Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Selbstbestimmt wohnen und leben

Lebenshilfe unterstützt die „schneidige“, tierliebende und sportliche Telferin Marianne Larl beim eigenständigen Leben

Zu zweit ist man weniger allein. Der Ansicht ist auch Marianne Larl. Sie ist eine Klientin der Lebenshilfe und lebt mit einer weiteren Klientin in einer eigenen Wohnung in Telfs. Die beiden Frauen wollen wohnen wie andere auch – mitten im Leben – und sie meistern diese Herausforderung seit Jahren gemeinsam. Larl und ihre Mitbewohnerin verfügen über unterschiedliche Stärken, wodurch sie sich nun ergänzen und einander unterstützen können. Mit der RUNDSCHAU hat sich die kontaktfreudige und sportliche Telferin getroffen, um Einblicke in ihre Wohngemeinschaft bzw. in ihre Leben zu gewähren.
30. Jänner 2023 | von Beatrice Hackl
Selbstbestimmt wohnen und leben
Seit dem Tod ihrer Katze „Johnny“ ist der Stoffaffe „Bobo“ Marianne Larls treuer Begleiter. Er wurde ihr einst zum Geburtstag geschenkt. RS-Foto: Hackl
Die Lebenshilfe ist Wegbegleiterin von Menschen mit Behinderungen bei einem barrierefreien, selbstbestimmten und erfüllten Leben. Sie begleitet Menschen unabhängig von ihrem Unterstützungsbedarf im Alltag und in der Freizeit. Seit Jahren zählt Marianne Larl zu den Klienten der Lebenshilfe. Sie wollte unbedingt selbständig und individuell wohnen und hat sich dieser Herausforderung erfolgreich gestellt. Larl war eine der ersten im Bezirk, die in eine eigene Wohnung zog und hierfür eine mobile Begleitung in Anspruch nimmt. Durch die individuelle Betreuung können die Assistenten zielgerichtet auf die jeweiligen Bedürfnisse der einzelnen Klienten eingehen und zugleich deren Stärken fördern.  Bei dem Besuch der RUNDSCHAU ist neben Larls Assistentin auch LA Sonja Föger-Kalchschmied (SPÖ) anwesend. Die Telferin Föger-Kalchschmied hat früher direkt mit Larl zusammengearbeitet und agiert heute als Betriebsrätin der Lebenshilfe.

Zwei Frauen, die einander ergänzen. „Marianne und ihre Mitbewohnerin sind zwei sehr beeindruckende Frauen, die einander eine große Stütze sind. Sie sind aufeinander eingespielt und können sich auf den jeweils anderen verlassen. Marianne tut sich etwas schwerer in den Bereichen Schreiben und Rechnen, hat aber keinerlei Berührungsängste. Sie ist gut darin auf Menschen zuzugehen, weshalb ihre Mitbewohnerin beispielweise die Einkaufsliste schreibt und Marianne in den Lebensmittelladen geht. Dort scheut sie nicht davor zurück, das Personal um Hilfe zu bitten. Ihre Mitbewohnerin ist etwas ängstlicher. Marianne ist die ‚Schneidige‘. Auf diese Art und Weise können beide ihre Stärken einbringen und sich dadurch gegenseitig unterstützen.“, verdeutlicht Föger-Kalchschmied ihre Bewunderung für die beiden Frauen. „In puncto Inklusion gibt es noch Luft nach oben. Ich würde mir noch mehr Aufgeschlossenheit der Gesellschaft wünschen. Die meisten Menschen mit Behinderung haben noch immer Probleme, Freundschaften außerhalb des engen Kreises zu finden. Marianne sticht hier erfreulicherweise hervor. Sie ist ein unglaublich sozialer Mensch und sehr gut integriert. Auch in der ‚Herz-Jesu-Notkirche‘ bei der Siedlung ‚Am Fuchsbühel‘ ist Marianne bestens integriert. Längere Unterhaltungen bei Kaffee und Kuchen sind hier keine Seltenheit. Außerdem managt sie generell viel alleine. So hat sie sich beispielsweise bei einem Nachbarn einmal einen Rasenmäher ausgeliehen.“

Sportliche Leistungen. Sport zählt zu Mariannes Lieblingsbeschäftigungen. Egal ob Wandern, Reiten, Rad fahren, Schwimmen oder Langlaufen – die Telferin hat sich schon immer gerne bewegt. „Insbesondere im Langlauf hat Marianne im Laufe der Jahre an zahlreichen Wettbewerben teilgenommen. Und das auch sehr erfolgreich. Sie stand oft auf dem Treppchen und hat dementsprechend auch eine stolze Sammlung an Medaillen und Pokalen.

Ein großes Herz für Tiere. Das Herz der 63-jährigen Marianne schlägt aber nicht nur für den Sport, sondern auch für Tiere. Sie hat sich sehnlichst eine Katze gewünscht und somit den rothaarigen Kater „Johnny “ aus dem Tierheim bei sich aufgenommen und ihm ein neues, liebevolles Zuhause gegeben. „Ich habe meinen Johnny geliebt“, berichtet Marianne. Leider ist die Katze verstorben, seither ist der Stoffaffe „Bobo“ an Mariannes Seite. „Johnny wurde von Marianne vergöttert, und sie hat sich hervorragend um ihn gekümmert. Am Anfang hatte Marianne eine Katzenklappe ohne Chip, und ich kann mich erinnern, dass immer wieder Nachbarskatzen in Mariannes Wohnung zu finden waren. Unter den Tieren hat sich anscheinend herumgesprochen, dass es dort gutes Fressen gibt und man zudem noch Streicheleinheiten erhält“, erinnert sich Föger-Kalchschmied. Noch immer schauen Samtpfoten aus der Umgebung bei Marianne vorbei und warten auf ihrer Terrasse in der Hoffnung auf Streicheleinheiten. Dass sie ein Händchen für Tiere hat, wissen offenbar auch ihre Nachbaren, weshalb sie Marianne darum gebeten haben ihr Haustier zu versorgen, während sie auf Urlaub sind. Das zeugt von einem vertrauensvollem Miteinander und ist zugleich ein tierisch gutes Beispiel für gelebte Inklusion.

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