Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Zwei helfende Hände aus Leutasch

Eine vom Schicksal gebeutelte Familie aus dem Raum Telfs darf sich mehrmals wöchentlich über tatkräftige Hilfe freuen

Und plötzlich ist alles anders. Eine Krebsdiagnose zu erhalten ist ein einschneidendes Erlebnis, wodurch das ganze Leben auf den Kopf gestellt wird. Diese Erfahrung musste im Sommer auch eine junge Familie aus dem Raum Telfs machen und sieht sich seit der Diagnose des zweifachen Familienvaters mit vielen Herausforderungen konfrontiert. Den Alltag zu bestreiten ist ein kräfteraubendes Unterfangen. Tatkräftige Hilfe und Unterstützung erfährt die Familie von Monika Klimitsch aus der Leutasch. Die Pensionistin stellte eines Tages warmes Essen vor die Haustüre und versorgt die vom Schicksal gebeutelte Familie seither mehrmals wöchentlich mit frisch Gekochtem, ohne die Familie näher zu kennen. Sie hat lediglich von der Erkrankung des Mannes erfahren und wollte helfen.
30. November 2020 | von Beatrice Hackl
Zwei helfende Hände aus Leutasch<br />
Die engagierte Pensonistin Monika Klimitsch unterstützt mit warmen Mahlzeiten tatkräftig eine junge Familie, deren Leben aufgrund einer Krebsdiagnose aus den Fugen geriet.
Von Beatrice Hackl

„Hilfe bedeutet, gleich zu helfen und nicht lange schwafeln“, ist Monika Klimitsch überzeugt, weshalb sie für die junge Familie den Kochlöffel schwingt. Essen bedeutet Lebensfreude und Genuss. Das möchte sie der Familie schenken. Auch ihr eigener Mann kämpfte einst mit Krebs und somit ist sie als ehemalige Köchin dazu in der Lage alle gesundheitlichen Besonderheiten beim Kochen zu berücksichtigen. Durch ihr Fachwissen, Können und Kreativität gelingt es ihr, kaum gewürztes, anfänglich oft püriertes Essen schmackhaft zuzubereiten. Eine Magensonde, Schmerzmittel, ein durch Bestrahlung in Mitleidenschaft gezogener Rachen und die daraus resultierenden Schluckbeschwerden legen dem Erkrankten einen besonderen Speiseplan auf. Klimitsch wird all dem gerecht und geht darüber hinaus bei all ihren Gerichten auch auf die zwei kleinen Kinder ein – es soll ja allen schmecken. „Die Essenspakete von Monika sind eine große Erleichterung und bringen einen Hauch von Normalität in unser Leben. Mein Mann kann aktuell nur wenige Dinge essen und Monika hat Erfahrung auf dem Gebiet. Tomaten zum Beispiel, egal in welcher Form sind eigentlich zu ‚scharf‘ für seine angegriffene Schleimhaut. Monika wusste aber, dass sich die in Tomaten enthaltenen Säure in Zucker umwandelt, sobald man sie 24 Stunden köchelt. Die Freude meines Mannes, als er eine von Monika zubereitete Lasagne aß, war unbeschreiblich groß. Diese bodenständige Hilfe ist unendlich viel Wert. Mein Mann war ein aktiver Mensch, hat leidenschaftlich gerne gearbeitet, meist zwischen 60 bis 70 Stunden pro Woche und heute sind die elementarsten Dinge – wie essen – nicht mehr selbstverständlich“, zeigt sich die Ehefrau des Erkrankten von der Hilfe aus der Leutasch begeistert. Die Essenslieferungen seien ein Segen und sie habe dadurch einfach mehr Zeit und Energie, um sich um ihren Mann und die beiden kleinen Kinder zu kümmern. Sie war es auch, die sich an die RUNDSCHAU gewandt hat, um den selbstlosen Einsatz von Klimitsch zu würdigen. 

Schnell und direkt helfen. „Hilfe muss ankommen, sobald sie gebraucht wird“, ist Klimitsch überzeugt. „Schupfnudeln, Spinatspatzlen, Bio- Berner Würstel, Rösti, Knödel – ich habe mittlerweile schon einiges für sie zubereitet und lasse sie auch immer vorab wissen, was sie bekommen. Die noch warmen Gerichte stelle ich dann vor der Haustüre ab. Ich mache diese Arbeit gerne und davon hat jeder etwas“, betont die Leutascherin, die zum Ausliefern meist dreimal die Woche ins Inntal fährt. „Dem krebskranken Familienvater hat es gutgetan, und das war und ist mir wichtig. Ich bin glücklich, wenn ich ihm mit meinen Essenslieferungen eine Freude bereiten kann. Insbesondere Kranke brauchen Nährstoffe, um für ihren Kampf genügend Energie und Kraft zu haben.“
Doch damit nicht genug. Klimitsch kombiniert ihre Hilfe und schlägt mehrere Fliegen mit einer Klappe. Zusätzlich zur jungen Familie aus dem Raum Telfs versorgt sie auch noch zwei weitere Familien aus ihrer eigenen Verwandtschaft – in Axams und Schönberg. Somit kocht sie meist für 12 Personen. „Ich war früher Köchin, also macht mir die Arbeit nichts aus und auch die Mengen sind kein Problem. Ich betrachte das Ganze als mein persönliches Training. Mit 69 muss man aktiv bleiben“, berichtet Klimitsch und ergänzt: „Ich bin in Pension und habe Zeit. Meist beginne ich um neun Uhr morgens mit dem Kochen, damit ich alle rechtzeitig beliefern kann. Das spart den jungen Frauen Zeit, und sie können sich stattdessen intensiver mit ihren Kindern beschäftigen, mit ihnen Singen, Basteln oder spazieren gehen.“ Man müsse sich lediglich in die Menschen hineinversetzten und dann sei klar, was zu tun ist bzw. wie man andere sinnvoll unterstützen könne.
 
Zwei helfende Hände aus Leutasch<br />
Mehrmals pro Woche beginnt Monika Klimitsch um neun Uhr zu kochen und steigt dann in ihr Auto, um das Essen vor der Haustür abzustellen. Fotos: privat

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