Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Migration als Chance – denn wir sind eine Welt

21. Mai 2019 | von Nina Zacke
Migration als Chance – denn wir sind eine Welt
Bunte Vielfalt: Im Rahmen des Erasmusprojektes haben die Schüler Ahnenforschung betrieben. Die Wurzeln der Jugendlichen sind weiter verbreitet als angenommen. Die Zweisprachigkeit vieler Schüler unterstreicht dieses Ergebnis – zusätzlich zu Deutsch werden weitere 21 Sprachen gesprochen. RS-Foto: Hackl

Schüler feierten am Freitag im Telfer Rathaussaal ein Jahr im Zeichen der „Migration, Toleranz und Zivilcourage“


Das Erasmusprojekt zwischen Telfs und Triest fand vergangene Woche mit einer großen Abschlussfeier im Rathaussal seinen Höhepunkt und würdigen Abschluss. Ein ganzes Jahr haben sich die Schüler der 6B vom BORG Telfs und die 4G vom Liceo Petrarca Triest auf vielfältige Art und Weise mit „Migration als Ansporn für Toleranz und zivilcouragiertes Handeln“ beschäftigt.

Schilder, Bücher, ausladende Gesten und ein Wäschekorb waren Teil  von Lena Stockingers lebhafter Performance. Die Siegerin des Landesredewettbewerbs eröffnete mit ihrer preisegekrönten Rede „Stillreden“ die Veranstaltung. Direktor Alfred Kerber (BORG Telfs), Direktorin Adriana Sulli (Liceo Petrarca Triest) und Anton Lendl (Bildungsdirektion) übernahmen die Begrüßung der zahlreichen Gäste. Klaus Schuchter vertrat die Gemeinde, bei der sich Direktor Kerber für die finanzielle Hilfe und die eingebrachten Ideen bedankte. Adriana Sulli kam vor 25 Jahren erstmals nach Telfs: „Seither haben wir viele gemeinsame Projekte durchgeführt. Hier habe ich das Gefühl, unter Freunden zu sein.“ Die enge Zusammenarbeit der Jugendlichen hat die freundschaftliche Verbundenheit von Triest und Telfs weiter gestärkt.

ABWECHSLUNGSREICHE TEILPROJEKTE. Vorträge, Interviews, ein Sketch sowie musikalische Einlagen wurden von den zwei Schulen wechselweise präsentiert. Intensiv auseinandergesetzt haben sich die Schüler unter anderem mit der Telfer Migrationsgeschichte, slowenischen und serbischen Gemeinden in Triest, den eigenen Vorfahren und dem in Ägypten ermordeten Triester Giulio Regeni. Zivilcourage findet außerhalb der eigenen Komfortzone statt. Aber warum ist Zivilcourage wichtig? Dieser Frage gingen die Jugendlichen im Rahmen eines Theaterprojektes auf die Spur – mit dem Ergebnis, dass der Transfer vom Vorsatz in die Wirklichkeit die größte Herausforderung darstellt.

MITTEN INS HERZ. Emotionen weckten die bewegenden Lebensgeschichten von Migranten – erzählt von deren Kindern. Gemeinsam mit ihrer Enkeltochter hatte sich auch Margarethe Jakob auf der Bühne eingefunden und erinnerte sich an ihre Flucht aus Slowenien. Sie berichtete vom überwältigenden Gefühl der Freiheit. So sei ihre Mutter bei ihrer Ankunft in Kärnten bzw. beim Anblick der englischen Soldaten in Ohnmacht gefallen. Margarethe schließt mit den Worten: „Und seit 1955 bin ich Telferin“. Bewegend waren auch die Worte von Abraham Okojie. Ende Mai muss er das Land verlassen und seine Abschiebung hat überall großes Interesse hervorgerufen. Um ihm den Neustart etwas zu erleichtern, haben viele Schüler für ihn gespendet, wofür Andrea Burg-staller ihren Dank aussprach.

KlLANGVOLLER ABSCHLUSS. Die Schulband sorgte in gewohnter Manier für die musikalische Umrahmung. Performed wurde unter anderem ein eigens getexteter, komponierter und einstudierter Song. Die Veranstaltung klang imposant aus: Nachdem die Friedensglocke ertönt war, wurde noch gemeinsam das Lied „We are the World“ gesungen. Ein Aufruf – wenn man so will – um Migration als Chance zu sehen, denn wir sind die/eine Welt. Die eindringliche Botschaft – Anderssein als Chance zu sehen und Toleranz und Zivilcourage im Alltag zu leben – wird von den Jugendlichen in ihren zum Teil multikulturellen Klassen bereits erfolgreich gelebt.

Von Beatrice Hackl

Individuelle Berichte mitten aus dem Leben und mitten ins Herz: Besonders bewegend waren die persönlichen Erfahrungsberichte, die Kinder und Enkel von Migranten erzählten. Aktuell leben 92 Nationen in der Marktgemeinde Telfs. RS-Foto: Hackl


Die Schüler haben sich auch künstlerisch-kreativ mit der Thematik auseinandergesetzt. In Kooperation mit dem Tiroler Landestheater entstand ein Sketch, der beim Publikum sowohl Gelächter als auch Entsetzen auslöste. RS-Foto: Hackl


„Wir sitzen alle im selben Boot“, so Lena Stockinger – Siegerin des Landesredewettbewerbs – in ihrer preisgekrönten Performance „Stillreden“. RS-Foto: Hackl

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