Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Bunte Hoffnung steigt himmelwärts

3. März 2020 | von Nina Zacke
Bunte Hoffnung steigt himmelwärts
120 bunte Luftballone mit Botschaften – nie wieder Krieg, kein Hass, Frieden, Blumen statt Bomben und Ähnlichem – wurden als Zeichen der Verbundenheit mit Flüchtlingskindern in den Himmel geschickt. RS-Fotos: Hackl

Als sichtbares Zeichen der Solidarität und für den Frieden ließen 120 Volksschüler aus Oberperfuss Ballons steigen


In Oberperfuss funktioniert das Miteinander. Ehrenamtliche und die Gemeinde setzen sich immer wieder für asylsuchende Menschen ein. Der Zusammenhalt wird auch an der Volksschule Peter-Anich großgeschrieben. Diese wurde bis zum vergangenen Herbst auch von drei Kindern einer tschetschenischen Flüchtlingsfamilie besucht, die dort viele Freunde gefunden haben. Im aktuellen Schuljahr konnten die Kinder nur drei Tage in ihren Klassen sein. Von ihren Mitschülern werden sie schmerzlich vermisst. Als sichtbares Zeichen der Solidarität und als Symbol des Friedens haben die Schüler vergangenen Donnerstag Ballons in den Himmel geschickt. Bunte Hoffnungsträger versehen mit Hoffnungen und Zukunftswünschen.

„Die Luftballone sind ein symbolisches Zeichen des Friedens sowie ein Zeichen für die Buntheit und Vielfalt der Welt. Hoffentlich werden sie weit in die Welt hinausgetragen und landen dort, wo sie wirken. Oberperfuss zeigt, wie es geht, wir stehen und halten zusammen“ verdeutlicht Bgm. Johanna Obojes-Rubatscher die Botschaft hinter der farbenfrohen Aktion. Es ginge auch darum, auf die Welt hinauszublicken und um die Zukunft der Kinder. Für sie wünsche sich die Bürgermeisterin ein Leben in Frieden, ohne Spaltung und Ausgrenzung. „An unserer Dorfschule werden der Frieden und das Miteinander bereits täglich gelebt. Ich bin stolz auf diese Solidarität. Mehrere Kinder mit einem oder auch zwei Elternteilen aus Afghanistan, Tschetschenien, Bulgarien, Kuba, der Ukraine, Russland, Amerika, dem Irak, Kroatien, Ungarn, Syrien und Griechenland nehmen täglich am Unterricht teil und gehören zu unserer Gemeinschaft“, zeigt sich Direktor Markus Ostermann von der gelebten Vielfalt begeistert und ergänzt: „Die Kinder vermissen ihre ehemaligen Klassenkammeraden, sind betroffen und fragen nach ihnen. Es existiert eine intensive Verbindung zwischen ihnen. Kinder haben keine Berührungsängste. Sie gehen vorurteilsfrei aufeinander zu. Wir, als Erwachsene können in dieser Hinsicht viel von ihnen lernen.“

DER UNGERECHTIGKEIT ETWAS ENTGEGENHALTEN. Seit Jahren setzt sich Elisabeth Schatz, die Initiatorin der Luftballonaktion, mit einem Freiwilligenteam für Flüchtlinge in Oberperfuss ein: „Die Asylverfahren dauern sehr lange und gehen oft negativ aus. Die Aktion entstand aus dem Gefühl der Hoffnungslosigkeit heraus und aus dem Wunsch nach etwas Positivem. Wir wollten unsere Wünsche laut und deutlich mitteilen. Sie in den Himmel schicken, denn die Ungerechtigkeit auf der Erde drückt uns immer wieder nieder.“ Aus Angst vor der drohenden Abschiebung hat die tschetschenische Familie im Herbst Oberperfuss verlassen und ist in einem Auffanglager in Deutschland gelandet. Mittlerweile befindet sie sich wieder in Österreich, im Erstaufnahmezentrum in Thalham/OÖ. Der Kontakt nach Oberperfuss wurde aufrechterhalten. Mit einem Antrag konnte vorläufig eine aufschiebende Wirkung erzielt werden. Niemand weiß, wie die Zukunft der Familie aussehen wird, aber noch darf auf eine Rückkehr – „heim“ – nach Oberperfuss gehofft werden.

Von Beatrice Hackl

Stolz präsentieren die Kinder die bunte Luftpost mit ihren Hoffnungen. RS-Foto: Hackl


Die Verantwortlichen hinter der Luftballonaktion – allen voran die Initiatorin Elisabeth Schatz (ganz links) – setzten sich für den Zusammenhalt ein. Im Bild: Briefe, die von den tschetschenischen Kindern an ihre „Lieblingsschule“ geschrieben wurden. RS-Foto: Hackl

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