Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
Artikel teilen
Artikel teilen >

Kein Auskommen mit dem Einkommen

Das Projekt „inbus“ bietet bedarfsorientierte Unterstützung für jene, bei denen es trotz Arbeit vorne und hinten nicht reicht

Menschen, die trotz Erwerbstätigkeit kaum über die Runden kommen, können sich bei „inbus“ Beratung und Unterstützung holen. Das 2019 ins Leben gerufene Projekt wurde kürzlich ausgeweitet, und somit können seit Anfang März auch Betroffene in Telfs und Umgebung die kostenlose, flexible und vertrauliche Beratung in Anspruch nehmen. Der für die Region zuständige Sozialberater Roland Fux setzt sich mit den Ratsuchenden zusammen und erarbeitet mit ihnen gemeinsam konkrete Schritte, um deren finanzielle Situation zu verbessern.

21. März 2022 | von Beatrice Hackl
Kein Auskommen mit dem Einkommen<br />
Die „inbus“-Beratung ist kostenlos, flexibel und vertraulich: In der Beratung werden konkrete Schritte erarbeitet, um die finanzielle Situation zu verbessern und auch bei der Umsetzung der Ziele bieten die Berater Unterstützung. Foto: inbus
Von Beatrice Hackl

Aktuell werden 80 Personen von „inbus“ betreut. „Die Verlängerung und Ausdehnung des Projekts zeugt von dessen Erfolg. Es hat sich gezeigt, dass es uns gelingt, das Einkommen von rund 70 Prozent der Menschen, die sich an uns wenden, nachhaltig zu steigern“, berichtet Roland Fux. „Erwerbsarmut hat viele Gesichter und ist leider sehr stark schambehaftet. Die meisten Menschen reden ohnehin nicht über ihr Gehalt. Vielen ist gar nicht bewusst, dass sie an der Armutsgrenze leben. Für sie ist das normal, weshalb sie erst gar nicht auf die Idee kommen, sich bei uns zu melden“, bedauert der Leutascher, der bereits seit 38 Jahren im Sozialbereich tätig ist. Mitunter sind es Alleinerziehende in Teilzeitjobs, Eltern mit mehr als zwei Kindern sowie Menschen mit Migrationshintergrund, die von Erwerbsarmut betroffen sind und somit die „inbus“-Beratung nutzen sollten. Wer alleine lebt, arbeitet und dabei unter 1.138 Euro netto monatlich verdient, gilt als von Armut gefährdet. Bei Alleinerziehenden mit zwei Kindern liegt die „Armutsgefährdungsschwelle“ derzeit bei 1.821 Euro. Für Elternpaare mit einem Kind liegt die Grenze bei 2.049 Euro netto monatlich.

Erstgespräch und neue Perspektiven. „Für mich ist ein respektvoller Umgang miteinander oberstes Gebot. Wichtig ist mir zudem, die Menschen nicht beratend zu erschlagen. Es geht immer um die individuellen Wünsche und Bedürfnisse des Einzelnen. Meine Aufgabe ist es, ihnen das Machbare aufzuzeigen. Meine erste Frage lautet deshalb immer: Was hast du für Ziele? Nicht selten sind die Menschen einfach froh, dass sie überhaupt einen Job haben und sind davon überzeugt, dass sie an ihrer Situation nichts ändern können, da sie nichts können. Viele plagen starke Selbstzweifel und folglich fehlt es ihnen an Perspektiven, da sie sich nichts zutrauen. Bei ‚inbus‘ arbeiten wir ressourcenorientiert bzw. konzentrieren wir uns auf die Stärken der jeweiligen Person. Jeder kann etwas, besitzt Talente und Fähigkeiten. Diese gilt es zu finden und entsprechend zu nutzen. Meist lassen sich bereits während des Erstgesprächs Chancen und Möglichkeiten zur Verbesserung der finanziellen Lage finden“, weiß Fux. Sein Arbeitsspektrum als „inbus“-Berater erstreckt sich vom Erstgespräch und der Definition konkreter Ziele bis hin zu deren Umsetzung. Darüber hinaus ist auch die Nachbetreuung ein wichtiger Teil des Projekts, um die Fortschritte abzusichern.

Möglichkeiten ausloten. „Ansetzen können wir an unterschiedlichen Punkten: Oftmals ist den Menschen nicht bewusst, dass sie Anspruch auf diverse Unterstützungen haben. Ich helfe ihnen dabei die Anträge auszufüllen und absolviere mit ihnen gemeinsam die nötigen Behördengänge. Manchen kann es auch helfen ein Haushaltsbuch zu führen. Ich unterstütze die Menschen aber auch bei einem Jobwechsel. Suche mit ihnen nach neuen Möglichkeiten, gemeinsam werden neue Bewerbungsunterlagen zusammengestellt, und ich biete ihnen ein Bewerbungstraining. Gegebenenfalls greife ich den Menschen auch bei der Suche nach Kinderbetreuungsmöglichkeiten unter die Arme. Bildung wirkt sich auf die finanzielle Situation aus, und somit ist es oft auch sinnvoll diese zu verbessern. Es geht hierbei unter anderem darum, beispielsweise den Führerschein zu machen oder einen Deutschkurs zu besuchen“, verdeutlicht „inbus“-Berater Fux.

Kostenlos, flexibel und vertraulich. „Die Gründe für Erwerbsarmut sind vielfältig, und die Hintergründe der Betroffenen sind verschieden. In meiner Wahrnehmung ändert sich selbst das Klientel von Region zu Region. Mir liegen hier keine Zahlen vor, aber in Innsbruck-Land scheinen mehr Familien betroffen zu sein, während in Innsbruck gefühlt mehr Einzelpersonen mit finanziellen Engpässen zu kämpfen haben, insbesondere alleinerziehende“, berichtet Fux abschließend.
 
Kein Auskommen mit dem Einkommen<br />
Der „inbus“-Berater der Region, Roland Fux ist unter 0676 843 843 15 sowie per Mail unter roland.fux@innovia.at zu erreichen. RS-Foto: Hackl

Feedback geben

Feedback abschicken >
Nach oben