Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Telferin auf PS-starken Berufspfaden

Die eifrige Karosseriebautechnikerin Laura Larcher nahm als einziges Mädchen an den Staatsmeisterschaften teil

In den Berufsgruppen Karosseriebautechnik und Fahrzeugtechnik haben weibliche Fachkräfte wohl noch immer Seltenheitswert. Die gebürtige Telferin Laura Larcher hat sich mit ihrer Lehre zur Karosseriebautechnikerin einen Herzenswunsch erfüllt. Kürzlich reiste sie mit ihrem Chef Andreas Köfler und ihren Eltern Kornelia und Martin Larcher nach Wien, um dort an den Staatsmeisterschaften teilzunehmen. Dort konnte sie sich gegen viele ihrer männlichen Kollegen behaupten und sich den vierten Platz sichern. Nach dieser Bestätigung ihrer Fähigkeiten steht eigentlich nichts mehr zwischen ihr und der Gesellenprüfung im kommenden Frühjahr.
4. Oktober 2021 | von Beatrice Hackl
Telferin auf PS-starken Berufspfaden<br />
Die 18-jährige Laura Larcher wusste schon immer, was sie will, und dieser Ehrgeiz machte sie zu Österreichs bestem Lehrmädchen im Bereich Karosseriebautechniker. RS-Fotos: Hackl
Von Beatrice Hackl

„Für mich war schon lange klar, dass ich den Beruf der Karosseriebautechnikerin ergreifen möchte. Bereits in der Hauptschule und im Poly habe ich einige Praktika absolviert – alle in diesem Bereich, da ich genau wusste, was ich wollte. Und eines dieser Praktika führte mich hierher, in den Betrieb von Andreas Köfler,“ erinnert sich die junge ambitionierte Telferin. „Hier in diesem Betrieb hat man mich bereits beim Schnuppern gut aufgenommen. Mir wurden Dinge erklärt, und ich durfte auch nach Möglichkeit mitanpacken. Das war leider nicht überall so. Nach diesen Erlebnissen war für mich klar, dass ich meine Lehre gerne in diesem Betrieb absolvieren möchte. Eine Entscheidung, die ich bis zum heutigen Tag nie bereut habe.“ Selbiges berichtet auch Köfler: „Bereits beim Schnuppern ließ sich ihr Potenzial erkennen und das muss man einfach fördern.“

Larcher geht ihren eigenen Weg. Eigenen Angaben zufolge sei sie schon immer ihren eigenen Weg gegangen und lasse sich von anderen nicht verunsichern. „Mädel, kannst du das überhaupt?“, sei ein Satz den sie bereits des Öfteren gehört habe, und auch würden manche Menschen immer wieder die Augen verdrehen. Davon lässt sich Larcher aber nicht beirren, und hier im Betrieb habe es Derartiges sowieso nie gegeben. Im Gegenteil: Arbeitskollege Marco Waldhart zeigt sich von der jungen Karosseriebautechnikerin begeistert und ist voll des Lobes: „Ich habe früher in Innsbruck gearbeitet und da haben wir drei Mädchen ausgebildet. Laura ist weitaus die Beste. Von ihr können sich viele Lehrbuben eine Scheibe abschneiden. Das, was sie leistet und kann, muss ihr erst einmal einer nachmachen.“ Larcher tritt im beruflichen Umfeld für gewöhnlich zwar eher ruhig und zurückhaltend auf, kann sich aber gegebenenfalls auch behaupten. „Für meine Eltern war es nie ein Problem, dass ich in einer Männerdomäne arbeiten möchte. Sicher ist es nicht immer leicht, aber meine Eltern wussten, dass ich mich durchsetzen kann. Papa hat diese Entscheidung sogar ziemlich gefeiert“, berichtet Larcher schmunzelnd. In der Berufsschule sei sie das einzige Mädchen: „Das macht mir aber nichts aus. Der Großteil meiner Freunde ist auch männlich. Ich muss allerdings zugeben, dass ich in der Schule eigentlich immer etwas mehr leisten muss als der Rest. Ich bin nun einmal ‚das Mädchen‘ und muss erst recht beweisen was ich kann.“ Und Larcher kann viel, sie ist Klassenbeste und hat nur Einser. „Ich kann nur so gut sein wie meine Lehrer in der Schule bzw. wie die Gesellen in der Werkstatt, denn sie bringen mir alles bei“, zeigt sich Larcher bescheiden.

Vierter Platz und Achterbahnvergnügen. Bei den Staatsmeisterschaften in Wien durften jeweils zwei Lehrlinge aus jedem Bundesland antreten. Die Jury galt es in unterschiedlichen Bereichen zu überzeugen: Sowohl Kunststoff- als auch Metallreparaturen sowie Lackierarbeiten standen auf dem Prüfstand. Larcher war auch hier das einzige Mädchen unter all den Teilnehmern. „Es war alles recht stressig. Aufgrund vom großen Zeitdruck hätte ich fast die Nerven weckgeschmissen“, erinnert sich die Karosseriebautechnikerin, die aus der Bundeshauptstadt mit dem vierten Platz in der Tasche sowie mit einer Urkunde und einem Lerngutschein heimkehrte. Dieser Preis erschien dem stolzen Chef nicht ausreichend. In Wien habe sich im Prater herausgestellt, dass das Lehrmädchen und ihren Vater unter anderem eine extreme Begeisterung für Achterbahnen verbindet. Chef Andreas Köfler hat den beiden daraufhin zwei Tage voller Achterbahnspaß im Europapark geschenkt. Ein schwungvolles Vergnügen, das es noch einzulösen gilt.
 
Telferin auf PS-starken Berufspfaden<br />
Larcher ist der erste weibliche Lehrling, den die „Günter Köfler GmbH“ ausbildet.
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Freudestrahlend und voller Stolz bei den Staatsmeisterschaften: Chef Andreas Köfler, Lehrling Laura mit ihren Eltern Kornelia und Martin Larcher. Foto: privat

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