Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Hilfsaktion in Hatting organisiert

Marion Mühlbacher nahm in zehn Stunden rund neun Tonnen an Hilfsgütern entgegen

Der Krieg in der Ukraine bewegt und hat eine Welle der Hilfsbereitschaft ausgelöst. Auch die Hattingerin Marion Mühlbacher wollte helfen – „jetzt und nicht in drei Wochen“. Innerhalb von nur 48 Stunden hat sie eine Hilfsaktion auf die Beine gestellt. Nach zehn Stunden konnten an der Sammelstelle im Gemeindesaal neun Tonnen an Hilfsgütern entgegengenommen, verpackt und beschriftet werden. Mittlerweile sind die Spenden bereits an ihrem Zielort angelangt.
14. März 2022 | von Beatrice Hackl
Hilfsaktion in Hatting organisiert
Die Spendensammlung war ein voller Erfolg: Innerhalb von zehn Stunden wurden aus einer Bananenschachtel rund neun Tonnen. Foto: Mühlbacher
Von Beatrice Hackl

Mühlbacher wollte helfen, wusste aber nicht wie. Auf der Suche nach Projekten, an denen sie sich beteiligen könnte, stieß sie im Netz auf die Firma „Aksoy Transporte KG“ aus Hall, die auf eigene Faust einen Hilfstransport organisierte. „Ich habe mich kurzerhand mit dem Inhaber in Verbindung gesetzt. Der Plan war, mit zwei Sprintern seiner Firma Spenden an die rumänische und ukrainische Grenze zu bringen, aber kurz nach unserem ersten Gespräch waren bereits so viele Spenden bei ihm in Hall eingegangen, dass er extra einen großen Transporter für 40 Tonnen angemietet hat“, berichtet Mühlbacher. „Ich stand dann auch vor unterschiedlichen Herausforderungen, zumal ich so etwas noch nie organisiert habe. Ich war mir echt unsicher, ob ich das schaffe. Ich habe mich dann an Bürgermeister Dietmar Schöpf gewandt, der mir für die Sammlung den Gemeindesaal bzw. das Foyer zur Verfügung gestellt hat. Darüber hinaus hat er Helfer organisiert, unter anderem von der Freiwilligen Feuerwehr. Die Zusammenarbeit war sagenhaft. So viele haben mitangepackt. Es war eine wahnsinnig tolle Aktion. Aber ich muss auch zugeben, dass es 48 sehr emotionale Stunden waren – eine regelrechte emotionale Achterbahnfahrt.“

Hilfsbereitschaft war überwältigend. „Seitens der Gemeinde habe ich die Aktion sofort unterstützt und die nötige Infrastruktur zur Verfügung gestellt – unter dem Motto ‚Wer schnell hilft, hilft doppelt‘. Ich habe vor allem die Kommunikation über die gemeindeeigene Facebook-Seite und WhatsApp-Gruppe übernommen. Somit konnten wir innerhalb kürzester Zeit die Bevölkerung von dieser Spendenaktion informieren und am Laufenden halten. Die Hilfsbereitschaft innerhalb der Bevölkerung war überwältigend. Auch stellten sich spontan Leute aus dem Dorf zur Verfügung, um beim Sortieren und Verpacken der angelieferten Waren behilflich zu sein. Beim Verladen der unzähligen Kartons hat die Feuerwehr Hatting tatkräftig mitgeholfen. Als Bürgermeister ist es ein sehr schönes Gefühl zu wissen, dass man sich auf die Bevölkerung verlassen kann, wenn es darum geht, in Not geratenen Menschen zu helfen. Da spürt man auch den guten Zusammenhalt innerhalb der Gemeinde“, berichtet Bürgermeister Dietmar Schöpf. „Die Nachricht über die Hilfsaktion hat sich wie ein Lauffeuer herumgesprochen. Mein Handy hat unterbrochen geklingelt, ich konnte es stundenlang nicht aus der Hand legen. Mein Mann Thomas hat sich extra frei genommen, um die Ware zu sortieren und in Kartons zu verpacken, dabei waren wir meist  zu zehnt. In der Umgebung waren nirgend mehr Bananenschachteln zu haben, und so hat uns der ‚Personal Shop‘ Kartons zur Verfügung gestellt. Ich hatte keine Ahnung, worauf ich mich da eingelassen habe, so bin ich ganz optimistisch mit zwei Klebebandrollen ans Werk gegangen. Am Ende des Tages haben wir dann aber 30 Rollen verbraucht“, lacht Mühlbacher.

Rührende Momente – danke. „Ich hätte mich so gerne bei jedem, der gespendet hat, persönlich bedankt. Es tut mir so leid, dass sich das zeitlich nicht ausgegangen ist. Es gab so viele schöne und rührende Momente. Ein Pollinger kam beispielsweise vorbei und erklärte, er hätte jetzt Zeit und würde uns für eine Stunde helfen. Wir haben ausdrücklich um warme Sachen gebeten. Eine Oma kam vorbei und hat mir selbst gestrickte Socken übergeben, die sie gerade eben erst fertig gestickt hat. Da geht einem das Herz auf. Zwei ukrainische Männer und eine Frau haben sich persönlich bedankt. Das waren sehr intensive Momente die ich sicher ein Leben lang nicht vergessen werde. Ein LKW-Fahrer hat angeboten, eine Fahrt zu übernehmen. Die Hilfsbereitschaft war phänomenal“, zeigt sich Mühlbacher sichtlich bewegt.

Gemeinsam großes schaffen. Gespendet wurden großteils neu gekaufte Waren, rund 3.000 Babyflaschen, Schnuller, Milchpulver, Windeln, Kinderwagen, Windeln, Decken, Schlafsäcke, Isomatten, Hygieneartikel wie Zahnbürsten, Zahnpasten und Duschgel, Cremen, Tampons, Einlagen, Handtücher, Verbandskassetten und vieles mehr. Auch 500 bis 600 Kilogramm Hundefutter wurden gespendet. „Dank eines Videoanrufs von der Firma Aksoy war ich live dabei, als der Transporter an der rund 1.200 km entfernten Rumänisch-Ukrainischen Grenze ankam und die Spenden an das dortige Rote Kreuz übergeben wurden. Alles ist aufgegangen. Ich bin sehr zufrieden und dankbar. Die Aktion hat bewiesen, dass viele Kleine gemeinsam etwas ganz Großes schaffen können“, zeigt sich Mühlbacher begeistert und überaus dankbar für die zahlreichen helfenden Hände und die großzügigen Sachspenden.
 

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