Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
Artikel teilen
Artikel teilen >

Hilfe auf zwei Rädern hat sich bewährt

Zirler leitet seit rund einem Jahr die Motorradstaffel vom Roten Kreuz, die nun für den „Camillo Award“ nominiert wurde

Wie schnell Hilfe im Notfall vor Ort ist, entscheidet nicht selten über Leben und Tod. Seit das Rote Kreuz im vergangenen Jahr die Motorradstaffel ins Leben rufen konnte, kommt die rasche Hilfe sogar noch ein Stück schneller an. Die neue Zweirad-Staffel hat sich bereits bewährt und ist aktuell sogar für einen „Camillo Award“ nominiert. Die Nominierung würdigt einen konkreten Reanimierungseinsatz sowie das Konzept der Motorradstaffel an sich.
1. August 2022 | von Beatrice Hackl
Hilfe auf zwei Rädern hat sich bewährt
Die mit Blaulicht und Folgetonhorn ausgestattete Motorradstaffel vom Roten Kreuz ist von Mai bis Oktober im Einsatz. Foto: Rotes Kreuz Tirol/Daniel Liebl
Von Beatrice Hackl

Dank einer privaten, zweckgebundenen Spende war es dem Roten Kreuz vergangenes Jahr möglich, den Einsatzfuhrpark um zwei Motorräder zu erweitern. Das Team setzt sich aus 15 motorradaffinen ehrenamtlichen Mitarbeitern zusammen – 14 Männer und eine Frau. Jan Reiter aus Zirl ist einer von ihnen und steht der Zweirad-Staffel vor. Er ist leidenschaftlicher Motorradfahrer und zudem Ortsstellenleiter in Kematen/Zirl. Mit der RUNDSCHAU zog er nach rund einem Jahr eine erste Zwischenbilanz hinsichtlich der Motorradstaffel: „„Es entwickelt sich laufend weiter, aber wir werden auch heuer vorrausichtlich wieder rund 90 Einsätze innerhalb der Motorradsaison absolvieren – von einer Reanimation bis hin zu kleinen Erste-Hilfe-Leistungen war bislang alles dabei. Auch für Bluttransporte wird die Motorradstaffel immer wieder angefordert. Auch intern hat sich die Staffel bewährt, und in diesem Sinne läuft die Zusammenarbeit mit dem Rettungsdienst und der Leitstelle geradezu optimal. Der Zuspruch unter den Kollegen ist auch entsprechend groß, und mittlerweile interessieren sich auch weitere Kollegen für die Zweirad-Einsätze bzw. gibt es aktuell sogar eine Warteliste.“ Die Wahl bei den Motorrädern fiel auf die Ducati 1260 Multistrada, die bei der Polizei schon seit Jahren erfolgreich im Einsatz ist. Unterwegs sind die „Rot Kreuz“-Mitarbeiter mit zwei Ducatis (1260 Multistrada) sowie Motorradkleidung und einer Überwurfweste. Sowohl die Kleidung, der Helm als auch das Motorrad sind im Rotkreuz-Design gestaltet, damit sie klar als Rettungsfahrzeuge ersichtlich sind.

Vorteile und Reaktionen. „Sicherheit ist uns natürlich ein Anliegen, weshalb unsere Fahrer jährlich ein Fahrtechniktraining absolvieren und Fortbildungen besuchen. Je nach geographischer Lage sind wir mit den Motorrädern einfach schneller am Einsatzort. Insbesondere bei Verkehrsunfällen spielt uns die Wendigkeit der Maschinen in die Hände. Die Motorradstaffel kann im Ernstfall sehr effizient als Ersthelfer fungieren. Die anderen Endkräfte werden natürlich mitalarmiert und wir übergeben nach der Erstversorgung“, informiert Reiter und ergänzt: „Wo auch immer wir eintreffen sind die Menschen im ersten Moment meist etwas verwundert. Sie zeigen sich aber erfahrungsgemäß schnell vom Konzept begeistert, und klarerweise ist jeder im Notfall für schnelle Hilfe dankbar.“

Nominierung für „Camillo Award“. Die Nominierung für den „Camillo Award für herausragende Sanitäter“ ist eine wunderbare Bestätigung für die geleistete Arbeit und das Konzept an sich. Die Nominierung bezieht sich auf einen konkreten Reanimierungseinsatz sowie auf das Konzept der Motorradstaffel. Unsere Fahrer waren gerade in Kematen unterwegs als sie zu einem Einsatz in Inzing gerufen wurden. Ein Mann Mitte 40 hatte einen Kreislaufstillstand erlitten. Die Motorradstaffel war blitzschnell vor Ort und hat sofort mit dem Defibrillator die Reanimation eingeleitet. Bis der Notarzt eintraf hat der Patient bereits wieder geatmet und bis zum Abtransport durch die Rettung war er sogar wieder ansprechbar“, berichtet Reiter.

Proaktiv auf Menschen zugehen. „Wir warten nicht auf der Dienststelle, bis wir einen Auftrag erhalten, sondern sobald wir im Dienst sind, sind wir auch auf den Straßen unterwegs. Wenn wir keinen medizinischen Einsatz haben, nützen wir die Zeit um Blutspenden sowie medizinisches Material auf schnellstem Weg von A nach B zu transportieren. Zudem leisten wir Präventionsarbeit. Wir gehen proaktiv auf andere Verkehrsteilnehmer zu, sprechen andere Motorradfahrer an, tauschen uns mit ihnen aus – unterhalten uns über Erste-Hilfe-Maßnahmen und weisen beispielsweise auf bevorstehende Kurse in der Umgebung hin“, berichtet der Leiter der Motorradstafel aus dem Alltag. Auch bei Blaulichttagen sind die Motorradfahrer des Rotes Kreuzes gern gesehene Gäste, wie unlängst in Ranggen. „Der Sportclub hat einen Kinder-Radtag mit Parcours inklusive Blaulichttag veranstaltet. Wir waren mit unseren Ducatis vor Ort, und die Kinder zeigten sich sehr interessiert“, zeigt sich Reiter erfreut.
 
Hilfe auf zwei Rädern hat sich bewährt
Jan Reiter ist Ortsstellenleiter vom Roten Kreuz in Kematen/Zirl und steht der Motorradstaffel seit einem Jahr vor. Foto: privat

Feedback geben

Feedback abschicken >
Nach oben