steigt. Bürgermeister Jakob Wolf im RS-Gespräch über Finanzen, Tourismus, Dorfkernentwicklung und Zusammenarbeit in der Gemeinde.


Von Friederike Hirsch

Auf der zweiten Talstufe des Ötztals gelegen, gilt Umhausen als die älteste Dauersiedlung des Tals. Die 3220 Einwohner leben verstreut auf verschiedenen Weilern und Dörfern. Der tiefste Punkt des Gemeindegebiets befindet sich unterhalb des Weilers Tumpen (920 Meter), der höchste ist mit 3288 Metern der Strahlkogel in den Stubaier Alpen. Aufgrund der vielen lokal vorhandenen geologischen Besonderheiten wird seit dem Jahr 2000 das Geoforum Umhausen abgehalten.



2018

Der Gemeinde Umhausen kann auf eine arbeitsreiches, erfolgreiches 2018 zurückblicken. Der „Hofer“-Markt in Umhausen eröffnete gleich zu Beginn des Jahres, das Explorer-Hotel wurde fertiggestellt und eröffnet, der Linksabbieger in die Tumpener Siedlung wurde fertiggestellt und der Beginn des Wohnprojektes der „Wohnungseigentum Tirol“ erfolgte. Die Brücke zum Gasthof Stuibenfall wurde erneuert, wie auch die Farstbrücke und das Leitschienensystem der Farststraße wurde errichtet.



Dorfkernentwicklung

Umhausen teilte das Schicksal vieler Tiroler Gemeinden – der Dorfkern schien zu „sterben“. Mit Investitionshilfen und Mietzuschüssen hat die Gemeinde gegengesteuert. Die Maßnahmen waren erfolgreich und so siedelten sich mehrere Geschäfte und Büros im Dorfzentrum an. „Jetzt ist im Dorfzentrum wieder Leben. Das war für uns ein großes Anliegen“, erklärt Bürgermeister Jakob Wolf.



Tourismus

Umhausen hat die intensive touristische Entwicklung des hinteren Ötztals der letzten 50 Jahre nicht in dieser Intensität mitgemacht. Umhausen setzt auf Qualitätstourismus und auf die Verbindung zur Natur. „Viel touristischer möchten wir nicht werden. Umhausen soll kein massentouristischer Ort werden. Trotzdem ist natürlich der Tourismus als Auftraggeber der Wirtschaftsunternehmen und als Arbeitgeber für Umhausen äußerst wichtig“, meint Jakob Wolf. Ehrgeizige und umstrittene Projekte, wie das Explorer-Hotel, verschafften Umhausen, als einzige Ötztaler Gemeinde, ein Nächtigungsplus.



Großprojekte 2019

Am Standort der ehemaligen MS-Design-Fabrik in Östen wird ein „Lidl“ angesiedelt. Die Gemeinde Umhausen wird dafür einen Linksabbieger nach Östen errichten. Heuer wird intensiv am Ausbau des Lichtwellensystem (LWS) gearbeitet. Aktuell wird dafür die Leitung nach Niederthai gegraben. Im Ort selbst wurden für die Verlegung die Leerrohre der Tigas übernommen. „Ich gehe davon aus, dass wir noch zwei bis drei Jahre brauchen, bis wir das LWS flächendeckend anbieten können“, meint Wolf. Mit einem Investitionsvolumen von etwa 1,2 Millionen Euro soll dieses Jahr der Recycling-Platz modernisiert und zeitgemäß gestaltet werden. Auch der Musikpavillion ist in die Jahre gekommen und soll saniert, renoviert oder erneuert werden. „Mehr Schwerpunkte gibt es für 2019 nicht, denn sonst würde uns das Geld ausgehen“, erklärt der Bürgermeister.



Finanzen

Jakob Wolf, ein Verfechter der betriebswirtschaftlichen Führung einer Gemeinde. „Wir sind mittelmäßig verschuldet. Wir schauen genau, was wir investieren und wie wir refinanzieren.“ Bei einem Haushalt von knapp 10 Millionen Euro ist es unumgänglich, das Budget immer klar vor Augen zu haben und die Gemeinde „wie einen Betrieb zu führen“. In den nächsten Jahren laufen Darlehen vergangener Großprojekte aus. Mit diesen freiwerdenden Mitteln will die Gemeinde neue Projekte umsetzten.



Pflege

Mit 1. Mai 2018 startete die Oetztalpflege die mobile Haus- und Krankenpflege in Sautens, Oetz und Umhausen. Sowohl Personal als auch sämtliche Leistungen wie Pflege, Haushalt- und Heimhilfe, „Essen auf Rädern“, Heilbehelf-Verleih sowie das betreute Urlauben werden von der Oetztalpflege angeboten. Zu diesem Zeitpunkt wurde auch der operative Teil des Sprengels mit Pflegekräften und Vermögen in die Oetztalpflege GmbH überführt. „Unser Ziel ist es, dass die Menschen so lange wie möglich zuhause bleiben können. Mit der Oetztalpflege sind wir alle diesem Ansinnen ein großes Stück nähergekommen“, freut sich Jakob Wolf.



Kinderbetreuung

„Als lebenswerte Gemeinde wissen wir auch, dass wir für Jungfamilien nur dann attraktiv sind, wenn wir moderne Rahmenbedingungen anbieten. In Umhausen haben wir ein sehr gutes System. Mit Krabbelstube, Kindergarten, Mittagstisch und Nachmittagsbetreuung sind wir gut aufgestellt“, so Wolf. Die umfassende Betreuung der jüngsten Gemeindebürger ist teuer, das aber nimmt man in Umhausen in Kauf. Jakob Wolf ist überzeugt, dass eine gute Kinderbetreuung zugleich eine Investition in die Zukunft der Gemeinde ist.



Teamwork

In Umhausen gibt es eine Vielzahl von Fachausschüssen, die Projekte ausarbeiten. Anlässlich einer gemeinsamen Klausur im Herbst werden die Vorschläge mit dem Gemeinderat besprochen. Zudem werden die Schwerpunkte für das kommende Jahr festgelegt. Böse Überraschungen können dadurch ausgeschlossen werden. „In Umhausen gibt es das klassische Oppositionsdenken nicht. Alle sind fest eingebunden, keiner wird ausgegrenzt“, erklärt Wolf. Vielleicht liegt es gerade daran, dass aus Umhausen selten Nachrichten von Unstimmigkeiten und Streit kommen.

Feedback geben

Feedback abschicken >
Nach oben