Von Beatrice Hackl
Die RUNDSCHAU konnte sich mit drei der vier Mütter und ihren Kindern treffen. Während die Mamas Sabrina Unterberger (Alyssa und Amely – eineiig), Nina Haze (Lenny und Linda – gemischt) und Gabi Lindenthaler (Sarah und Julia – zweieiig) von ihren Erfahrungen berichteten, spielten die Kinder fröhlich miteinander. Kennengelernt haben sich die Familien erst zu Kindergartenzeiten, wenngleich sie auch zuvor schon wussten, dass es weitere Zwillinge im Dorf gibt. Mittlerweile verstehen sich sowohl die Kinder als auch die Mütter bestens – das „doppelte Glück“ scheint zu verbinden. Den Bedürfnissen von zwei Säuglingen gerecht zu werden, war sicher nicht immer leicht, aber besonders stressig sei es gewesen, als die Kinder angefangen haben sich hochzuziehen und zu laufen. Heute sei es vielleicht sogar entspannter als für andere Eltern. „Unsere Kinder lernen alles gemeinsam, hatten von Anfang an jemanden zum Spielen, mussten daher aber auch schnell lernen zu teilen. Sie sind nie alleine und es ist beispielsweise ein beruhigendes Gefühl, dass sie den Schulweg gemeinsam zurücklegen. Es fühlt sich einfach sicherer an“, sind sich die Mamas einig.
Kindergarten. Zwillinge werden oft automatisch „in einen Topf“ geworfen. In der „Hitze des Gefechts“ wird gerne zu Pauschalierungen wie „die Zwillinge“, „die beiden“ oder ähnliches gegriffen. Den Müttern ist es aber sehr wichtig, dass ihre Kinder als Individuen wahrgenommen werden. Sie seien zwar alle ein Herz und eine Seele, aber dennoch charakterlich grundverschieden. „Amely und Alyssa sind zwar eineiig und werden ständig verwechselt, aber vom Charakter her sind sie wie Tag und Nacht. Amely ist sehr dominant, während Ayssa eher ruhig ist“, unterstreicht Unterberger. Und um die individuelle Entwicklung der Kinder zu fördern besuchten Julia und Sarah sowie Amely und Alyssa unterschiedliche Kindergartengruppen, lediglich Lenny und Linda waren in derselben Gruppe, berichtet Haze: „Damals sind wir gerade erst nach Hatting gezogen, somit war für sie generell alles neu, weshalb es mit wichtig war, dass sie einander haben.“ Die Trennung von Zwillingen im Kindergarten ist eine gängige Praxis und hat sich auch bei den Geschwistern aus Hatting bewährt. „Es wird von Pädagogen empfohlen, damit sie ihr eigenes ‚Ich‘ kennenlernen. Uns war es schon immer wichtig, dass sie sich unabhängig voneinander entfalten können. Julia und Sarah haben sich dadurch unter anderem ihren eigenen Freundeskreis aufgebaut“, berichtet Lindenthaler.
Schule. Heute sitzen die Geschwister in derselben Klasse. „Bei uns gibt es nur eine erste Klasse, weshalb die Geschwister automatisch wieder zusammen sind, aber sie sind nicht auf einander fixiert. Ich habe einmal Zwillinge unterrichtet, die kaum mit anderen Kindern interagiert haben, aber mit Lenny, Linda, Julia, Sarah, Amely und Alyssa verhält es sich ganz anderes. Sie sind alle sehr eigenständig. Man merkt einfach, dass ihre Eltern ihre Individualität gefördert haben. Sie tragen unterschiedliche Kleidung, haben unterschiedliche Schultaschen und dergleichen“, berichtet Lehrerin Sandra Wöritz. Solange die Kinder auf ihrem angestammten Platz sitzen, ist es für die Lehrerin ein Leichtes zu wissen, wer wer ist. Schwieriger werde es bei gemischten Übungen, aber sie versuche sich insbesondere bei Amely und Alyssa einfach mit der unterschiedlichen Kleidung zu behelfen. „Im Moment unterrichte ich ja sozusagen 3,5 Zwillingsgeschwister. Es gibt noch zwei Jungs. Beim Einschulungstest hat sich allerdings gezeigt, dass einer von beiden noch nicht soweit ist. Es handelt sich hierbei um syrische Kinder, die noch nicht so lange hier leben und die Sprachkenntnisse der Kinder sind auf unterschiedlichem Niveau. Auf Wunsch der Eltern besucht somit ein Kind aktuell die Schule, während das andere noch ein Jahr im Kindergarten bleibt“, berichtet Wöritz und ergänzt: „Ich habe immer wieder Zwillinge unterrichtet und was ich im Laufe der Jahre feststellen konnte ist, dass es das erstgeborene Kind bzw. jener Zwilling der in der Schwangerschaft etwas größer und stärker war, in der Schule für gewöhnlich etwas leichter tut bzw. über eine schnellere Auffassungsgabe verfügt.“ Es kommt laut den Eltern immer wieder vor, dass die Kinder von unterschiedlichen Hausübungen berichten: „Wir haben uns alle dazu entschieden, sie jeweils das machen zu lassen, was ihrer Meinung nach der Aufgabenstellung entspricht.“ Eine Entscheidung, die auch von der Lehrerin begrüßt wird.