Von Gebi G. Schnöll
Der Tiroler Volksaufstand war im Jahr 1809 ein Aufstand der Tiroler Bevölkerung gegen die bayerische Besatzungsmacht vor dem Hintergrund des „Fünften Koalitionskrieges“. Unter der maßgeblichen Führung Andreas Hofers wurde das Land im Frühjahr 1809 von der bayerisch-französischen Besatzung befreit und bis zum Herbst verteidigt. Erst im November und Dezember 1809 konnten die napoleonischen Truppen das Land erneut besetzen und ihre Herrschaft wieder festigen. Einhundert Jahre später, also 1909, wollte man den Freiheitskämpfern und Soldaten, die bei der Schlacht in Scharnitz ums Leben kamen, ein Denkmal widmen – an der Stelle, wo einhundert von ihnen in einem Massengrab begraben sein sollen. Das Grundstück, auf welchem die Gedenkstätte errichtet werden sollte, gehörte damals Alois Klotz, dem Vater von Romana Klotz. Die Gemeinde ersuchte den Scharnitzer um einen Grundtausch, der stellte die Bedingung, dass ihm die Gemeinde als Gegenleistung ein Grundstück im selben Ausmaß entlang eines öffentlichen Weges überlässt, der an seinen Garten angrenzt. Der Grundstücksdeal kam zustande, die Gedenkstätte konnte zum 100-Jahr-Gedenken an den Freiheitskampf 1809 errichtet werden. Ein Stein mit einem stählernen Kreuz und einer Gedenktafel, direkt neben der Hauptstraße, erinnern seither an die einhundert toten Tiroler Freiheitskämper und bayerisch-französischen Soldaten im Massengrab.
Alles rechtens. Romana Klotz behauptet allerdings, dass die Grabstätte nicht unter dem Denkmal neben ihrem Garten, sondern einige Meter weiter unter dem Grundstück eines Nachbarn liegt. „Ich will, dass die Gedenkstätte neben meinem Grundstück ehestens beseitigt wird“, fordert die Scharnitzer Pensionistin, die, wie sie selbst sagt, demnächst nach Seefeld in die Seniorenresidenz übersiedeln und ihr Haus samt Grundstück eventuell veräußern wird. Die Aufschrift auf der Gedenktafel „Ehrendes Gedenken den hier beerdigten vielen hundert Gefallenen...“ sei irritierend und mindere den Verkaufswert, glaubt Klotz. Bürgermeisterin Isabella Blaha sieht keinen Grund, das Denkmal zu entfernen. „Mit der Thematik sind wir im Gemeindeamt bereits seit längerer Zeit konfrontiert. Auch der Gemeinderat hat sich damit schon befasst, und er kam damals zur Ansicht, dass alles rechtens ist. Das sieht man auch in der Abteilung Denkmalschutz des Landes Tirol und beim Schwarzen Kreuz so. Die Gemeinde hat vor einiger Zeit sogar viel Geld in die Hand genommen, um die Gedenkstätte zu verschönern. Wo genau die Gebeine der vielen Toten begraben sind, kann ich nicht sagen“, so Blaha gegenüber der RUNDSCHAU.
Unter diesem Kreuz sollen die einhundert gefallenen Freiheitskämpfer und bayerisch-französischen Soldaten in einem Massengrab liegen, behauptet Klotz.