Von Gebi G. Schnöll
Es stößt dem Landesjägermeister ziemlich sauer auf, wenn er sich an das Frühjahr 2020 erinnert. Nicht wegen Corona, sondern wegen der Bundesregierung, die eine Bejagung von fast 700 Birkhahnen (Spielhahnen) in Tirol unmöglich machte. „Für sechs Wochen wurden von der Bundesregierung die behördlichen Bescheide, mit denen die Jäger zur Birkhahnbejagung berechtigt waren, ausgesetzt, mit 13. Juni erlangten die Bescheide ihre Rechtskraft zurück. Das war aber viel zu spät, weil die Schusszeit bereits verstrichen war. Genau 692 bewilligte Birkhahnen konnten dadurch nicht mehr bejagt werden“, ärgert sich Landesjägermeister Anton Larcher. Ein Jäger, der ohne den rechtskräftigen Bescheid einen Spielhahn erlegte, wurde offenbar mit einer Strafe in Höhe von 500 Euro belegt, das Landesverwaltungsgericht setzte nach einem Einspruch diese Strafe allerdings wieder aus. Larcher hat damals auch alle im Tiroler Landtag vertretenen Parteien darauf gedrängt, dass das Land Tirol per Verordnung eine Bejagung von Rauhfußhühnern ermöglichen solle, auf offene Ohren ist er offensichtlich nicht gestoßen.raumplanung für wild, pflanze und mensch. Die Jägerschaft ist im vergangenen Jahr auch bei der Bejagung der Wildtiere an ihre Grenzen gestoßen. „Im Wald ist es während der Shutdowns plötzlich zugegangen, wie auf einem Christkindlmarkt. Leider setzt sich dieser Zustand bis zum heutigen Tag fort. Vor allem die Tourengeher und Schneeschuhwanderer dringen jetzt in Gebiete vor, in die sich das Wild zurückgezogen hat, und in der warmen Jahreszeit sind es Mountainbiker und oft auch Motocrosser, die querfeldein unterwegs sind und das Wild stören. Die Natur wird immer öfter als Spielwiese genutzt, schön langsam muss man sich eine Raumplanung überlegen. Es wird wohl nicht mehr lange dauern, bis im ganzen Land eigene Zonen für Wildtiere, Pflanzen und den Mensch ausgewiesen werden müssen“, prophezeit der Landesjägermeister.
Problem Wolf. Der Sommer 2020 bot dem Wolf eine reichlich gedeckte Tafel. Zehn genetisch nachgewiesene Wölfe aus drei Ursprungspopulationen waren quer durchs Land in den höher gelegenen Regionen unterwegs. 162 Nutztiere, großteils Schafe, wurden von den Beutegreifern gerissen und mussten einen qualvollen Tod sterben, 118 Nutztiere werden seit dem letzten Almsommer immer noch vermisst. 50.000 Euro hat der Tiroler Jägerverband allein den betroffenen Landwirten an Schadenersatz bezahlt. „Der Wolf ist und bleibt wohl ein Dauerbrenner. Das vom Land Tirol ins Leben gerufene Projekt, Problemwölfe mit Peilsendern zu versehen, ist kläglich gescheitert. Österreich wird derzeit von 35 Wölfen durchstreift und die Evolutionsrate liegt bei 35 Prozent. Das heißt, dass in drei Jahren bereits 70 Wölfe unterwegs sein werden. Durch diese Zunahme werden auch die Zwischenfälle im selben Außmaß steigen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass es in zehn Jahren zum ersten Angriff auf einen Menschen kommt. In Polen gab es einen solchen bereits, als ein Friedhofswärter von einem Wolf angefallen und schwer verletzt wurde. Ich befürchte, dass sich die Wolfspopulation in ein paar Jahren auch auf den Wald auswirkt. Das Wild wird vermehrt Schutz vor dem Wolf im Dickicht suchen und die Wildschäden im Wald werden damit dramatisch zunehmen“, so Larcher.
Rehkitzrettung. Äußerst gut bewährt hat sich das 2020 gestartete Projekt „Rehkitzrettung mit der Drohne“. Im Frühjahr, wenn die Rehe in den Wiesen ihre Kitze setzen, ist die Gefahr groß, dass die kleinen „Bambis“ von einer Mähmaschine schwer verletzt oder gar getötet werden. „25.000 Rehkitze kommen jedes Jahr in Österreich ums Leben. 17 Drohnenpiloten waren vergangenes Frühjahr in Tirol unterwegs und haben 87 Einsätze geflogen. Wiesen mit einer Gesamtfläche von 625 Hektar Fläche wurden nach Rehkitzen abgesucht, 102 Rehkitze konnten rechtzeitig entdeckt und gerettet werden“, berichtet TJV-Wildbiologin Martina Just, die selbst Drohnenpilotin ist. Infos unter: www.rehkitzrettung.at
Landesjägermeister Anton Larcher fordert mehr Rücksicht auf das Wild, das immer weiter zurückgedrängt wird. RS-Foto: Schnöll
Martina Just, Wildbiologin beim Tiroler Jägerverband, sucht mit einer Drohne in Untermieming eine Wiese nach Rehkitzen ab. Foto: Tiroler Jägerverband
Sind die Kitze im hohen Gras ausgemacht, werden sie von Jägern in Sicherheit gebracht. Foto: Tiroler Jägerverband