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Seefeld beschließt 14 Jablonka-Ausstellungen

Gemeinderat will mit „Modern Art“ dem alten Feuerwehrhaus Leben einhauchen und neue Gästeschichten anlocken

Kunsthändler, Galerist und Kurator Rafael Jablonka und seine Gattin Theres haben sich ins Seefelder Plateau verliebt. In Mösern errichteten sie 2012 das „Ferienhaus T.“ von Thomas Schütte. Nunmehr beschlossen sie einen Teil ihrer Kunstsammlung, den sie in der Albertina in Wien zeigen, auch in der „alten Seefelder Feuerwehrhalle“ zu präsentieren. Sie selbst übernehmen für sieben Jahre den Transport der Kunstwerke und deren Versicherung. Jablonka agiert ehrenamtlich als Kurator für mindestens 14 Ausstellungen. Die Gemeinde gestaltet nach Plänen von Architekt Alexander Meissl den Ausstellungsraum und stellt diesen um einen symbolischen Pachtzins zur Verfügung.
22. März 2021 | von Bernhard Rangger
Seefeld beschließt 14 Jablonka-Ausstellungen<br />
Bürgermeister Werner Frießer und Rafael Jablonka vor dem alten Feuerwehrhaus beim Kreisverkehr in Seefeld. Foto: Andergassen
Von Bernhard Rangger

Für diese Regelung brauchte der Seefelder Gemeinderat insgesamt drei Sitzungen: Anfänglich berichtete Kulturausschussobfrau Erna Andergassen und Bgm. Frießer über das Vorhaben. Bei der zweiten Sitzung wurde ein Grundsatzbeschluss gefasst und der Finanzierungrahmen von rund 11.000 Euro festgelegt. Vergangene Woche war dann schließlich auch das Galeristenehepaar anwesend, als es um den siebenjährigen Pachtvetrag ging. Bgm. Werner Frießer berichtete, dass Jablonka in den sieben Jahren 14 Ausstellungen mit millionenschweren Werken aus seiner Sammlung präsentieren werde. Dafür müsse die Gemeinde die Materialkosten für die Abtrennung des Raumes, eine neue Verglasung der Türen, die Heizung und die Beleuchtung tragen. Das Land Tirol werde für die Umsetzung des vom Büro Meissl kostenlos ausgearbeiteten Plans 30.000 Euro zur Verfügung stellen. Der TVB Olympiaregion habe 6.400 Euro jährlich zugesagt, mit denen er den Gästen Ausstellungbesuche ermöglichen werde. Auch die Kunstuniversität Innsbruck möchte eingebunden werden. Die erste Ausstellung mit Werken von Philip Taaffe ist für 25. Juni geplant. Am nächsten Tag findet das Cultour-Programm von Elisabeth Gürtler im Astoria statt. Zu diesen Veranstaltungen reist auch Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder an und hält bei der Ausstellung in der alten Feuerwehrhalle die Eröffnungsrede.

Rasche Umsetzung. Bis zu diesem Zeitpunkt müssen also die Adaptierungsarbeiten abgeschlossen werden. Auch am Dach gibt es Schäden, die zu beheben sind. GR Sepp Kneisl begrüßte das alles, wollte aber nicht verstehen, warum Bgm. Frießer nicht gleich den wahren Finanzierungsumfang von mehr als 30.000 Euro bekannt gegeben habe: „Obwohl ich dich darauf aufmerksam gemacht habe, dass man um 11.000 Euro keine Beleuchtung, Heizung und Klimatisierung machen kann, hast du über diesen Betrag abstimmen lassen!“ Andergassen stellte allerdings klar, dass es sich immer nur um die Materialkosten gehandelt habe: „Der Bauhof führt die Arbeiten aus. Ich habe beim Land die erforderliche Projektbeschreibung mit den Angeboten eingereicht, weil wir natürlich alle Förderungen ausreizen wollten und das Land hat auch 30.000 Euro zugesagt!“ Jablonka, der den Gemeinderäten die Ausstellungräume in der Albertina präsentierte und zeigte, was bei den ersten drei Ausstellungen in Seefeld zu sehen sein wird, ergänzte: „Die bestehende Halle ist sehr reizvoll, der alte Klinkerboden und die Tore müssen unbedingt erhalten werden. Für die Kunstwerke braucht es auch nicht zwingend eine Klimaanlage. Bei kleineren Kunstvereinen ist das ganz normal, dass für die Ausstellungsdauer nur normal geheizt wird.“

Alte Feuerwehrhalle soll erhalten bleiben. GR Theres Schmid sprach sich gegen eine siebenjährige Bindung an Jablonkas Kunst aus: „Ich stelle mir vor, dass der neue Gemeinderat aus der Feuerwehrhalle ein Vereinshaus mit Ausstellungräumlichkeiten und Bühne macht. Wir sollten uns also nicht so lange binden!“ Dem entgegnete GR Kneisl: „Ich bin froh, wenn das Gebäude sieben Jahre so genutzt wird. Es gibt weder Geld noch ein Konzept!“ GR Albert Bloch: „Die Chancen, die durch die Ausstellungen entstehen, sind bei weitem größer als die Bindung von sieben Jahren!“ Jablonka: „Das Programm wird bei vielen auf Unverständnis stoßen. Es gibt aber auch auswärtiges Publikum, das für diese moderne Kunst sehr großes Interesse zeigt und dafür gerne auch mal ein paar Tage Urlaub in Seefeld verbringt. Im Übrigen habe ich mit einigen Künstlern gesprochen, ob sie das überhaupt wollen, Kunst am Land zu präsentieren. Sie waren alle von der Idee begeistert!“ Überprüfungsausschussobmann Alexander Schmid
setzte sich schließlich für eine Ergänzung im Pachtvertrag ein, der eine Regelung für unvorhergesehene Elementarschäden beinhaltet: „Ein Mietvertrag ist ein starkes Instrument. Wenn also das Haus mit Wasser überflutet oder das Dach abgetragen wird, braucht es eine Regelung, wie man vorzugehen hat!“ Mit 14 Pro-Stimmen und einer Enthaltung wurde dieser Zusatzpassus in den Vertrag aufgenommen.
 
Seefeld beschließt 14 Jablonka-Ausstellungen<br />
So sieht der Plan von Architekt Alexander Meissl für den neuen Ausstellungsraum im ehemaligen Seefelder Feuerwehrhaus aus. Plan: Meissl Architects

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