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Silz besucht Pozuzo

20. August 2019 | von Nina Zacke
Im Hauptort Pozuzo leben über 1000 Einwohner. Insgesamt umfasst das Gemeindeumfeld mit mehreren Ansiedlungen etwa die Größe des Bezirks Landeck. Foto: Bachnetzer
Pozuzo-Freundeskreis Reiseorganisator Emanuel Bachnetzer vor dem ehemaligen Haus der 1857 aus Silz ausgewanderten Familie Kaspar Egg. RS-Foto: Bundschuh

Vor 160 Jahren wagten Tiroler die Auswanderung nach Peru


Eine 30-köpfige Delegation des Silzer Pozuzo Freundeskreises feierte mit den Nachkommen der ehemaligen Auswanderer, die nach einer enorm strapaziösen und entbehrungsreichen Anreise ihre ersehnte neue Heimat erreichten.


Von Peter Bundschuh

In loser Verbindung standen die Auswanderer aus den Tiroler Bezirken und deren Folgegenerationen mit dem Land Tirol immer. Ganz wesentlich intensiviert wurde die Beziehung aber durch den 1983 gegründeten Verein „Freundeskreis Pozuzo“ mit Sitz in Silz. Dieses ganz besondere Zusammentreffen in Südamerika wurde unter Obmannschaft von Rudi Heinz und organisiert von Emanuel Bachnetzer zu einem gelungenen Fest; auch und ganz besonders für die Tiroler Delegation. Der „Freundeskreis Pozuzo“ hat durch eine Reihe von Projekten und Programmen zum Kontakt zwischen den Auswanderer-Folgegenerationen in Peru und ihrem Ursprungsland Tirol entscheidend beigetragen.



Blick zurück

Der 25. Juli wird in Pozuzo alljährlich als Festtag der Kolonisten begangen, denn an diesem Tag des Jahres 1859 erreichte der Treck, der von Tirol aus aufgebrochen war, Pozuzo am Ostrand der Anden. Ursprünglich waren 180 Menschen aus dem unteren Oberinntal, Imst, Landeck, dem Wipptal, dem Nordtiroler Unterland, Osttirol und dem westlichen Südtirol aufgebrochen, unterwegs sollten sie ganze zwei Jahre sein. Viele ließen ihr Leben auf dem beschwerlichen Weg in das auch heute noch recht entlegene Gebiet Perus.



Neue Zeiten

Abenteuerlich, entbehrungsreich, dafür aber reich an Widrigkeiten war der Weg des Tiroler Trecks des Jahres 1857. Unsere heutigen Vorstellungen vom großen Zug durch den Dschungel Perus dürften bei Licht besehen wohl etwas zu romantisch ausfallen. Die neue und zukunftsweisende Zeit ist aber spätestens mit der Fertigstellung einer besseren Straßenverbindung auch im Hauptdorf mit seinen etwa 1000 Einwohnern angebrochen. Insgesamt umfasst das Gemeindeumfeld mit mehreren Ansiedlungen etwa die Größe des Bezirkes Landeck. Der Lebensstandard in Pozuzo ist jedenfalls gemessen an regionalen Verhältnissen hoch. Das fruchtbare Land ermöglicht den Anbau unterschiedlichster Obst- und Gemüsesorten, die Haupteinnahmequelle liegt aber in der Viehzucht, wobei die „Finceiros“ oft mehrere hundert Rinder besitzen.




Pozuzo-Freundeskreis Reiseorganisator Emanuel Bachnetzer vor dem ehemaligen Haus der 1857 aus Silz ausgewanderten Familie Kaspar Egg. RS-Foto: Bundschuh

Sanfter Tourismus mit einem Hauch Folklore

Die Bevölkerung rund um Pozuzo besteht aus drei Ethnien. Es sind indigene ursprüngliche Stämme, Einwanderer-Nachkommen aus Spanien, ja, und eben die Tiroler und auch Bayrischen Kolonisten. Pozuzo-Projekte müssen nicht die Grundbedürfnisse des alltäglichen Lebens unterstützen, sondern sind mittlerweile zukunftsorientiert und vermehrt tourismusbezogen angelegt. Die Voraussetzungen dafür sind günstig. Erreichbarkeit, Infrastruktur, Landschaft Umweltbedingungen und auch ein Hauch von Folklore tragen dazu bei. Derzeit geht es den Menschen vor Ort und auch dem Pozuzo-Freundeskreis am konkreten Beispiel um die Erhaltung alter Bausubstanz möglichst im Originalzustand und um Anlage und Betafelung von Wanderwegen, erklärt der Freundeskreis-Reiseorganisator Emanuel Bachnetzer aus Silz gegenüber der RUNDSCHAU.



„Miss Botschafterin Tirol-Pozuzo“

Miss-Wahlen erfreuen sich in Lateinamerika und somit auch in Pozuzo einer großen Beliebtheit. Absolutes Novum ist aber die heuer erstmals abgehaltene Wahl zur „Miss Botschafterin Tirol-Pozuzo“ durch die örtliche Bevölkerung. Krone und Schärpe durfte die in Telfs lebende Riezerin Maria Egger in Empfang nehmen und es ist viel mehr als nur die „Freud am Spaß“. Maria Egger nimmt ihr Amt, die Anliegen der peruanischen Alttiroler hier im Land zu vertreten, sehr ernst. Die RUNDSCHAU wird über unsere Oberländer „Miss Botschafterin“ berichten.

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