Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
Artikel teilen
Artikel teilen >

LJM Larcher warnt vor einem „Wolf-Desaster“

Wenn Beutegreifer weiterhin auf den Almen ihren bestialischen Drang ausüben können, wird das schwere Folgen haben

Landesjägermeister Anton Larcher sorgt sich um die Zukunft der Jagd in Tirol. Vor allem der Freizeitboom in den Wäldern und die großen Beutegreifer bereiten ihm Kummerfalten. „Bereits 2014 habe ich vor den Großraubtieren Wolf und Bär gewarnt, geschehen ist bisher so gut wie nichts. Es muss sofort etwas gegen das Problem unternommen werden, sonst wird das alles in einem Desaster enden“, warnt Tirols oberster Jäger.
3. Oktober 2022 | von Gebi G. Schnöll
LJM Larcher warnt vor einem „Wolf-Desaster“
Almidylle in Tirol! Aber, wie lange noch? Dass Wölfe auch Rinder angreifen, hat sich heuer im Sommer auf einer Alm gezeigt. RS-Fotos: Schnöll
Von Gebi G. Schnöll

In den Tiroler Wäldern tummeln sich immer mehr Menschen. Im Sommer sind es die Wanderer und Mountainbiker, im Winter sind es vor allem die Tourengeher, die dem Wild die Ruhe nehmen. „Ich habe Verständnis dafür, dass immer mehr Leute Erholung in der Natur suchen. Man muss aber bedenken, dass der Wald der Lebensraum des Wildes ist und dieses durch die Aktivitäten des Menschen immer weiter zurückgedrängt bzw. gestört wird. Freizeitsportler und Wanderer sollten gegenüber den Wildtieren mehr Rücksicht nehmen, es muss zwischen Jägerschaft und Freizeitnutzern ein Konsens gefunden werden“, sagt Landesjägermeister Anton Larcher. Sorge bereiten ihm auch die Verbauungen, mit denen den Wildtieren der natürliche Lebensraum genommen wird. „Jeden Tag werden dem Wild bis zu zwölf Hektar Lebensraum entzogen. Auch hier braucht es ein Umdenken!“

Desaster für Mensch, Wild und Wald. Laut vorläufiger Bilanz gab es im heurigen Almsommer in Tirol im Zusammenhang mit der Präsenz von Wölfen mehr als 300 gerissene Schafe, zwei tote Ziegen sowie ein totes Rind. 50 weitere Schafe wurden verletzt und rund 200 gelten als vermisst. Rund 25 tote Schafe sind auf Bären zurückzuführen. Etwa 1.500 Schafe wurden aufgrund der Anwesenheit von Großraubtieren vorzeitig von den Almen ins Tal gebracht. Eine endgültige Schadensbilanz über den Almsommer 2022 kann erst nach Vorliegen sämtlicher Entschädigungsanträge gezogen werden. Das wird voraussichtlich gegen Ende des Jahres der Fall sein. Der Landesjägermeister erklärt gegenüber der RUNDSCHAU, dass er bereits 2014 bei einer Jägerbezirksversammlung – es war damals einer der ersten öffentlichen Auftritte als Landesjägermeister – vor der Ansiedelung von Großraubtieren gewarnt und das seither auch immer wieder getan habe. „Wenn gegen die Beutegreifer, dabei insbesondere gegen den Wolf, nicht schnellstens etwas unternommen wird, endet das in einem fürchterlichen Desaster. Eine Zukunft auf den Almen kann es nur geben, wenn ein strenges Management für Großraubtiere eingeführt wird. Das Märchen, dass der Wolf vom Aussterben bedroht ist, war einmal. In der EU leben 19.000 dieser Individuen, da kann von einem Aussterben keine Rede sein“, ärgert sich Larcher, der auch eine Gefahr für den Wald sieht, wenn sich der Wolf weiterhin ausbreitet. „Die Bejagung des Wildes wird durch die Anwesenheit der großen Beutegreifer immer schwieriger, weil sich die Wildtiere im Wald zunehmends ‚unsichtbar‘ machen. Das führt dazu, dass die Wildschäden massiv ansteigen werden. Es ist nicht einzusehen, dass Jagdpächter für Schäden, die eigentlich durch die Anwesenheit des Wolfes verursacht werden, aufkommen müssen. Die Gefahr ist groß, dass die Jagd durch die Großraubtiere an Wert verliert, so kann es nicht sein! Wir Jäger wollen weiterhin ein Wildbret essen und uns an den Trophäen erfreuen können“, so Larcher abschließend.
 
LJM Larcher warnt vor einem „Wolf-Desaster“
LJM Anton Larcher: „Habe bereits 2014 vor Goßraubtieren gewarnt!“
LJM Larcher warnt vor einem „Wolf-Desaster“
Mehr als 300 bestialisch gerissene Schafe wurden heuer auf Tirols Almen registriert. Wie lange bleibt die Tafel für den Wolf noch gedeckt? Foto: privat

Feedback geben

Feedback abschicken >
Nach oben