„Dreier-Kommission“ soll nun die Geschehnisse im ehemaligen Mädchenheim bei Zirl vollumfänglich aufklären
„Die Geschehnisse im Mädchenheim Martinsbühel bei Zirl sollen nun einer vollumfänglichen Aufklärung unterzogen werden. Was in dem Mädchenheim passiert ist, darf nicht in Vergessenheit geraten“, erklärte Dienstag vergangener Woche nach der Regierungssitzung LH Güther Platter. An der Aufklärung soll auch der Benediktinerinnen-Orden, der das Mädchenheim bis 2008 betrieben hat, mitarbeiten.
„Gemeinsam mit der Diözese Innsbruck haben wir bereits vor Jahren im Rahmen einer Opferschutzkommission zu den Vorwürfen entsprechende Untersuchungen getätigt“, betonte LH Günther Platter Dienstag letzter Woche im Anschluss an die Regierungssitzung. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen, im Rahmen derer bereits Wiedergutmachungen an die Opfer geleistet wurden, regte die Tiroler Landesregierung nun die Einrichtung einer „Dreier-Kommission“, bestehend aus Benediktinerinnen-Orden, Diözese Innsbruck und Land Tirol an, die schnellstens ihre Arbeit aufnehmen soll. „Das Land Tirol wird sich aktiv an dieser Kommission beteiligen und auch die Diözese Innsbruck unter Bischof Hermann Glettler hat die Mithilfe bereits zugesagt“, kündigte LH Platter an. Nun sei es unerlässlich, dass sich auch der Orden der Benediktinerinnen an diesem Aufarbeitungsprozess beteiligt. „Wir erwarten uns, dass sich auch der Orden vollumfänglich beteiligt und endlich einen entscheidenden Beitrag zur Aufklärung an den Vorgängen in Martinsbühel leistet“, erklärt LH Platter. Die bereits vorhandenen Ergebnisse und Berichte sollen abschließend bewertet und anschließend in einer Gesamtschau dargestellt werden.
BENEDIKTINERINNEN BLOCKEN. Bisher haben die Benediktinerinnen eine Aufklärung immer wieder abgeblockt. Auch Bischof Hermann Glettler konnte die Ordensschwestern nicht zum Umdenken bewegen. Eine Petition mit 2.500 Unterschriften an das Land Tirol hat nun wieder Bewegung in die Affäre gebracht. Immerhin haben damals die Fürsorgebehörden des Landes Tirol Zuweisungen von „schwer erziehbaren“ und behinderten Schülerinnen nach Martinsbühel angeordnet. Die Aufsichtspflicht sei damals jedenfalls sträflich vernachlässigt worden. Im Mädchenheim und in der Schule soll es zu massiven psychischen und sexuellen Übergriffen gekommen sein. Die Heiminsassinnen seien menschenverachtenden Torturen ausgesetzt gewesen, Erniedrigungen der übelsten Art sowie harte Kinderarbeit im Schulbereich und in der Landwirtschaft seien an der Tagesordnung gestanden.
AUCH KLUBOBLEUTE FORDERN LÜCKENLOSE AUFKLÄRUNG. Eine lückenlose Aufklärung fordern auch ÖVP-Klubobmann Jakob Wolf, FP-Klubobmann Markus Abwerzger und „Liste Fritz“-Klubobfrau Andrea Haselwanter-Schneider. Wolf sagt, dass für ihn die Aufklärung der Geschehnisse in Martinsbühel ein Gebot der Stunde sei. FP-Klubobmann Markus Abwerzger fordert: „Da die ehemaligen Nonnen nichts bezüglich Aufarbeitung der Vorfälle wissen wollen, sind nun kirchenrechtlich die diesbezüglichen Instanzen zur Verantwortung zu ziehen!“ Das seien der Abt der Benediktinerabtei von Engelberg und die Ordenskongregation in Rom. „Unrecht darf nicht verjähren“, bringt es Haselwanter-Schneider auf den Punkt.