Von Beatrice Hackl
Offene Jugendarbeit begleitet und fördert Kinder sowie Jugendliche auf ihrem Lebensweg und integriert sie in gesellschaftliche Gestaltungs- und Aneignungsprozesse. Genau dafür wurden in Oberperfusss nun die entsprechenden Weichen gestellt. Das Dorf bemüht sich seit rund einem Jahr um das Zertifikat „familienfreundliche Gemeinde“. Die Jugendlichen wurden schnell in den kommunalpolitischen Prozess miteingebunden und äußerten alsbald den Wunsch nach einem Jugendraum, dem die Gemeinde gerne nachkam. „Dann ging eigentlich alles Schlag auf Schlag. Martina Steiner, die Geschäftsführerin der ‚Pojat‘ – Plattform Offene Jugendarbeit Tirol – stand uns mit Rat und Tat zur Seite“, berichtet Gemeindevorstand Kirchmair, der aktuell Erziehungs- und Bildungswissenschaften studiert.
Umfrage und Wünsche der Jugend. Um die Bedürfnisse genau zu eruieren, wurden 367 Fragebögen an alle jungen Dorfbewohner im Alter zwischen acht und 18 Jahren ausgeschickt. „Erfreulicherweise war die Rücklaufquote mit rund 30 Prozent relativ hoch. Uns war es wichtig, die Meinungen, Wünsche und Ideen der Mädchen und Burschen in Erfahrung zu bringen, um zu wissen, was sie brauchen und was sie sich in Bezug auf den Jugendraum erhoffen bzw. dort umsetzen wollen“, verdeutlicht Kirchmair das partizipative Vorgehen. 129 junge Oberperfer haben sich aktiv beteiligt und viele Ideen und Vorschläge eingebracht. Anfang Juli wurden die Ergebnisse im „Peter-Anich-Haus“ präsentiert. Die Jugendumfrage hat beispielsweise aufgezeigt, dass sich die jungen Dorfbewohner vor allem einen Jugendraum und eine Ansprechperson innerhalb der Gemeinde für Projekte und Veranstaltungen wünschen. Bereits bei der Präsentation der Ergebnisse konnten die Jugendlichen die Räume besichtigen und weitere Ideen einbringen. Auch künftig wolle man stets ein offenes Ohr für die Ideen der Jugendlichen haben. Diese freuen sehr darüber, dass ihen mit Kirchmaier jemandzur ihrer Seite gestellt wurde, der ihre Anliegen als Gemeindevorständin aktiv weitertragen kann, zumal sie ihre Heimatgemeinde aktiv mitgestalten wollen und Jugendthemen dadurch künftig verstärkt Gehör finden.
Aktuelles Angebot und Zukunftsvisionen. „Wir handhaben den Jugendraum mit einem offenen Konzept und rechnen mit einem Kommen und Gehen. Vermutlich teilt sich alles von selbst altersgemäß auf. Am Nachmittag werden sich wohl die Jüngeren im Jugendraum einfinden und mit den etwas Älteren rechnen wir eher in den frühen Abendstunden. Es ist uns allerdings wichtig zu betonen, dass wir keine Betreuungsanstalt sind“, unterstreicht Kirchmair. Der echte Startschuss für den Jugendraum fiel vergangen Freitag und die Öffnungszeit von 15 bis 21 Uhr wird vorerst über den Sommer beibehalten. „Das ist allerdings noch nicht in Stein gemeißelt. Fürs Erste beschränken wir uns zwar auf einen Wochentag, aber im Herbst wollen wir unser Angebot noch stärker den Bedürfnissen der Jugendlichen anpassen“, erläutert der Leiter des Jugendraums, der zudem als Hortassistenz in Aldrans tätig ist. „Im ‚Peter-Anich-Haus‘ stehen uns eine Küche, ein großer Raum, zwei kleinere Räume sowie Sanitäranlagen zur Verfügung. Gegebenenfalls können wir sogar den kleinen Saal des Hauses nutzen. Im Zentrum des großen Raums befindet sich ein Tisch für rund zehn Personen und wir haben bereits einige Brettspiele sowie Zeichenutensilien besorgt. In Zukunft soll es aber auch Spieltische für Tischtennis und Tischfußball geben. Einen der beiden kleineren Räume haben wir zur ‚Chillounge‘ auserkoren und dementsprechend mit Sitzsäcken versehen. Die Küche kann zum Selbstkostenpreis genutzt werden, geboten werden fürs Erste Toast und Säfte. Die Jugendlichen haben unter anderem den Wunsch geäußert, dass sie einmal gemeinsam vegan kochen wollen und auch Kuchen backen steht auf der Wunschliste. Die Jugendlichen zeigen sich durch die Bank alle wahnsinnig begeistert, dass sie nun endlich einen Raum für sich haben und sich einbringen können. Künftig sollen auf Anregung der Jugendlichen hin auch Ausflüge geplant und durchgeführt werden. Ihnen ist es ganz klar ein Anliegen gemeinsam Zeit zu verbringen“, konkretisiert Kirchmair das Angebot und die Zukunftspläne.
Gemeinsam bewegen. „Der Jugendraum muss als Teamleistung gesehenen werden, und die Umsetzung war nur mit vereinten Kräften möglich. Der gesamte Gemeinderat inklusive Bürgermeisterin Johanna Obojes-Rubatscher haben das Projekt von Anfang an unterstützt. Sie haben uns stets den Rücken freigehalten, damit wir uns austoben konnten. Auch die Oberperferin Gabi Lorenz hat sich extrem engagiert und mir im Hintergrund viel Arbeit abgenommen“, zeigt sich Kirchmair ebenso begeistert wie dankbar.
Drei der federführenden Köpfe hinter der Verwirklichung des Jugendraums: (v.l). Martina Steiner (GF-Pojat), Thomas Kirchmair (Leiter des Jugendraums) und Bürgermeisterin Johanna Obojes-Rubatscher.Fotos: Gabi Lorenz
Der Jugendraum wurde bereits mit den ersten Brettspielen und Zeichenutensilien ausgestattet. Im Lauf der Zeit soll das Repertoire ausgebaut werden.