Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Südtiroler Siedlung und Hornwerk

1. Oktober 2019 | von Nina Zacke
GF Armin Walch erklärte den Besuchern die Befestigungsanlage des Hornwerks. RS-Foto: Kofelenz
Am Tag des Denkmals nutzten viele Interessierte die Führung durch die Südtiroler Siedlung.

Außerferner Beitrag zum Tag des Denkmals


Der 29. September war nicht nur Wahltag, dieser Tag widmete sich mit dem Tag des Denkmals auch unserem kulturellen Erbe. Zahlreiche denkmalgeschützte Objekte in ganz Österreich konnten bei freiem Eintritt und mit fachkundiger Führung besichtigt werden. So heuer auch das Hornwerk auf der Ruine Ehrenberg und die Südtiroler Siedlung in Reutte.

Von Sonja Kofelenz
Führung durch das Hornwerk

Am Tag des Denkmals führte Geschäftsführer DI Armin Walch unter dem Titel „Spannungsbogen Denkmalpflege – Architektur – kulturtouristische Nutzung am Beispiel Hornwerk“ durch dieses Bauwerk. Ziel der Denkmalpflege ist es, Objekte zu erhalten, nicht sie wieder aufzubauen. So erklärte Walch die Vorgehensweise, die zur Entstehung der heute zu sehenden Kasematten führte. In dreieinhalb Jahren Bauzeit, unter Zuhilfenahme aller technisch gebotenen Mittel, entstand ein Gebäudeteil, der sich in das Festungsensemble wunderbar einfügt. Einmalig in Tirol ist die Rekonstruktion des Portals. Anhand von Abdrücken und der Bänderung der Toranlage wurden Rückschlüsse gezogen, die Walch für die Konstruktion des Nachbaus verwenden konnte. Die Entwicklung der Verteidigungsarchitektur als Reaktion auf den technischen Fortschritt der Angriffswaffen wird in der Ausstellung „Angriff und Verteidigung“ in den Gewölben gut dokumentiert. Durch diese führte Walch im Anschluss an die Besichtigung der Außenanlagen. Unterstützt wurde er von Kulturführerinnen in historischer Gewandung und den Landsknechten von Ehrenberg. Kultureller Genuss in einer spektakulären Landschaft – das ist das Konzept von Ehrenberg – so Walch.
Die Südtiroler Siedlung

Am Tag des Denkmals nutzten viele Interessierte die Führung durch die Südtiroler Siedlung.


Vor einem Gebäude in der Südtiroler Straße, in der auch das geplante Dokumentationszentrum zur Südtiroler Siedlung im Entstehen ist, berichtete Mag. Birgit Ihrenberger den zahlreichen Interessierten aus den Tagen, da diese Siedlungen für die Südtiroler Umsiedler errichtet wurden. 22 Gemeinden in Tirol wählte man aus, um Platz für die Südtiroler zu schaffen. Auswahlkriterium für den Standort war die Verfügbarkeit von Arbeitsplätzen und Wohnungsmangel. So wurde in Reut-te 1940 mit dem Bau von insgesamt 18 Häusern mit 155 Wohnungen begonnen, um Platz für ca. 600 Menschen zu schaffen. Wer waren diese Umsiedler? Großteils kamen sie aus einer ärmlichen Schicht, sie waren Tagelöhner oder einfache Arbeiter, so Ihrenberger. Als Baugrund wurde das „Kleinfeldele“ ausgewählt, ursprünglich gutes Ackergebiet, das den Eigentümern abgelöst worden war. Für den Bau zog man Zwangsarbeiter bzw. Kriegsgefangene heran, zudem war es zu dieser Zeit recht schwierig, an Baumaterial heranzukommen. Trotzdem wurde „artgerecht“, so die damalige Bezeichnung, gebaut. Der Aufbau der Wohnhäuser ist 2–3geschossig ausgeführt worden, mit viel umgebender Grünfläche und Gemeinschaftsräumen. Die Wohnungen sind 40–50 m2 groß und waren für die damalige Zeit sehr gut ausgestattet. Vor einigen Jahren gab es Diskussionen bezüglich der Fassadenmalerei. Sie war bereits zu Bezugsbeginn von einem Innsbrucker Künstler aufgebracht worden, die gezeigten Bilder spiegeln die Zeit des Nationalsozialismus wider.
Der Tag des Denkmals fand in Reutte großen Anklang. Zahlreiche Besucher nahmen sowohl auf Ehrenberg als auch in der Südtiroler Siedlung die Gelegenheit war, einen Blick in die Vergangenheit zu tun.

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