Von Gebi G. Schnöll
Heuer wurden bereits 43 Nutztiere von einem Wolf bzw. Bären gerissen Dabei handelt es sich vorwiegend um Schafe, die sich vor der Almsaison auf sogenannten Heimweiden in unmittelbarer Nähe zu besiedelten Gebieten befanden. Sogar in der Nähe eines Kindergartens und einer Bushaltestelle, an der Schüler auf den Schulbus warteten, wurden im Frühjahr Wölfe gesichtet, die sich jetzt wohl in höhere Regionen zurückgezogen haben, um dort ihrem bestialischen Trieb freien Lauf zu lassen. „Die Bedrohung durch große Beutegreifer wirkt sich zunehmend auf die Almwirtschaft aus, insbesondere im Unterland, wo heuer viele Almen nicht mehr mit Schafen und Ziegen bestoßen werden“, schildert Stefan Brugger, der Obmann des Vereins „Weidezone Tirol“, der bereits weit mehr als 15.000 Mitglieder zählt. Die VP-Bauernvertreter verschanzten sich bisher in Sachen „Entnahme von Problem-Beutegreifern“ hinter Normen und EU-Richlinien, als endlich in „Mander s‘isch Zeit“-Manier nach vorne zu preschen und wirksame Methoden zur Bekämpfung des „Wolf- und Bärenproblems“ in die Gänge zu bringen. Kurz vor den vorgezogenen Landtagswahlen hat man sich jetzt bei der ÖVP offenbar doch noch besonnen und den Landwirten effiziente Unterstützung zugesichert.
Dringlichkeitsantrag. Um den Missstand brachliegender Almen, wie er sich nach hunderten Rissen von Nutztieren während der vergangenen zwei Almsommer bereits abzeichnet, zu beheben, haben die Tiroler Oppositionsparteien SPÖ, FPÖ, Liste Fritz und NEOS gemeinsam mit der „Weidezone Tirol“ einen Dringlichkeitsantrag an den Tiroler Landtag ausgearbeitet, um das Wolf- und Bärenmanagement in unserem Bundesland rechtlich abzusichern und praktikabel auszugestalten. Konkret wird von den vier Oppositionsparteien die Ausweisung von drei Schutzzonen gefordert: Und zwar eine Schutzzone, in der keinerlei Entnahme von Beutegreifern stattfindet, eine Bewertungszone, in der die Entnahme von einzelnen großen Beutegreifern nach vorheriger Bewertung möglich ist, sowie eine Jagdzone, innerhalb welcher Wölfe und Bären im Rahmen des Jagdgesetzes erlegt werden dürfen.
Kein Tirol ohne Almen. Für SPÖ-Landeschef Georg Dornauer ist klar, dass gegen das „Wolf- und Bärenproblem“ rasch etwas unternommen werden muss.„Wie in so vielen politischen Bereichen hat die Tiroler Landesregierung beim Wolfs- und Bärenmanagement zu lange weggeschaut und keine wirksamen Maßnahmen für die Tiroler Bauern zu Stande gebracht. Fakt ist: Auf der Basis der jetzigen rechtlichen Bestimmungen ist ein Nebeneinander von Almwirtschaft und großen Beutegreifern in Tirol nicht möglich. Wir als SPÖ sind nicht dazu bereit, unsere traditionelle Bewirtschaftung der Tiroler Almen aufzugeben. Insofern müssen wir dringend handeln”, so Dornauer. „Tirol ist ein schöner, aber begrenzter Lebensraum. Aufgabe der Politik ist es, die unterschiedlichen Interessen für die Nutzung unseres Landes auszugleichen – zwischen Natur, Landwirtschaft, Tourismus und den Menschen, die hier leben!“ FPÖ-Chef Markus Abwerzger kritisiert die „untätige“ Regierung: „Was derzeit passiert ist unzumutbar, denn die Tiroler Alm- und vor allem Schafbauern wissen nicht mehr weiter und die ÖVP lässt sich von den Grünen an der politischen Leine durch die Arena führen. Länder wie Schweden machen es vor, damit das Problem der Wölfe gelöst wird. Man muss halt auch mal den Mut haben und ein Verfahren vor dem Europäischen Gerichtshof riskieren. Die Gesundheit geht vor, der Wolf reißt ja schon direkt vor Schulen in Tirol. Was kommt als nächstes, und wer übernimmt die Verantwortung, wenn ein Mensch, ein Kind Opfer einer Wolfsattacke wird. Markus Sint verlangt eine gesetzeskonforme Entnahme von Problem-Beutegreifern: „Wir als Liste Fritz haben schon vor zwei Jahren eine ehrliche Debatte und eine Prüfung sämtlicher möglicher Maßnahmen ohne Tabus verlangt und im Landtag beantragt. Was geht rechtlich und was geht nicht? Was ist praktisch umsetzbar und was nicht? Die schwarz-grüne Platter-Regierung hat diese Prüfung verweigert und stattdessen eine unsinnige, komplizierte und nicht praktikable Vorgangsweise erfunden. Auch NEOS-Landtagsabgeordneter Andreas Leitgeb fand deutliche Worte: „In einem konfliktfreien Zusammenleben mit dem Wolf muss immer der Mensch im Mittelpunkt stehen, und der Schutz der heimischen Nutz- und Wildtiere darf dem Artenschutz nicht untergeordnet sein. Die Bewirtschaftung der Almen ist ein Garant dafür, dass Ökologie und Ökonomie zusammenwirken, um die Vielfalt im Alpenraum zu erhalten. Darüber hinaus sind unsere Berge und Almen unverzichtbar als Erholungsraum für unsere Bevölkerung und für den Tiroler Tourismus. Daher gilt es, die heimischen Landwirte zu unterstützen, um die Natur, den Erholungsraum und den Tourismus in der aktuellen Form zu bewahren!“
Bilder bestialisch gerissener Schafe und Ziegen wird es auch heuer wieder geben. Voriges Jahr lag die Zahl der getöteten und vermissten Tiere bei 619, heuer sind es bereits 43 Schafe, die von einem Wolf bzw. einem Bären gerissen wurden. Foto: privat