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Die Jagd ist längst nicht mehr gleich Jagd

Beutegreifer, Massentourismus in Wald und Flur sowie der Klimawandel erschweren die Bejagung immer mehr

Nach dreijähriger coronabedingter Pause findet am 1. und 2. April in der WM-Halle in Seefeld wieder eine Trophäenschau statt. Rund 2.500 Geweihe und Krickln werden ein Beweis für das hervorragende Weidwerk sein, das in den Revieren des Jagdbezirkes Innsbruck-Land betrieben wird. Bezirksjägermeister Thomas Messner ist voll des Lobes für die Jägerschaft, liegt die Abschusserfüllung beim Rotwild trotz schwieriger Bejagung bei 96 Prozent, beim weiblichen Rotwild (Zuwachsträger) sogar bei 98 Prozent. Probleme bereiten der niedrige Ist-Stand beim Rehwild, der Massenspurt in den Wäldern sowie die Beutegreifer Wolf, Luchs und Goldschakal.
28. März 2023 | von Gebi G. Schnöll
Die Jagd ist längst nicht mehr gleich Jagd<br />
Rund 2.500 Trophäen sind am kommenden Wochenende in der WM-Halle in Seefeld ausgestellt. RS-Foto: Archiv/Schnöll
Von Gebi G. Schnöll

Das Jagdjahr 2022/23 ist abgelaufen, es darf „Erntedank“ gefeiert werden. Vom kommenden Samstag (12 bis 20 Uhr) bis Sonntag (9 bis 15 Uhr) wird man sich bei der Trophäenschau in Seefeld vom gediegenen Weidwerk im Jagdbezirk Innsbruck-Land überzeugen können. Bezirksjägermeister Thomas Messner und Landesjägermeister Anton Larcher werden beim Festakt (Samstag, 14 Uhr) Erfreuliches und Ärgerliches zu berichten haben. Erfreulich ist die hervorragende Abschusserfüllung beim Rotwild, ärgerlich sind gleich mehrere Faktoren, die BJM Messner und LJM Larcher auch ansprechen werden.  

SPERRSTUNDE IM WALD. Zu schaffen macht dem Wild und der Jägerschaft der Massentourismus in den Wäldern und im alpinen Gelände. „Mit Stirnlampen, die fast die Strahlkraft eines Autoscheinwerfers haben, sind Bergfexen mitten in der Nacht im Gelände unterwegs und stören die Ruhe beim Wild. Ein Beispiel: Um 23 Uhr waren am 23. Dezember vergangenen Jahres in der Nähe meines Heimatortes Stirnlampen-Kletterer in einem Eisklettersteig unterwegs. Dass Wald- und Berggebiete begehbar sind, ist in Ordnung, dass das aber 24 Stunden am Tag der Fall ist, kann nicht länger sein. Es sollte unbedingt ein Begehungsverbot von 21 Uhr bis fünf Uhr früh eingeführt werden“, fordert Messner, der auch das Problem mit den großen Beutegreifern anspricht.  „Die Almsaison steht vor der Türe, der Wolf ist präsent: Das zeigt auch eine Aufnahme mit  einer Wildkamera, die heuer am  20. März um 5.37 Uhr bei einer Wildfütterung im Wipptal gemacht wurde. Nur wenige Meter entfernt ist Siedlungsgebiet, bis ein Wolf einen Menschen angreift, ist wohl nur mehr eine Frage der Zeit. Erschreckend ist, dass der Vorfall der zuständigen Behörde gemeldet wurde und seither Stillschweigen herrscht. So etwas ist für mich grob fahrlässig“, macht der Bezirksjägermeister seinem Ärger Luft.
ansturm. Im Straßenverkehr sind im abgelaufenen Jagdjahr 229 Wildtiere (Rehe, Hirsche, Gämsen) getötet worden, 601 Wildtiere kamen unter Lawinen um bzw. wurden gerissen. Doch die Wildtiere, dabei insbesondere die Gämsen, haben auch einen unsichtbaren Feind. Nämlich den Klimawandel, durch den sich die Parasiten ausbreiten und sich das Wild in niedrige Regionen zurückzieht. „Wir müssen das Wild in den höheren Gebieten äußerst sanft bejagen, nur dort wo es Schadflächen gibt, erfolgt eine Bejagung unter Druck“, schildert Messner. Ein erfreuliches Detail am Rande: Die Jungjägerkurse sind teilweise schon überbelegt. „Extrem viele junge Leute melden sich zu den Kursen an. 120 Bewerber, davon sind ein Drittel Frauen, haben wir heuer aufgenommen, 80 Bewerbern mussten wir eine Absage erteilen. Nicht alle Jagdkartenanwärter wollen jagen, viele wollen lediglich die Natur besser kennenlernen“, so BJM Thomas Messner. 
Die Jagd ist längst nicht mehr gleich Jagd<br />
Um punkt 5.37 Uhr wurde am 20. März im Wipptal bei einer Wildfütterung ein Wolf geknipst. Eine Wohnsiedlung ist nur unweit entfernt. Foto: privat

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