Von Gebi G. Schnöll
Bereits in der Vergangenheit betonte Landeshauptmann-Stellvertreter Geisler, von den gesetzlichen Möglichkeiten zum Schutz der Nutztiere wenn notwendig Gebrauch machen zu wollen. Nach der Sitzung erklärte er: „Diese Notwendigkeit ist aktuell mehr als gegeben, wenn man sich die Bilder der gerissenen und leidvoll zugrunde gegangenen Nutztiere auf unseren Almen ansieht.Aus diesem Grund wurde heute die Fachabteilung damit beauftragt, unter Wahrung aller Anhörungsrechte eine Verordnung vorzubereiten, mit der auch formalrechtlich die Gefährlichkeit des schadenstiftenden Wolfes festgestellt wird!“ Ein Problemwolf ist derzeit offenbar im Paznauntal unterwegs. Dieser soll nun mit einem Peilsender ausgestattet werden. „Auch wenn es durchaus eine Herausforderung wird: Wir wollen in den nächsten Wochen nichts unversucht lassen, um den Wolf zu besendern. Eine spezielle Eingreiftruppe soll damit beauftragt werden, den Wolf zu fangen und im Anschluss mit einem Sender auszustatten. Wenn dies gelingt, weiß die Behörde in Zukunft genau, wo sich der Wolf zu welcher Zeit aufhält. Dann können frühzeitig die Nutztierhalter informiert und so im besten Fall viel Tierleid verhindern werden“, so Geisler.
In zehn Jahren bis zu 500 Wölfe in Österreich. Wie groß das Wolfsproblem im EU-Raum ist, skizziert Landesjägermeister Anton Larcher gegenüber der RUNDSCHAU so: „Der Wolf breitet sich in Europa aus, das ist ein Faktum. In Europa (ohne Russland und Ukraine) sind Schätzungen zufolge 18000 Wölfe wieder heimisch – hier von einer bedrohten Tierart zu sprechen, entspricht schlicht nicht den Tatsachen, somit ist dieser Beutegreifer auch nicht dem Prädikat eines ungünstigen Erhaltungszustandes, nach der in Europa geltenden FFH-Richtline, zuzuordnen. Jedoch ohne Änderung der EU-rechtlichen Grundlagen ist eine Entnahme beziehungsweise Regulierung undenkbar!“ Auf die Frage, wie schnell sich Wölfe vermehren und wie viele Wölfe es in zehn bis 15 Jahren sein werden, die Österreichs Wälder besiedeln, erklärt der Landesjägermeister: „Das kann man momentan nicht vorhersehen. Experten berichten von einem jährlichen Bestandswachstum von circa 34 Prozent in Deutschland, solange noch nicht alle Lebensräume erschlossen sind. In Österreich halten sich laut Schätzungen derzeit 35 Wölfe auf, somit wären das in zehn Jahren voraussichtlich über 480 Wölfe ohne Abwanderung, Zuwanderung und Sterblichkeit gerechnet!“ Zur Frage, ob Wolfsrudel auch dem Menschen gefährlich werden können, sagt Larcher: „Generell meiden Wölfe eine direkte Konfrontation mit Menschen, wir gehören auch nicht zu ihrer typischen Beute. Wölfe sind jedoch Rudeltiere und schätzen ihre Kraft entsprechend ihrer Rudelstärke ein. Als Einzelperson würde ich da nicht hineingeraten wollen, wenn man mit etwas Pech auf Welpen oder auf einen frischen Riss trifft!“
Wildtiermanagement. Während der WWF mit den sogenannten „Wolfspatenschaften“ gutes Geld macht, wird der Steuerzahler zur Kasse gebeten. Landesjägermeister Anton Larcher: „Von unseren Nachbarländern Frankreich und Schweiz werden die Kosten pro Individuum mit circa 80.000 Euro beziehungsweise circa 160.000 Schweizer Franken angegeben. Laut einer Studie der BOKU Wien werden in Österreich die jährlichen Kosten pro Wolf auf circa 100.000 Euro geschätzt. Selbstverständlich unterliegen diese starken jährlichen Schwankungen, je nach Anzahl an Rissen und neuen Nachweisen. Momentan werden Nutztierrisse, Förderungen für den Herdenschutz und die DNA-Probennahme für die Nachweise von öffentlichen Geldern bezahlt. Wobei in Tirol bis jetzt noch die Versicherung des Tiroler Jägerverbandes für die Entschädigung der gerissenen Nutztiere aufkommt!“ Dass gegen das Wolfsproblem etwas unternommen werden muss, ist Larcher klar: „Wölfe müssen Teil eines ganzheitlichen Wildtiermanagements sein. Kern eines Wildtiermanagements ist es, die jeweilige Populationsentwicklung zu beobachten und in einer an den jeweiligen Lebensraum angepassten oder verträglichen Dichte zu halten. Im Jahr 2018 haben alle österreichischen Landesjagdverbände gemeinsam ein Positionspapier ,Wölfe‘ mit Forderungen an die Politik veröffentlicht. Diese umfassen beispielsweise die Schaffung eines europaweiten, einheitlichen Monitorings, die Erstellung einer Raumplanung für Wölfe, welche die verschiedenen Interessen der Bevölkerung berücksichtigt, inklusive der Ausarbeitung einer rechtlichen Grundlage für regulierende Maßnahmen bei Problemwölfen. Zudem wurde eine österreichweite Koordinationsstelle für große Beutegreifer gefordert, die inzwischen auch eingerichtet worden ist!“
LJM Anton Larcher: „Wölfe sind ein großes Problem!“
Foto: Die Fotografen