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Tiroler Jäger bei Rehabschüssen im Verzug

Landesjägermeister Larcher kündigt eine Ursachenforschung mit Partnern und Experten an

Das Bundesland Tirol umfasst 1.247 Jagdgebiete in denen hervorragendes Weidwerk betrieben wird. Das spiegelt sich auch in der vorläufigen Jagdstatistik wider, die kürzlich vom Land Tirol und dem Tiroler Jägerverband veröffentlicht wurde. „Die Tiroler Jägerschaft ist um die Erfüllung der gemeinsam auf Basis objektiver Kriterien festgelegten Abschussvorgaben bemüht. Damit leisten die Jäger einen wesentlichen Beitrag zur Gesundheit von Wild, Wald und Mensch“, lobt LH-Stv. Josef Geisler die Jägerschaft. Sorge bereitet das Rehwild, bei dem bei der Abschusserfüllung der niedrigste Wert seit 30 Jahren verzeichnet wurde. Auch im Jagdbezirk Innsbruck-Land ist die Situation beim Rehwild bedenklich.
31. Jänner 2022 | von Gebi G. Schnöll
Tiroler Jäger bei Rehabschüssen im Verzug
LH-Stv. Josef Geisler (L.) und Landesjägermeister Anton Larcher loben die Tiroler Jägerschaft, die hervorragendes Weidwerk betreibt. Foto: Land Tirol/Archiv
Von Gebi G. Schnöll

Beim Rotwild liegt die Gesamterfüllung (Abschüsse und Fallwild) über das Land gesehen bei 90 Prozent. Das entspricht einer Steigerung gegenüber dem vorherigen Jagdjahr um fünf Prozent. Das zeigt die vorläufige Jagdstatistik für das Jagdjahr 2021/2022. Aufgrund von Verlängerungen der Schusszeiten in einzelnen Gebieten können sich diese Zahlen noch geringfügig ändern. Anders sieht die Situation beim Rehwild aus, bei welchem der Gesamtabschuss den niedrigsten Wert seit über 30 Jahren erreicht hat. Landesweit gesehen, lag das Abschussplansoll beim Rehwild bei 19.113 Stück. Tatsächlich erlegt wurden 13.141 Stück (68,8 Prozent). Inklusive dem Fallwild (3.431 Stück) wurde ein Gesamtabgang von 16.572 Stück (86,7 Prozent) erreicht. Landesjägermeister Anton Larcher zeigt sich besorgt: „Viele Jäger melden uns einen spürbaren Rückgang des Rehwildbestandes in ihrem Revier. Die landesweiten Bestands- und Abgangszahlen sind seit vier Jahren stetig rückläufig. Gemeinsam mit Fachleuten und Partnern wollen wir der Ursache dieser Entwicklung nun genauer auf den Grund gehen!“

TBC-Seuchenbekämpfung bleibt weiterhin großes Thema. „Ziel der Abschussvorgaben ist ein dem Lebensraum angepasster Wildstand zur Gewährleistung der Schutzfunktion des Waldes und auch der Seuchenbekämpfung. Damit wir dieses Ziel erreichen, haben wir da und dort noch weiteren Handlungsbedarf“, führt LH-Stv. Geisler aus. Dies betreffe insbesondere auch die TBC-Seuchenbekämpfung im Lechtal. In den Jagdrevieren im TBC-Bekämpfungsgebiet im obersten Lechtal wurden 116 von 165 zum Abschuss vorgeschriebene Stück Rotwild auch tatsächlich erlegt. Sieht man von einem Ausreißer nach unten ab, liegt die Erfüllungsquote in den restlichen Revieren des Bekämpfungsgebiets im Durchschnitt bei rund 84 Prozent bzw. 90 Prozent inklusive Fallwild. Bei den jährlich im Herbst durchgeführten Untersuchungen des Rinderbestandes im Lechtal wurde 2021 erstmals nach vier Jahren wieder ein Fall von Rinder-Tuberkulose nachgewiesen. Die Ansteckung dürfte im Zuge der Alpung erfolgt sein. Tbc ist vom Rotwild auf Rinder und in weiterer Folge auch auf Menschen übertragbar. Im vergangenen Jahr wurden 130 Stück Rotwild zur Untersuchung auf den TBC-Erreger „Mycobacterium caprae“ vorgelegt. Ein Großteil der Laborergebnisse ist jedoch noch ausständig, weshalb derzeit keine belastbare Aussage zur Positivitätsrate gemacht werden kann.

Das Wild braucht dringend Ruhezonen. Verständnis hat LH-Stv. Josef Geisler für die Forderung der Jägerschaft nach mehr Ruhe für das Wild: „Im Rahmen des Programms ‚Bergwelt Tirol – miteinander erleben‘ haben wir bereits in zwölf Tiroler Skitourenregionen freiwillige Schutzzonen vereinbart. Im heurigen Winter stehen somit 190 in lokalen Arbeitskreisen vereinbarte freiwillige Schutzzonen für Birk- und Auerhuhn, Gams und Steinbock, Rotwild sowie den Schutzwald mit einer Gesamtfläche von knapp 11.500 Hektar zur Verfügung.“ Zusätzlich gibt es in Tirol 46 behördlich verordnete Wildruhezonen im Nahbereich von Wildfütterungen mit einer Gesamtfläche von rund 5.150 Hektar. Skitourengeher und Wintersportler werden dringend ersucht, diese Schutzzonen für verschiedene Wildtierarten, aber auch für den Schutzwald zu respektieren und ihren Sport naturverträglich auszuüben.

Wildökologisches Gesamtkonzept. Bis Ende dieses Jahres soll auch der erste Teil eines wildökologischen Gesamtkonzepts vorliegen, in dem die Wildstände evaluiert und deren Lebensräume kartiert werden. „Die Ergebnisse dieser Erhebung werden die Basis für weitere Maßnahmen wie Fütterungs- und Bejagungskonzepte, Lenkungsmaßnahmen oder auch der Ausweisung von Wildruhezonen sein“, erläutert LH-Stv. Geisler.

Sorge wegen Beutegreifern. Sorge bereiten der Jägerschaft die großen Beutegreifer. In einem Damwildgehege im Gemeindegebiet von Navis (Bezirk Innsbruck-Land) wurden Mitte Jänner in Summe vier Tiere, davon zwei Jungtiere, tot aufgefunden. Bei der genetischen Untersuchung wurde nun die DNA eines Goldschakals nachgewiesen. Um dieses Ergebnis abzusichern und zu klären, ob möglicherweise noch ein anderes Raubtier beteiligt gewesen sein könnte, werden weitere Proben untersucht. Im Oktober des Vorjahrs wurde im Wipptal anhand eines Schaf- und eines Ziegenrisses zwei Mal ein Goldschakal nachgewiesen. Landesweit kam es in den vergangenen Monaten immer wieder zu Rissen bei Wildtieren. Wieviele es tatsächlich sind, wird sich kaum erheben lassen, weil nicht alle Überreste von gerissenen Wildtieren entdeckt werden bzw. wurden. In Gebieten, in denen Wolf, Bär und Schakal unterwegs sind, ist auch die Wildzählung schwierig, weil sich das Rotwild und das Rehwild von den Wildfütterungen möglichst fernhalten und sich im Dickicht für die Beutegreifer „unsichtbar“ machen.
 

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