Von Peter Bundschuh
Im Jahr 1983 vermurte der „Axamer Bach“ an die 50 Gebäude im Ort. Das Unglück hatte zahlreiche bauliche Verbesserungen und Regulierungen zur Folge. An der Geschiebesperre, deren Vorgängerin vor 38 Jahren nachgegeben hatte, war am Freitag die Presse zu einem Gespräch geladen, bei dem LH-Stv. Josef Geisler, Gemeindepräsident Ernst Schöpf, der Axamer Bürgermeister Christian Abenthung, Landesforstdirektor DI Josef Fuchs und DI Gebhard Walter von der „WLV“ das Projekt „Wildbachbetreuung 4.0“ vorstellten, mit dem das Naturgefahrenmanagement noch effizienter bewerkstelligt werden kann. Der Einsatz von digitalen Tools soll das hohe Schutzniveau an den Tiroler Wildbächen auch in Zukunft gewährleisten. Herzstück der „Wildbachbetreuung 4.0“ ist eine neue App. Mit deren Anwendung können die Waldaufseher der Gemeinden und die Wildbachbetreuer der WLV-Gebietsbauleitungen Abflusshindernisse im Bachbett, Schäden an den Bauten und Rutschungen direkt vor Ort dokumentieren und praktisch ohne zeitliche Verzögerung weiterleiten.
Praxisnahe und „Geländetauglich“. Rund 240 Waldaufseher der Gemeinden kontrollieren Wildbäche in einer Gesamtlänge von 2.700 Kilometern. Nach fachlicher Bewertung der gesammelten Daten durch die „Wildbach“-Fachleute beauftragen dann Gemeinden die notwendigen Maßnahmen. Mehr als 25.000 Bauwerke sorgen in unserem Land für den Schutz vor Wildbächen. Dass in Tirol allein im laufenden Jahr 29 Millionen Euro in den Schutz vor Wildbächen fließen, unterstreicht die Wichtigkeit, aber auch die hohen Aufwendungen dieser Schutzeinrichtungen. Auch die neue App ist alles andere als ein „Computerspiel“, sondern hat sich bereits als „geländetauglich erwiesen“. Die kooperierenden Stellen dazu: „Die neue App beschleunigt die Erfassung und liefert wesentlich präzisere Angaben, da die Orientierung im Gelände mittels GPS deutlich vereinfacht wird, und die App funktioniert auch offline. Sowohl Waldaufseher als auch Wildbachaufseher wurden bereits eingeschult und verwenden die App im Gelände.“ Die ersten Erfahrungen seien sehr positiv. Mehr als 800 Begehungen seien innerhalb des vergangenen Monats bereits mit der neuen App dokumentiert worden.
Zusammenarbeit als Erfolgsrezept. Ernst Schöpf, Präsident des Tiroler Gemeindeverbandes und Bürgermeister der Ötztaler Gemeinde Sölden, unterstreicht die Kooperation: „Der Schutz vor Naturgefahren ist eine der wichtigen Aufgaben der 279 Tiroler Gemeinden. Die Kommunen sind nicht nur für die Überwachung der Bauwerke zuständig, sondern laut Forstgesetz auch verpflichtet, die Wildbäche jährlich zu begehen und Abflusshindernisse zu beseitigen. Die enge Zusammenarbeit von Gemeinden, Wildbach- und Lawinenverbauung und Land Tirol war in den vergangenen Jahren sehr erfolgreich und hat maßgeblich zum Schutz vor Wildbächen beigetragen. Mit der neuen App wird die Arbeit unserer Waldaufseher deutlich erleichtert.“ Die Tiroler Idee zur digitalen Kontrolle von Wildbächen wird mit großer Wahrscheinlichkeit auch bundesweit zur Anwendung kommen.