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„Menschen brauchen Arbeit bei gutem Lohn!“

AK-Präsident Erwin Zangerl sprach mit der RUNDSCHAU über die Ist-Situation in Zeiten der Corona-Pandemie

335.000 Mitglieder betreut die Arbeiterkammer (AK) Tirol. In der Hauptzentrale in Innsbruck und in den Bezirkskammern fanden im letzten Jahr insgesamt 324.040 Beratungen statt – telefonisch, schriftlich oder bei einem persönlichen Besuch. Unter dem Strich erkämpfte die AK Tirol 2020 rund 48,6 Millionen Euro für die Mitglieder. AK-Präsident Erwin Zangerl sagt, dass auf die AK Tirol coronabedingt noch viel Arbeit wartet. Die 100-jährige Geschichte der AK Tirol kann jetzt übrigens in einem Buch nachgelesen werden, das von Erwin Niederwieser verfasst wurde.
14. Juni 2021 | von Gebi G. Schnöll
„Menschen brauchen Arbeit bei gutem Lohn!“<br />
AK-Präsident Erwin Zangerl rät der Bundesregierung dafür Sorge zu tragen, dass möglichst viele Menschen schnell wieder eine Arbeit haben. RS-Foto: Schnöll
Von Gebi G. Schnöll

Wie effizient die Kammern arbeiten, zeigt ein Vergleich: Für jeden Euro Solidarbeitrag holte die AK Tirol 2020 für ihre Mitglieder mehr als einen Euro an barem Geld retour. Arbeitsrecht vor Konsumentenschutz, Sozialrecht, Wohn- und Mietrecht – so lautet die Reihung der Abteilungen, die von den rund 350.000 Tiroler AK-Mitgliedern 2020 am häufigsten angefragt wurden. „Coronabedingt waren die Beratungszahlen vor allem in den ersten Monaten nach Beginn der Krise enorm hoch, mittlerweile hat sich diese Zahl stabilisiert, wenn auch auf hohem Niveau“, erklärt AK-Präsident Erwin Zangerl. Die Leistungsbilanz zeige jedoch, dass die Krise viele Menschen mit voller Wucht getroffen hat. Die Beratungszahlen im Arbeitsrecht sind auf über 100.000 gestiegen, auch im Konsumentenschutz, im Bereich Soziales sowie im Wohn- und Mietrecht wirkten sich die Folgen von Corona aus. Besonders gravierend zeigen sich die Auswirkungen der Krise in den Beratungszahlen des AK-Unterstützungsfonds, die sich fast verdreifacht haben. „In der Beratung hat die Krise sehr viele Gesichter erhalten, vor allem sehr viele betroffene Gesichter“, sagt Zangerl. Denn hinter jeder Beratung steht ein menschliches Schicksal und nicht selten eine prekäre Notsituation. Umso erfreulicher ist die Summe der Vertretungserfolge, die von 45,3 Millionen auf 48,7 Millionen gesteigert werden konnten. „Jeder Euro zählt, wir versuchen immer, das Maximum für unsere Mitglieder erbringen zu können“, so Zangerl. Wichtig dabei ist auch die Arbeit der Bezirkskammern, die direkt vor Ort rasche Hilfe anbieten. So wurden vergangenes Jahr 86.730 Beratungen in den neun Bezirkskammern durchgeführt und 7,65 Millionen Euro für die Mitglieder erkämpft. Ein Beweis, dass auch die regionale Strategie erfolgreich ist. Auch der Rechnungsabschluss der Arbeiterkammer Tirol, der Ende Mai im Rahmen der Vollversammlung einstimmig beschlossen wurde, zeigt, wie effektiv die AK für ihre Mitglieder arbeitet. Trotz der Covid-Krise und den damit verbundenen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt und damit auch auf die AK wurde ausgeglichen bilanziert. Die notwendig gewordenen Steuerungsmaßnahmen haben ebenfalls dazu geführt, dass die AK ihre Kernkompetenzen gegenüber ihren Mitgliedern voll und ganz erfüllen konnte.

Hotline lief fast heiß. AK-Präsident Erwin Zangerl führt beim RUNDSCHAU-Gespräch weiters an, dass die Krise auch die AK Tirol auf eine harte Probe stellte. „Die Pandemie hat auch uns ziemlich gefordert. Als die Grenzbalken zu Bayern niedergingen, musste wegen der vielen Anfragen unsere Hotline auch an den Wochenenden geschaltet werden. Die Telefone sind sprichwörtlich heiß gelaufen. Viele unserer Leute mussten durcharbeiten – und sie taten es gerne“, schildert Zangerl, und er betont: „In guten wie in schlechten Zeiten – wir sind für die Mitglieder da. Das haben wir seit Beginn der Pandemie einmal mehr unter Beweis gestellt!“ Auf dem Erfolgspolster kann man sich ob der hervorragenden Jahresbilanz 2020 nicht ausruhen. „Es gibt viel zu tun. Die Menschen plagen noch immer Existenzängste, viele wissen nicht, was morgen ist. Mit dem Auslaufen der Stundungen von Krankenkassen und dem Finanzamt werden die Insolvenzfälle ihren Anlauf nehmen. Wir werden die Entwicklung im Bereich des Insolvenzausgleichfonds genau beobachten und dafür sorgen, dass im Falle einer Insolvenz die Arbeitnehmer zu ihrem Geld kommen“, verspricht der AK-Chef. Für Härtefälle wurde vom Land Tirol ein Arbeitnehmerfonds eingerichtet, den auch die AK Tirol mit zwei Millionen Euro unterstützt. „Wir leisten aber auch materielle Hilfe. So haben wir zum Beispiel für Berufsschüler 120 Laptops angekauft, und um allen Schülern an Tiroler Schulen den Zugang zum digitalen Lernen zu ermöglichen, fördert das Land Tirol in Kooperation mit der AK Tirol die Anschaffung von mobilen Endgeräten“, zeigt Erwin Zangerl auf.

Kurzarbeit-Modell war wichtig. Dem Land Tirol und dem Bund stellt der AK-Präsident ein gutes Zeugnis aus: „Die finanziellen Unterstützungen, die während der Pandemie und den Lockdowns geleistet wurden und immer noch geleistet werden, sind einfach beispielhaft. Als sich Corona auch in Tirol breit machte, war die Situation einzigartig und die Erfahrungswerte mit dem Umgang des Virus waren gleich Null. Auch von Seiten des Bundes war und ist man sehr bemüht, Arbeitnehmer und Betriebe zu unterstützen. Wichtig war die Einführung der Kurzarbeit. Dadurch ist es gelungen, vielen Firmen die Mitarbeiter zu erhalten. Die Bundesregierung ist gut beraten, dafür zu sorgen, dass möglichst schnell viele Menschen wieder Arbeit finden und Geld verdienen. Ein Problem ist nach wie vor die Langzeitarbeitslosigkeit. Da müssen greifende Programme gestartet werden!“ Zangerl führt weiters an, dass die Wirtschaft nur floriert, wenn verlässliche und bestens geschulte Mitarbeiter in den Betrieben vorhanden sind. „Und die müssen auch entsprechend entlohnt werden. Das verdiente Geld fließt dann zum Teil wieder in die Wirtschaft und in die Staatskasse!“

Preisspirale stoppen. Der AK-Präsident spricht auch die in die Höhe geschnellten Preise für Rohstoffe an. Zum Beispiel für Holz. Zangerl glaubt, dass das Verbot für Öl und Gas in einigen Ländern jetzt schon einen großen Einfluss auf den Holzpreis hat. „Die USA und China kaufen derzeit alles auf, was auf dem Markt ist. Das in Österreich geschlagene Holz ist ein regionales Produkt, das wegen der Lockdowns und der Kurzarbeit nur zum Teil regional abgesetzt werden kann und daher verstärkt ins Ausland verkauft wird. Wichtig ist jetzt vor allem, dass die Kurzarbeit beendet wird, um die sich nach oben drehende Preisspirale zu stoppen. Ich bin mir sicher, dass wir demnächst in einigen Bereichen Teuerungen erleben werden – berechtigt und unberechtigt!“ Mit den steigenden Kosten für Holz, Stahl etc. werden auch die Mieten und Grundstückspreise steil nach oben gehen. „Diese negative Entwicklung muss man rasch in den Griff bekommen“, fordert AK-Präsident Erwin Zangerl. Anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums ist nun das Buch „100 Jahre Kampf um Gerechtigkeit“ erschienen. Die RUNDSCHAU Telfs-Seefeld-Völs verlost fünf Exemplare. Einfach am Freitag, dem 25. Juni, um 10 Uhr die 05262 620 30 wählen, durchkommen und mit etwas Glück gewinnen. 
„Menschen brauchen Arbeit bei gutem Lohn!“<br />
Das neue AK-Buch. RS-Repro: Schnöll

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