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„Tirol“ landet immer öfter auf dem Gastroteller

228 Betriebe nehmen am „Ich sag, wo’s herkommt“ teil und kennzeichnen freiwillig die Herkunft ihrer Produkte

Die Regionalität wirkt sich nicht nur auf die Qualität, sondern auch auf das Tierwohl, die Umwelt und die Wirtschaft aus, sind sich die Projektpartner – die Tiroler Wirtschaft und die Landwirtschaft unter Federführung der Agrarmarketing Tirol – einig. Erstmals präsentiert wurde die Initiative zur freiwilligen Herkunftskennzeichnung in der Gastronomie „Ich sag, wo’s herkommt“ im November 2020. Eine positive Zwischenbilanz konnte vergangenen Mittwoch im Gerhardhof in Wildermieming gezogen werden.
25. April 2022 | von Beatrice Hackl
„Tirol“ landet immer öfter auf dem Gastroteller
Bei der Verkostung der regionalen Produkte in der Küche des Gerhardhofs (v.l.): Agrarmarketing Tirol GF Matthias Pöschl, WK-Präsident Christoph Walser, LH-Stv. Josef Geisler und LK-Präsident Josef Hechenberger. RS-Fotos: Hackl
Von Beatrice Hackl

Im Gerhardhof wird im Rahmen der Kampagne „Ich sag, wo’s herkommt“ die Herkunft der Produktgruppen Fleisch, Eier, Milch und Milchprodukte, Erdäpfel, Gemüse, Obst, Wild und Fisch freiwillig gekennzeichnet. 227 weitere teilnehmende Betriebe haben sich bislang für diesen Weg hin zu mehr Transparenz und Regionalität entschieden. Die Initiative ist in den ersten eineinhalb Jahren trotz Lockdowns gut angelaufen. „Jetzt müssen wir die Bestellvorgänge noch weiter vereinfachen und für eine noch effizientere Logistik sorgen. Angehen müssen wir das Ganze weiterhin gemeinsam, denn regionale Wertschöpfung bietet einen Mehrwert für alle. Dadurch wird Qualität erzielt und zudem werden Arbeitsplätze in der Region gesichert. Erfolg“, berichtet LH-Stv. Josef Geisler. „Die letzten 2,5 Corona-Jahre haben gezeigt, wie wichtig Regionalität ist. Durch die Qualität können wir uns von anderen Tourismusregionen abheben. Regionalität und Qualität werden von Gästen geschätzt. Die an dem Projekt teilnehmenden Betriebe haben die Initiative als Chance erkannt und dass sie durch die höhere Qualität die nächste Stufe erreichen“, betont WK-Präsident Christoph Walser. „Künftig wollen wir die Zahl der Betriebe natürlich noch weiter steigern. In diesem Sinne sind alle interessierten Betriebe dazu aufgerufen sich zu melden und sich auf der Homepage – www.dakommtsher.at – zu informieren und anzumelden“, betont Matthias Pöschl, der GF vom „Agrarmarketing Tirol“.

Tourismus und Landwirtschaft wieder zusammenführen. „Die Entstehung des Tourismus fußt eigentlich stark auf der Landwirtschaft. Aber in den letzten Jahren haben sich beide Branchen auseinanderentwickelt – jetzt führen wir sie wieder zusammen. Die Zwischenbilanz ist eine positive, nichtsdestotrotz haben wir noch Luft nach oben. Der Gast aus dem In- und Ausland erwartet sich Lebensmittel aus Tirol. Wir haben unserseits eine Bringschuld gegenüber dem Gast“, ist LK-Präsident Josef Hechenberger überzeugt. „Nicht nur in Anbetracht des Klimawandels ist es eine Schande, dass wir lebende Kälber exportieren und gleichzeitig Kalbfleisch importieren. Wir müssen entsprechend gegensteuern. Das Ziel muss sein, dass die, von Bauern, in der Region produzierten Lebensmittel in regionalen Hotels und Restaurants verkocht und veredelt werden. Das ist gut für das Tierwohl, die Umwelt und stärkt zudem die Wirtschaft“, hält Hechenberger fest. „Schon klar, Top-Hotels und Top-Restaurants bieten auch eine Top-Qualität. Wir wissen, dass das Problem im täglichen Gebrauch – mitunter bei Mittagsmenüs um 6,40 Euro – liegt. Die Frage ist, wie gehen wir künftig damit um“, unterstreicht WK-Präsident Walser. Die Verantwortlichen sind sich aber einig, dass sich Qualität am Ende des Tages durchsetzen wird.

85 Prozent aus der nahen Region. „Dass unsere Preise etwas höher sind, ist für die Gäste aufgrund der Qualität okay. Aktuell stammen 85 Prozent unserer Produkte aus der nahen Region – Mieming, Haiming, Silz. Wir haben eigene Lämmer, Schafe und Hühner. In Zukunft wollen wir auch eigene Rinder züchten. Gekocht wird saisonal, folglich steht Spargel bei uns jetzt auf der Speisekarte, während man ihn im Herbst vergeblich suchen wird. Manchen Gästen muss man das erst erklären. Auch dass regionales Biofleisch farblich etwas vom gewohnten Bild abweichen kann, irritiert den ein oder anderen Gast. Schade ist, dass wir bei manchen Produkten in der nahen Region noch nicht die Menge einkaufen können, die wir brauchen, da sie einfach noch nicht vorhanden ist. Dann weiten wir unseren Radius aus und kaufen beispielsweise im Unterland ein“, berichtet GF Peter Bußjäger. „In puncto Gast müsssen wir Gastronomen uns selbst bei der Nase nehmen. Denn, wenn man so will, haben wir den Gast jahrelang falsch erzogen. Wir haben Gästen das ganze Jahr über alles geboten. Jetzt müssen wir den Menschen Saisonalität erst wieder bei- und näherbringen“, ist GF Tobias Hafele überzeugt.
 
„Tirol“ landet immer öfter auf dem Gastroteller
Der aus Sautens stammende Küchenchef Gregor Grex bekocht am Wochenende täglich rund 300 Personen.

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